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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Nacht ausreichend geschlafen hatte. »Ich möchte Sie weiterhin daran erinnern, daß Ihr Land amerikanische Soldaten getötet hat, und wenn Sie von uns erwartet haben, daß wir von Vergeltungsschlägen absehen, dann haben Sie sich vielleicht mit dieser Einschätzung geirrt.«
    »Wir haben zu keiner Zeit handfeste amerikanische Interessen angegriffen.«
»Das einzige handfeste Interesse meines Landes, Sir, ist letztendlich die Freiheit und Sicherheit amerikanischer Bürger.«
Der gallige Stimmungsumschwung hätte kaum offensichtlicher sein können, wie auch die Gründe, die dazu geführt hatten. Amerika war dabei, irgendeinen Schritt zu unternehmen, und dieser Schritt würde zweifellos nicht leicht zu durchschauen sein. Die Menschen zu beiden Seiten des Tisches im obersten Stockwerk des Außenministeriums hätten aus Stein gemeißelt sein können. Keiner wollte bei diesen formellen Sitzungen irgend etwas preisgeben, nicht einmal ein Augenzwinkern. Vielleicht wurden die Köpfe ein wenig gedreht, wenn die Führer der jeweiligen Delegationen sprachen, aber das war auch schon alles. Das Fehlen jeglicher Veränderungen des Gesichtsausdrucks hätte jeden Pokerprofi beeindruckt und genau das war es, was hier gespielt wurde, wenn auch ohne Karten. Die Unterredung kam noch nicht einmal soweit, die Rückgabe der Marianen anzusprechen, bevor eine erste Unterbrechung gefordert wurde.
»Um Himmels willen, Scott«, sagte Cook und schritt durch die Türen auf die Terrasse hinaus. Den Ringen unter seinen Augen nach zu urteilen, war der Chefunterhändler wohl den größten Teil der Nacht aufgewesen, möglicherweise im Weißen Haus. Die Vorwahlkampfzeit würde den Ausgang dieses Schlamassels jetzt bestimmen. Die Medien berichteten unausgesetzt von den zerstörten Schiffen in Pearl Harbor, und das Fernsehen berichtete auch aus Saipan und Guam, Leute sprachen mit verdeckten Gesichtern und verstellten Stimmen - einerseits davon, wie sehr sie amerikanische Staatsbürger sein wollten, andererseits, wie sehr sie sich als Bewohner dieser Inseln vor einem wirklichen Gegenschlag fürchteten. Diese Ambivalenz war genau das, was die Öffentlichkeit verwirrte, und die Meinungsumfragen waren geteilt, doch eine deutliche Mehrheit äußerte Empörung über das, was stattgefunden hatte, und eine knappe Mehrheit äußerte den Wunsch nach einer diplomatischen Lösung. Wenn möglich. Sechsundvierzig Prozent, so hatte die Umfrage der Washington Post/ABC am Morgen gelautet, sahen dafür allerdings wenig Hoffnung. Der Joker jedoch war der japanische Atomwaffenbesitz, der von keinem der beiden Staaten bekanntgegeben worden war, und zwar in beiden Fällen aus Angst, eine Panik unter der jeweiligen Bevölkerung auszulösen. Jeder in dieser Unterredung hatte wirklich auf eine friedliche Beilegung des Konflikts gehofft, doch ein Großteil dieser Hoffnung hatte sich - in einem Zeitraum von nur zwei Stunden verflüchtigt.
»Die Politiker haben jetzt das Sagen«, erläuterte Adler und schaute in die andere Richtung, um seine eigene Anspannung mit einem tiefen Atemzug herauszulassen. »Es mußte sein, Chris.«
»Was ist mit ihren Nuklearwaffen?«
Der stellvertretende Außenminister zuckte unwillig mit den Schultern. »Wir nehmen nicht an, daß sie so verrückt sind.«
»Wir nehmen nicht an? Welches Genie hat denn diese Einschätzung abgegeben?« wollte Cook wissen.
»Ryan, wer sonst?« Adler hielt inne. »Er macht die Vorgaben. Er glaubt, daß eine Blockade der nächste geeignete Schritt wäre nun, eine Seeblockade, wie es die Briten bei den Falklands gemacht haben. Ihnen den Zugang zu ihrem Öl abschneiden«, erläuterte Adler.
»Eine Wiederholung von 1941? Ich dachte, dieser Knallkopf wäre Historiker! Das war es doch, was einen Weltkrieg ausgelöst hat, falls das irgend jemand vergessen haben sollte!«
»Die Androhung - na, wenn Koga den Nerv hat, den Mund aufzumachen, glauben wir, daß ihre Regierung auseinanderbrechen wird. Also«, fuhr Scott fort, »bring in Erfahrung, was die andere Seite - ich meine, welche Macht die Opposition wirklich hat.«
»Mann, wir spielen ein gefährliches Spiel.«
»Wie wahr«, stimmte Adler zu und schaute dem Mann gerade in die Augen.
Cook drehte sich um und ging zur anderen Seite der Terrasse. Adler war das zu Anfang wie ein normaler Teil des Verfahrens erschienen, Teil der Gepflogenheiten bei ernsthaften Verhandlungen, und wie dumm war es gewesen, das eigentliche Verfahren bei Kaffee und Tee und Gebäck abzuhandeln, weil die

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