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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Transaktionen oder nicht?« »Na ja, wir haben die Tonbänder - jedenfalls eine Kopie«, korrigierte
sich Gant. »Das FBI hat die Originale mitgenommen.«
Die früheste Leidenschaft des brillanten Technikers Gant war immer die
Mathematik gewesen. Wenn man Mark Gant die richtigen Anweisungen
gab, konnte er so gewieft auf den Märkten mitspielen, als wäre er ein
erfahrener Falschspieler mit seinem eigenen Satz Karten. Aber wie die
meisten Leute an der Wall Street brauchte er jemand, der ihm sagte, wo es langging. Tja, jeder Mensch hatte seine Grenzen, und auf der Haben-Seite war zu vermerken, daß Gant intelligent und ehrlich war und seine Grenzen kannte. Er wußte, wann er um Unterstützung bitten mußte. Diese
Eigenschaft zeichnete ihn vor siebenundneunzig Prozent der anderen aus. Also mußte er Yamata und dessen Mann um Rat gefragt haben ... »Als es losging, was waren da die Anweisungen?«
»Anweisungen?« Gant rieb sein unrasiertes Gesicht und schüttelte den
Kopf. »Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um nicht unterzugehen. Wenn
DTC nicht absäuft, können wir unsere Haut retten. Ich habe auf General
Motors und Gold gesetzt und ...«
»Das meine ich nicht.«
»Er sagte, wir sollten weitermachen. Zum Glück hat er ganz schnell alle
Bankaktien abgestoßen. Er hat es garantiert als erster kommen sehen. Bevor
alles den Bach runterging, standen wir gar nicht so schlecht da. Wenn die
Panik nicht gewesen wäre - ich meine, lieber Gott, George, es ist wirklich
passiert! Eins-achthundert-PANIK!!! Mein Gott, wenn die Leute bloß nicht
den Kopf verloren hätten ...« Ein Seufzer. »Aber das haben sie nun mal, und
jetzt diese Scheiße mit DTC ... George, ich weiß nicht, was morgen bei
Geschäftseröffnung los sein wird. Wenn das wahr ist und sie die Sache bis
morgen früh nicht wieder hinbiegen, also Mann, ich weiß nicht, ich weiß es
wirklich nicht«, sagte Gant, als sie in den Lincoln-Tunnel einfuhren. Die ganze Geschichte der Wall Street in einem Atemzug, sagte sich
Winston, während er die schimmernden Fliesen anschaute, mit denen der
Tunnel ausgekleidet war. Eigentlich war es genau wie ein Tunnel. Man
konnte vorwärts und rückwärts sehen, aber nicht zur Seite. Außerhalb des
beschränkten Blickfelds konnte man nichts sehen.
Und trotzdem mußte man es tun.
»Mark, ich sitze immer noch im Vorstand.«
»Ja, und?«
»Und Sie auch.«
»Ich weiß, aber ...«
»Zu zweit können wir eine Sitzung einberufen. Fangen Sie an, die Leute
zusammenzutrommeln, sobald wir aus diesem verdammten Loch raus sind«,
befahl George Winston.
»Für wann?« fragte Gant.
»Für jetzt sofort, zum Teufel!« fluchte Winston. »Wenn jemand weg ist,
schick' ich ihm meinen Jet.«
»Die meisten sind im Büro.« Das war die einzige gute Nachricht, die er
seit Freitag nachmittag gehört hatte, dachte George und nickte seinem
früheren Angestellten zu, fortzufahren. »Ich nehme an, woanders ist
sowieso alles dicht.«
Sie verließen den Tunnel. Winston nahm den Hörer des Autotelefons
und reichte ihn Gant.
»Fangen Sie mit den Anrufen an.« Winston fragte sich, ob Gant wußte,
was er bei der Sitzung vorschlagen sollte. Wahrscheinlich nicht. In einem
Tunnel war er gut, aber er war nie über seine Grenzen hinausgewachsen. Warum zum Teufel bin ich bloß ausgestiegen? dachte Winston. Es war
einfach zu unsicher, die amerikanische Wirtschaft in den Händen von
Leuten zu lassen, die nicht wußten, wie sie funktionierte.
    »Das hat funktioniert«, sagte Admiral Dubro. Die Flotte drosselte ihre Geschwindigkeit auf zwanzig Knoten. Sie waren jetzt zweihundert Meilen östlich von Dondra Head. Sie brauchten mehr Bewegungsfreiheit, aber daß sie so weit gekommen waren, war schon ein Erfolg. Die beiden Flugzeugträger entfernten sich voneinander, ihre Begleitformationen trennten sich und schlössen um die Abraham Lincoln und die Dwight D. Eisenhower einen Schutzring. In einer Stunde würden beide Formationen keinen Sichtkontakt mehr haben, und das war gut, aber die hohe Geschwindigkeit hatte die Tanks geleert, und das war sehr schlecht. Seltsamerweise waren die atomgetriebenen Flugzeugträger auch eine Art Tankschiff. Sie transportierten Treibstoff für ihre Begleitschiffe und konnten sie auftanken, wenn es nötig war. Bald würde es nötig sein. Die Marinetanker Yukon und Rappahannock waren von Diego Garcia aus mit achtzigtausend Tonnen öl unterwegs, aber die Zeit drängte. Die Möglichkeit einer Konfrontation zwang Dubro, alle Tanks seiner Schiffe gefüllt zu

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