08 - Ehrenschuld
Claggett.
Die Tennessee nahm eine Schräglage von dreißig Grad ein. Sie verlor
beim Aufsteigen stark an Geschwindigkeit und brachte durch die plötzliche
Bewegung einige Leute aus dem Gleichgewicht. Claggett hielt sich an dem
rot-weißen Periskop-Steuerhebel fest, um die Balance nicht zu verlieren. »Tiefe?«
»Wir durchbrechen gleich die Wasseroberfläche, Sir!« meldete der
COB. Sekunden später hörte man laute Außengeräusche, und dann sank das
U-Boot mit einem lauten Krachen wieder ein Stück schräg nach unten. »Motoren auf Schleichfahrt schalten.«
Die Antriebswelle wurde gestoppt. Die Tennessee schlingerte auf der
Wasseroberfläche, während eine halbe Meile hinter ihr und dreihundert Fuß
weiter unten das MOSS um und durch die Blasen der Täuschkörper seine
Kreise zog. Er hatte getan, was er tun konnte.
»Unser Torpedo hat sein Ziel erfaßt«, kam die Meldung aus dem
Sonarraum. Man konnte die Spannung im Boot fast hören.
»Nach rechts abdrehen!« sagte Ugaki, der versuchte, ruhig und siegessicher zu klingen. Aber der amerikanische Torpedo war geradewegs durch seine Täuschkörper gerast ... wie seiner damals auch, erinnerte er sich. Er ließ seinen Blick durch die Steuerzentrale wandern. Die Gesichter waren ihm zugewandt, genau wie damals, bloß hatte diesmal das andere Boot zuerst geschossen, obwohl er im Vorteil gewesen war, und er mußte sich nur den Plot anschauen, um zu wissen, daß er niemals herausfinden würde, ob sein zweiter U-Boot-Angriff erfolgreich gewesen war oder nicht.
»Es tut mir leid«, sagte er zu seiner Mannschaft, und ein paar von ihnen hatten noch die Zeit, ihm auf seine letzte, ehrliche Entschuldigung hin zuzunicken.
»Treffer!« rief ein Sonarmann.
»Danke, Sonar«, erwiderte Claggett.
»Die feindlichen Fische kreisen unter uns, Sir ... sie scheinen ja, sie
steuern auf die Täuschköper zu ... wir kriegen ein paar Pings, aber ...« »Aber die frühen Mark 48 haben keine unbeweglichen Überwasserziele
aufgespürt, Chief«, sagte Claggett ruhig. Es schien, als seien die beiden
Männer die einzigen an Bord, die nicht die Luft anhielten. Nun, vielleicht
auch Ken Shaw nicht, der an den Waffenkontrollkonsolen stand. Daß man
die Ultraschallgeräusche eines Torpedosonars nicht hören könnte, machte
alles nur noch schlimmer.
»Die verdammten Dinger laufen ja ewig.«
»Ja.« Claggett nickte. »ESM ausfahren«, fiel ihm dann noch ein. Der
Mast wurde sofort ausgefahren, mit einem Geräusch das die Männer
zusammenzucken ließ.
»Äh, Captain, da ist ein luftgestütztes Radar, Peilung drei-fünf-eins.« »Stärke?«
»Schwach, wird aber stärker. Wahrscheinlich ein P-3, Sir.« »Gut.«
Das war zuviel für den Army-Offizier. »Und wir sitzen hier einfach nur
herum?«
»Genau.«
Sato landete die 747 mehr oder weniger aus dem Gedächtnis. Das Rollfeld war nicht beleuchtet, aber das Mondlicht war hell genug, um ihm zu zeigen, was er sehen mußte. Während die Landescheinwerfer Lichtreflexe von unten auffingen, staunte der Kopilot wieder einmal über die Fähigkeiten dieses Mannes. Er landete ein klein wenig rechts von der Mittellinie, ließ das Flugzeug dann aber in einer geraden Linie bis zum Ende der Landebahn rollen, diesmal ohne den üblichen Seitenblick auf seinen Kopiloten. Als er die 747 in die Mitte der Rollbahn lenkte, sahen sie in der Ferne einen Blitz.
Major Satos Eagle war der erste, der wieder in Kobler eintraf. Auf dem Weg hatte er zwei beschädigte Flugzeuge überholt. Auf dem Boden war einiges los, aber über Funk empfing er nur zusammenhangsloses Gebrabbel. Er hatte ohnehin keine Wahl. Sein Jäger flog inzwischen mit einem Dampfluftgemisch und der Erinnerung an Treibstoff - die Tankanzeigen standen fast auf null. Auch Sato flog ohne Licht. Er gab seinem Flugzeug die richtige Neigung zum Landen und setzte genau an der richtigen Stelle auf. Die softballgroße Kleinstbombe, auf die sein Fahrgestell dabei traf, sah er nicht. Das Cockpit fiel in sich zusammen, die Eagle geriet ins Schleudern und überschlug sich mehrmals über das Ende der Rollbahn hinaus. Eine zweite Eagle traf eine halbe Meile hinter Sato ebenfalls eine Kleinstbombe und explodierte. Die zwanzig übrigen Jäger drehten ab und baten über Funk um Anweisungen. Sechs von ihnen flogen zum Verkehrsflughafen. Die anderen steuerten die lange Doppelrollbahn auf Tinian an, ohne zu wissen, daß auch dort ein Schwarm Tomahawk-Raketen Cluster-Bomben gestreut hatte. Ungefähr die Hälfte der Piloten überlebte die
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