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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ihnen.«
Es ärgerte Präsident Roger Durling, daß der einfache Ausweg sich am Ende auch als der richtige, gerechte Ausweg erweisen könnte - aber das würde niemand je in Erfahrung bringen. Man würde nur erfahren, daß er letztlich aus Gründen politischer Zweckmäßigkeit entschieden hatte, in einem historischen Moment, der politisch zweckmäßige Entscheidungen verlangte. Angesichts einer Wirtschaft, der der Ruin drohte, angesichts eines Krieges, der gerade begonnen hatte, hatte er einfach nicht die Zeit, sich damit herumzuschlagen. Eine junge Frau war umgekommen. Andere behaupteten, belästigt worden zu sein. Was aber, wenn die tote junge Frau aus anderen Gründen umgekommen war, und was, wenn die anderen ... Zum Teufel damit, fluchte er im stillen. Über so etwas mußte eine Jury entscheiden. Doch bevor eine Jury entscheiden konnte, mußte die Sache drei getrennte gesetzliche Verfahren durchlaufen, und dann konnte jeder Strafverteidiger, der nur halbwegs bei Verstand war, argumentieren, daß ein faires Verfahren ohnehin nicht mehr möglich sei, nachdem C-SPAN sein möglichstes getan hatte, die Anklagepunkte in allen Details vor der Öffentlichkeit auszubreiten; damit sei Kealty von vornherein sein verfassungsmäßiges Recht auf einen fairen und unparteiischen Prozeß vor unvoreingenommenen Geschworenen verwehrt worden. In einem Verfahren vor einem Bundesbezirksgericht würde sehr wahrscheinlich in diesem Sinne entschieden werden und erst recht in einem Berufungsverfahren - und den Opfern würde es gar nichts bringen. Und was, wenn das Arschloch wirklich, im juristischen Sinne, nicht eines Verbrechens schuldig war? Ein offener Reißverschluß mochte noch so widerlich sein - ein Verbrechen stellte er nicht dar.
Und schließlich konnten weder er noch das Land diese Ablenkung gebrauchen. Roger Durling klingelte nach seiner Sekretärin.
»Ja, Mr. President?«
»Geben Sie mir den Justizminister.«
Er hatte sich geirrt, dachte Durling. Er konnte durchaus in ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingreifen. Er mußte es. Und es war so einfach. Verdammt.

26 / Aufholjagd
»Hat er das wirklich gesagt?« Ed Foley beugte sich vor. Es war für
    Mary Pat leichter zu begreifen als für ihren Mann.
»Allerdings, und er nimmt alles auf seine Ehre als Spion«, bestätigte
Jack, indem er die Worte des Russen zitierte.
»Seinen Humor habe ich immer schon gemocht«, sagte die DDO mit
ihrem ersten und wohl auch letzten Lachen an diesem Tag. »Er hat uns so
intensiv erforscht, daß er mehr Amerikaner als Russe ist.«
Das ist es, dachte Jack. Das war die Erklärung für Ed. Für den galt das das Gegenteil. Nachdem er fast seine ganze Laufbahn als Sowjetspezialist verbracht hatte, war er mehr Russe als Amerikaner. Diese Einsicht brachte
wiederum ihn zum Lächeln.
»Irgendwelche Ideen?« fragte der Nationale Sicherheitsberater. »Jack, das liefert ihnen die Identität der drei einzigen Agenten, die wir
da drüben haben«, sagte Edward Foley.
»Das ist ein Gesichtspunkt«, stimmte Mary Patricia Foley zu. »Aber da
ist noch ein anderer. Diese drei Agenten sind abgeschnitten. Wenn wir
keine Verbindung zu ihnen haben, könnten sie genausogut gar nicht
existieren. Jack, wie ernst ist die Lage?«
»Wir befinden uns praktisch im Kriegszustand, MP.« Jack hatte bereits
den Kern des Gesprächs mit dem Botschafter mitgeteilt, einschließlich
seines Schlußworts.
Sie nickte. »Okay. Die veranstalten also einen Krieg. Nehmen wir die
Einladung an?«
»Ich weiß es nicht«, gab Ryan zu. »Drüben sind Leute von uns getötet
worden. Über einem Stück US-Territorium weht im Augenblick eine
fremde Flagge. Aber unsere Fähigkeit, wirksam zurückzuschlagen, ist stark
eingeschränkt - und wir haben noch dieses kleine Problem zu Hause.
Morgen werden sich die Börsen und die Banken an ein paar sehr
unangenehme Fakten gewöhnen müssen.«
»Interessanter Zufall«, bemerkte Ed. Er war schon zu lange beim
Geheimdienst, um noch an Zufälle zu glauben. »Wie wird sich diese
Geschichte entwickeln, Jack? Sie wissen doch viel über so was.« »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Es wird schlimm, aber wie schlimm
und auf welche Art ... Es ist was völlig Neues. Ich nehme an, die gute
Nachricht ist, daß es nicht noch weiter abwärtsgehen kann. Die schlechte
Nachricht ist, daß sich dabei eine Mentalität entwickelt, als wäre man in
einem brennenden Haus eingeschlossen. Man ist vielleicht sicher, wo man
ist, aber man kommt auch nicht raus.«
»Welche Behörden

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