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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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geführt. Selbst bei hoher Geschwindigkeit versorgten die Empfangshydrophone die Sonarleute von der Einsatzzentrale sofort mit Daten. Die Tennessee hatte nun volle Fahrt aufgenommen und tauchte auf achthundert Fuß ab. Der erhöhte Wasserdruck verhinderte jegliche Kavitationsgeräusche des ausgeklügelten Schraubensystems. Ihr Reaktorkreislauf machte ebenfalls nicht die geringsten Pumpgeräusche. Ihre glatten Oberflächen verursachten keinerlei Strömungsgeräusche. Die Besatzung trug Schuhe mit Gummisohlen. Die Turbinen waren auf Decks installiert, die durch Federn mit dem Rumpf verbunden waren, um so die Antriebsgeräusche zu isolieren und zu entkoppeln. Die Boote der Ohio-Klasse waren so konstruiert worden, daß sie keinerlei Geräusch abstrahlten und selbst von Fahrern anderer Schnellangriffsboote durchweg als »schwarze Löcher« bezeichnet wurden; diese Klasse war wirklich das Leiseste, was die Menschheit je zu Wasser gelassen hatte. Groß und bei weitem nicht so schnell wie die kleineren Jagd-U-Boote, waren die Tennessee und ihre Schwestern in diesem wichtigen Bereich allen anderen immer noch weit voraus. Selbst Wale hatten Schwierigkeiten, eines dieser Boote zu orten.
    Gewalt gegen Gewalt, dachte Robbie Jackson wieder. Wenn das nicht möglich ist, was dann? »Wenn wir das nicht wie einen Preisboxkampf austragen können, werden wir die Sache eben wie ein Kartenspiel angehen«, sagte er sich, als er allein in seinem Büro saß. Er sah erstaunt auf und stellte fest, daß er seine eigenen, laut ausgesprochenen Worte gehört hatte.
    Es war nicht besonders professionell, wütend zu werden, aber Konteradmiral Jackson gönnte sich seinen Zorn einen Augenblick. Der Feind - das war die Bezeichnung, die er jetzt benutzte - ging davon aus, daß er und seine Kollegen in J-3 seinen Manövern nicht wirkungsvoll begegnen konnten. Für sie war es eine Frage von Raum und Zeit und Streitmacht. Raum wurde in Tausenden von Meilen gemessen. Zeit in Monaten und Jahren. Die Streitmacht in Flotten und Divisionen.
    Und wenn sie sich irrten? fragte sich Jackson.
Zwischen Shemja und Tokio lagen zweitausend Meilen. Zwischen Elmendorf und Tokio weitere tausend. Aber Raum war doch Zeit. Für sie war Zeit die Anzahl der Monate und Jahre, die man brauchte, um eine Marine aufzubauen, die zu den Leistungen von 1944 imstande war. Aber das war nicht möglich und daher irrelevant. Und die Streitmacht war auch nicht alles. Die Streitmacht war das, was man zu den Zielen bringen konnte, die getroffen werden mußten. Alles andere war doch nur verschwendete Energie.
Noch wichtiger war jedoch die Wahrnehmung. Seine Gegner nahmen die Situation so wahr, daß die sie selbst einschränkenden Faktoren auch für die anderen galten. Sie legten die Regeln nach ihren Vorstellungen fest, und wenn Amerika sich auf dieses Spiel einließ, würde Amerika verlieren. Seine wichtigste Aufgabe war es also, eigene Spielregeln aufzustellen. Und genau das würde er tun, sagte sich Jackson. Er begann mit einem weißen, unlinierten und unbeschrifteten Blatt Papier und häufigen Blicken auf die Weltkarte an seiner Wand.
    Wer auch immer beim CIA Nachtdienst gehabt hatte, dachte Ryan, war intelligent genug für den Job. Intelligent genug, um zu wissen, daß eine Information, die um drei Uhr morgens einlief, bis sechs Uhr warten konnte. Das zeugte von einer Urteilsfähigkeit, die man im Geheimdienst nur selten finden konnte und für die er dankbar war. Die Russen hatten die Sendung an die residentura in Washington geschickt, und von dort war sie per Kurier zur CIA gebracht worden. Jack fragte sich, was die uniformierten Wachen bei der CIA wohl gedacht hatten, als sie die merkwürdigen Russen durch das Tor ließen. Von da war der Bericht dann zum Weißen Haus gefahren worden, und der Kurier hatte bereits in Ryans Vorzimmer auf ihn gewartet.
    »Unsere Quellen berichten von insgesamt neun H-11-Raketen in Yoshinobu. Eine weitere Rakete ist in der Fabrik und wird dort als Versuchsobjekt für die geplante strukturelle Verbesserung benutzt. Es bleiben also noch zehn oder elf Raketen übrig, wahrscheinlich eher zehn, deren Aufenthaltsort wir nicht kennen. Gute Nachrichten, Iwan Emmetowitsch. Ich nehme an, Ihre Satellitenleute sind ziemlich beschäftigt. Unsere auch. Golowko.«
    »Das kann mal wohl sagen, Sergei Nikolaitsch«, flüsterte Ryan und öffnete den zweiten Ordner, den der Kurier mitgebracht hatte. »Das kann man wohl sagen.«
Hier geht gar nichts, dachte Sanchez.
    Der AirPac

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