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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hatten sie dafür die Verantwortung zu tragen in einer Gesellschaft, in der offenes Versagen ebenso schmerzhaft war wie der Tod.
    »Yamata-san hat recht«, sagte einer der Banker leise, ohne sich zu rühren. »Es war ein Fehler von mir, seiner Auffassung zu widersprechen.«
Seinen Mut bewundernd, nickten die anderen und flüsterten wie mit einer Stimme: »Hai.«
Schließlich sagte ein anderer: »Wir müssen ihn in dieser Frage um seinen Rat bitten.«
    Die Fabrik arbeitete wegen der starken Nachfrage in zwei Schichten. Das Gebäude in den Hügeln von Kentucky bedeckte eine Fläche von über vierzig Hektar, umgeben von einem Parkplatz und einer Fläche für das Beladen von Lastwagen und einer weiteren für das Beladen von Eisenbahnzügen.
    Der neue Wagen, der sowohl auf dem amerikanischen als auch auf dem japanischen Markt alle Rekorde schlug, der Cresta, war nach dem Schlittenrennen im schweizerischen St. Moritz benannt, wo ein führender japanischer Automanager, leicht angeheitert, eine Herausforderung angenommen hatte, auf einem der täuschend einfachen Schlitten sein Glück zu versuchen. Er war die Bahn hinuntergerast, hatte an einer tückischen Kurve die Kontrolle verloren und sich in ein ballistisches Objekt verwandelt; bei dieser Gelegenheit hatte er sich die Hüfte verrenkt. Zu Ehren der Rennbahn, die ihm eine nötige Lektion in Bescheidenheit erteilt hatte, hatte er im örtlichen Unfallkrankenhaus beschlossen, seine Erfahrung in einem neuen Auto zu verewigen, das damals erst aus einer Menge von Zeichnungen und Spezifikationen bestand.
    Der Cresta war wie fast alles, was die japanische Autoindustrie hervorbrachte, ein technisches Meisterwerk. Er bot zu einem erschwinglichen Preis einen sportlichen und benzinsparenden Vierzylindermotor mit sechzehn Ventilen, der die Vorderräder antrieb, bot vorn zwei Erwachsenen und hinten zwei bis drei Kindern ausreichenden Platz. Über Nacht war er zum Auto des Jahres der Zeitschrift Motor Trend und zum Retter eines japanischen Autoherstellers geworden, der drei Jahre hindurch sinkende Absätze hatte hinnehmen müssen, weil Detroit erfolgreiche Anstrengungen gemacht hatte, den amerikanischen Markt zurückzuerobern. Das beliebteste Auto für junge Familien enthielt von vornherein zahlreiche Extras und wurde, um eine weltweite Nachfrage zu befriedigen, auf beiden Seiten des Pazifiks produziert.
    Die Fabrik, dreißig Meilen außerhalb von Lexington, Kentucky, gelegen, war in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand der Technik. Die Mitarbeiter bekamen Tariflöhne, ohne der Automobilarbeitergewerkschaft UAW beitreten zu müssen. Zweimal war die mächtige Organisation mit dem Versuch gescheitert, aus dem Betrieb einen union shop zu machen, der nur Gewerkschaftsmitglieder beschäftigen darf. In der von der staatlichen Arbeitsbehörde überwachten Abstimmung hatten sich nicht einmal vierzig Prozent der Beschäftigten dafür ausgesprochen, und die Gewerkschaft hatte sich zurückgezogen, grollend über die ungewohnte Dummheit der Arbeiter.
    Der Betrieb hatte, wie alle ultramodernen Anlangen, etwas Unwirkliches. Am einen Ende wanderten Autoteile in das Gebäude hinein, am anderen kamen fertige Autos heraus. Einige der Teile stammten sogar aus amerikanischer Produktion, wenn auch nicht so viele, wie es die USRegierung gewünscht hätte. Eigentlich hätte auch der Betriebsleiter lieber mehr Teile aus inländischer Fertigung verwendet, besonders im Winter, wenn widriges Wetter auf dem Pazifik die Anlieferung behinderte - schon eine eintägige Verspätung eines einzigen Schiffes konnte zur Folge haben, daß einige Lagerbestände gefährlich zur Neige gingen - und die Nachfrage nach seinen Crestas größer war als die Menge, die er liefern konnte. Die Teile kamen überwiegend in Bahncontainern von Häfen an beiden Küsten Amerikas an, wurden nach Typen sortiert und in Lagerräumen gestapelt, die sich direkt neben dem Abschnitt des Montagebandes befanden, wo man sie in das Auto einbauen würde. Ein Großteil der Arbeit wurde von Robotern verrichtet, doch es gab keinen Ersatz für die geschickten Hände eines Arbeiters mit Augen und Verstand, und in Wahrheit hatte man vorwiegend solche Funktionen automatisiert, die die Leute sowieso nicht gern mochten. Der erschwingliche Preis des Crestas beruhte gerade auf der effizienten Arbeitsorganisation, und die volle Ausschöpfung der Woche einschließlich zahlreicher Überstunden sorgte dafür, daß die Arbeiter, die in dieser Region zum ersten Mal

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