08 - Ehrenschuld
Enterprise auf neun Knoten beschleunigen konnte. Der Kapitän des Schleppers dachte an die Höhe der Prämie, die er wahrscheinlich durch den Lloyds-Bergungsvertrag einstreichen würde, den der Kommandant des Flugzeugträgers unterschrieben und per Hubschrauber zurückgeschickt hatte. Die übliche Summe waren zehn bis fünfzehn Prozent vom Wert des geretteten Schiffes. Ein Flugzeugträger, ein Fluggeschwader und sechstausend Mann, dachte die Schlepperbesatzung. Wieviel waren zehn Prozent von drei Milliarden Dollar? Vielleicht würden sie großzügig sein und sich mit fünf Prozent begnügen.
Wie immer war es eine Mischung aus dem Einfachen und dem Komplizierten. Inzwischen schirmten P-3C-Orion-Maschinen von der Basis Midway den Rückzug des Kampfverbands ab. Es hatte einen ganzen Tag gedauert, bis die Einrichtungen auf dem Atoll mitten im Ozean wieder einsatzbereit waren, und es war nur möglich gewesen, weil ein Team von Ornithologen dort die schwarzen Albatrosse beobachtete. Die Orions wurden wiederum von C-13O-Maschinen der hawaiischen Nationalgarde unterstützt. Wie immer es passiert sein mochte, der Admiral, dessen Flagge noch immer auf dem beschädigten Flugzeugträger wehte, konnte auf dem Radarbild vier Anti-U-Boot-Flugzeuge sehen, die seine Flotte abschirmten, und fühlte sich allmählich etwas sicherer. Der äußere Ring von Begleitschiffen durchforschte den Ozean mit Sonargeräten und fand nach einer panischen Anfangsphase nicht viel Beunruhigendes. Freitag abend würde er Pearl Harbor erreichen, und bei etwas Wind konnte er vielleicht seine Maschinen als zusätzlichen Schutz aufsteigen lassen.
Als Admiral Sato den Korridor entlangging, sah er, daß die Mannschaft jetzt lächelte. Nur zwei Tage vorher waren sie verlegen und beschämt wegen des »Fehlers« gewesen, den ihr Schiff gemacht hatte. Aber jetzt nicht mehr. Er war mit dem Hubschrauber selbst zu allen vier Zerstörern der Kongo-Klasse geflogen, um die Instruktionen zu geben. Zwei Tage von den Marianen entfernt, wußten sie nun, was sie geleistet hatten. Oder wenigstens zum Teil. Die Vorfälle mit den U-Booten waren noch immer geheim, und was sie im Augenblick wußten, war, daß sie eine große Schmach an ihrem Land auf höchst clevere Art gerächt hatten, wodurch sie Japan erlaubten, Land zurückzufordern, das aus historischen Gründen ihm gehörte - und zwar ohne daß es Tote gegeben hatte, wie sie glaubten. Krieg gegen Amerika führen? Der Admiral hatte ihnen erklärt, es sei kein echter Krieg, sofern die Amerikaner ihn nicht dazu machten. Er halte das für unwahrscheinlich, hatte sie aber gewarnt, daß sie dennoch darauf vorbereitet sein müßten. Der Verband war jetzt aufgefächert und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit nach Westen, wobei dreitausend Meter Abstand zwischen den Schiffen lagen. Das bedeutete einen gefährlich hohen Treibstoffverbrauch, aber in Guam würde ein Tankschiff auf sie warten, und Sato wollte so schnell wie möglich unter seinen Anti-U-Boot-Schutzschild kommen. Sobald er in Guam war, konnte er künftige Operationen planen. Die erste war erfolgreich gewesen. Mit etwas Glück würde es keine zweite geben, aber wenn es dazu kam, hatte er vieles zu bedenken.
»Kontakte?« fragte der Admiral, als er den Radarraum betrat. »Alles in der Luft gibt zivile Signale«, antwortete der
Luftabwehroffizier.
»Jedes Kampfflugzeug hat einen zivilen Antwortsender«, erinnerte ihn
Sato, »und alle funktionieren gleich.«
»Niemand nimmt Kurs auf uns.« Der Verband fuhr natürlich mit
Absicht auf Abstand von den zivilen Luftkorridoren, und beim Blick auf
den Bildschirm konnte der Admiral sehen, daß in all diesen Korridoren
Flugverkehr herrschte. Natürlich konnte ein gutes Aufklärungsflugzeug sie
auch von diesen Korridoren aus erkennen, aber die Amerikaner hatten
Satelliten, die genauso akkurat funktionierten. Seine Kalkulationen waren
bis jetzt eingetroffen. U-Boote waren die einzige Bedrohung, die ihm
wirklich Sorgen bereitete, und mit der konnte er fertig werden. Auf die
Gefahr von Harpoon- oder Tomahawk-Raketen, die von U-Booten aus
abgefeuert wurden, war er vorbereitet. Jeder Zerstörer hatte sein SPY-IDRadar eingeschaltet, mit dem er die Wasseroberfläche kontrollierte. Jede
Feuerstation war besetzt. Jeder Marschflugkörper würde aufgespürt und
angegriffen werden, zunächst mit den in Amerika hergestellten und in Japan
verbesserten SM-2MR-Raketen und danach von CIWS-Geschützen. Das
würde die meisten »Vampire«, wie man die
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