08 - Ehrenschuld
hetzen, und dagegen hatten sie keine Chance. Spezialeinsätze, dachte er. Sie waren gut, solange alles funktionierte, aber so war es bei allem, was man in Uniform tat; die Sicherheitszone dieses Auftrags war so dünn, daß man schon durchsehen konnte. Und dann war da noch die Frage, wie sie wieder rauskommen würden, erinnerte sich der Pilot. Er hätte eigentlich genausogut zur Marine gehen können.
»Hübsches Haus.«
In Kriegszeiten galten andere Regeln, sagte sich Murray. Computer machten es einem leichter, und diese Lektion hatte seine Behörde nur sehr langsam gelernt. Er hatte seine jungen Mitarbeiter um sich versammelt, und sie hatten sich als erstes etwas ganz Einfaches wie die Überprüfung der Kreditwürdigkeit vorgenommen, wodurch sie die Adresse bekamen. Das Haus war eine Preisklasse zu hoch, aber gerade noch in Reichweite für einen höheren Staatsdiener, wenn er sein Geld über die Jahre zusammengehalten hatte. Aber das hatte Cook nicht getan, wie er hier sah. Der Mann tätigte alle Bankgeschäfte über die First Virginia Bank. Das FBI hatte einen Mann, der sich weit genug in die Bankdaten hacken konnte, um zu sehen, daß Christopher Cook sich im wesentlichen von einem Gehalt zum nächsten gehangelt und in dieser ganzen Zeit nicht mehr als vierzehntausend Dollar auf die hohe Kante gelegt hatte. Und das war wahrscheinlich für die Collegeausbildung seiner Kinder bestimmt. In Anbetracht der Kosten der höheren Schulbildung in Amerika hielt Murray das für eine Fehleinschätzung, die schon an Dummheit grenzte. Wichtiger war jedoch, daß er die Ersparnisse beim Kauf des neuen Hauses nicht angerührt hatte. Zwar hatte er das Haus mit einer Hypothek belastet, aber die betrug weniger als zweihunderttausend Dollar, und wenn man die hundertachtzig in Betracht zog, die er beim Verkauf seines vorherigen Hauses erzielt hatte, blieb eine beachtliche Lücke, für die die Bankauszüge keine Erklärung boten. Wo war das restliche Geld hergekommen? Ein Anruf bei einem IRS-Kontakt, verbunden mit dem Hinweis auf eine mögliche Steuerhinterziehung, hatte weitere gespeicherte Daten zum Vorschein gebracht. Daraus war klar zu erkennen, daß er der einzige Verdiener in der Familie war und daß die Eltern beider Cooks, alle bereits verstorben, weder dem einen noch der anderen ein Vermögen hinterlassen hatten. Die Autos waren bezahlt, und während das eine bereits vier Jahre alt war, roch der Buick wahrscheinlich noch neu. Auch er war bar bezahlt worden. Was sie da vor sich hatten, war ein Mann, der über seine Verhältnisse lebte. Die Regierung hatte bei Spionagefällen früher oft versäumt, sich über die finanziellen Verhältnisse zu informieren, aber mittlerweile hatte sie etwas gelernt.
»Und?« fragte Murray seine Leute.
»Wir haben noch keinen Fall, aber es sieht aus, als würde es einer werden«, meinte einer der Agenten. »Wir müssen ein paar Banken Besuche abstatten und noch mehr Aufzeichnungen durchsehen.« Wofür man wieder eine gerichtliche Verfügung brauchte, aber sie wußten schon, mit welchem Anliegen man zu welchem Richter gehen mußte. Das FBI wußte immer; welche Richter zahm waren und welche nicht.
Scott Adler wurde genauso überprüft. Er war geschieden, lebte allein in einer Wohnung in Georgetown, zahlte Unterhalt für Frau und Kinder, fuhr ein gutes Auto, lebte aber ansonsten völlig normal. Minister Hanson war aus seiner Zeit als Rechtsanwalt ziemlich vermögend und für Bestechung kaum der richtige. Alle Sicherheits- und Hintergrundüberprüfungen, die von in Frage kommenden Mitarbeitern vor deren Eintritt gemacht worden waren, wurden erneut gecheckt und stellten sich als unauffällig heraus. Bis auf Cooks neue Anschaffungen, das Auto und das Haus. Im Zuge ihrer Nachforschungen stießen sie auf einen gesperrten Scheck, der auf irgendeine Bank ausgestellt war, um den problemlosen Hauskauf zu erklären. Das war eine der wenigen guten Eigenschaften von Banken: Sie hatten für alles eine Akte, alles wurde irgendwie zu Papier gebracht, und es hinterließ immer eine Spur.
»Gut, gehen wir mal davon aus, daß er unser Mann ist.« Der Deputy Assistant Director sah sich in seiner Runde begabter, junger Agenten um, die genau wie er nicht daran gedacht hatten, daß Barbara Linders regelmäßig ein Medikament einnahm, das sich mit dem Brandy nicht vertrug, den Ed Kealty immer in seiner Nähe hatte. Ihre Betroffenheit darüber war so groß wie seine eigene. Vielleicht gar nicht so schlecht, dachte Dan. Nach so
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