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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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einsatzbereit - das war es dann auch, was die Marianen betraf. Er mußte sich für seinen Bericht einige Seiten Analyse abringen, aber das Fazit war, daß Amerika sein Land zwar reizen konnte, aber keine wirkliche Macht mehr hatte. Daraus ergab sich, daß die Wahrscheinlichkeit einer ernsthaften Auseinandersetzung in naher Zukunft außerordentlich gering war.
Jackson machte es nichts aus, der einzige Passagier der VC-20B zu sein. Man konnte sich an diese Art Sonderbehandlung gewöhnen, und er mußte zugeben, daß die Dienstflugzeuge der Air Force besser waren als die der Navy - die Navy hatte auch nicht viele davon, und die meisten waren modifizierte P-3-Orions, deren Turbo-Prop-Triebwerke kaum die halbe Leistung dieses zweistrahligen Jets brachten. Er war in weniger als neun Stunden auf Hawaii gewesen; es gab nur einen kurzen Aufenthalt zum Auftanken auf der Travis Air Force Base außerhalb von San Francisco. Das gab ihm ein gutes Gefühl, bis er dann beim Landeanflug auf Hickam einen Blick auf die Enterprise werfen konnte, die immer noch im Trockendock lag. Der erste atomgetriebene Flugzeugträger, der den stolzesten Namen in der amerikanischen Marine trug, würde diesmal nicht dabeisein. Das war aus ästhetischen Gründen schon schlimm genug. Der wichtigere Punkt war, daß sie ein zusätzliches Flugdeck gut hätten gebrauchen können.
    »Du hast deine Trägerkampfgruppe, mein Junge«, flüsterte Robby. Und es war die, die jeder Marineflieger hätte haben wollen. Die Task Force 77, die man den Hammer der Pazifikflotte nannte; auch wenn es nur ein Träger war, es war seine Gruppe, und sie würden sich der Gefahr in den Weg stellen. Es war sein Traum gewesen, Commander der Task Force 77 zu werden, aber er hatte nie wirklich Krieg führen wollen. Natürlich, gestand er sich ein, hatte er in seiner Anfangszeit, ungefähr bis zum Rang eines Lieutenant, Gefallen an der Vorstellung eines Luftkampfes gefunden, denn er wußte, daß er als US-Marineflieger einer der Weltbesten war - gut ausgebildet, hervorragend ausgestattet und mit dem Bedürfnis, sein Können eines Tages zu beweisen. Aber mit der Zeit hatte er viele seiner Freunde bei Unfällen sterben sehen. Er hatte einen Abschuß im Golfkrieg und vier weitere in einer sternklaren Nacht über dem Mittelmeer gehabt, aber bei diesen vieren hatte es sich um ein Versehen gehandelt. Er hatte vier Menschen ohne Grund getötet, und obwohl er nie mit jemandem darüber sprach, nicht einmal mit seiner Frau, nagte es an ihm, daß man ihn tatsächlich dazu gebracht hatte, andere Menschen zu töten. Es war nicht sein Fehler gewesen, nur irgendein ihm aufgezwungener Irrtum. Aber genau das war der Krieg für die Krieger meistens - nur ein riesiger Irrtum -, und nun mußte er seine Rolle bei einem weiteren Irrtum spielen, anstatt die TF77 dafür einzusetzen, wofür sie gedacht war - als Abschreckung, die allein durch ihre Existenz Kriege verhindern sollte. Der einzige Trost, der ihm im Moment blieb, war, daß er auch an diesem Irrtum keine Schuld trug.
    Wenn Wünsche Flügel hätten, dachte er, als das Flugzeug ausrollte und anhielt. Der Flugbegleiter öffnete die Tür und warf Jacksons einzige Tasche einem anderen Sergeant der Air Force zu, der den Admiral für den Weiterflug zu einem Hubschrauber brachte; diesmal ging es zu Admiral David Seaton, CINCPAC. Es war an der Zeit, wieder eine professionelle Haltung einzunehmen. Ob die Aktion nun berechtigt war oder nicht, Robby Jackson war ein Kämpfer und auf dem Weg, den Befehl über andere Kämpfer zu übernehmen. Er hatte sich mit seinen Fragen und Zweifeln auseinandergesetzt, und jetzt war es an der Zeit, sie beiseite zu schieben.
»Dafür sind wir denen einen Riesengefallen schuldig«, bemerkte Durling und schaltete den Fernseher mit der Fernbedienung aus.
    Diese Technik war ausgerechnet für Werbeeinblendungen bei Baseballspielen entwickelt worden. Es handelte sich um eine Anpassung des bei Kinofilmen verwendeten Blue-Screen-Verfahrens, das durch den Einsatz hochentwickelter Computer für Live-Übertragungen dazugeschaltet werden konnte. In diesem Fall hier konnte die Reporterin ihren Bericht live aus Pearl Harbor senden - von einem Platz außerhalb des Stützpunktes natürlich -, wobei die Archivbilder mit der Seitenansicht der Flugzeugträger mit kreisenden Möwen und ameisengroßen Werftarbeitern den Hintergrund abgaben. Es sah so echt aus, wie etwas auf einem Bildschirm nur aussehen konnte; letzten Endes handelte es sich ja nur um

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