08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Er warf Tegan und den anderen einen abrupten Blick zu und sah, dass auch sie den kupfrigen Geruch von frischen roten Zellen bemerkt hatten.
„Menschen“, murmelte Tegan und musterte mit transformierten bernsteinfarbenen Augen die drei toten Wächter, die in Blutlachen vor ihnen auf dem Boden lagen.
„Keine Halsbänder“, fügte Brock hinzu, dem gerade aufgegangen war, dass Kellans Entführer unter ihren schwarzen Skimasken nicht die tödlichen UV -Halsbänder von Dragos’ echten Killern trugen. „Ach du Scheiße! Das sind gar nicht die Gen-Eins-Killer, die den Jungen entführt haben.“
Jetzt kamen Kade und Mathias Rowan zu ihnen hinüber, sie bückten sich und zogen den Toten die Skimasken ab. Kade hob das geschlossene Augenlid des einen und zischte einen Fluch. „Das sind Lakaien.“
„Lakaien, die uns vormachen wollten, dass sie Gen-Eins-Killer sind“, fügte Brock hinzu, löste die letzte von Kellan Archers Fesseln und half ihm auf die Beine. „Das war ein Hinterhalt.“
„Sieht ganz so aus“, sagte Kade. „Aber zu welchem Zweck?“
„Herr im Himmel!“ Chase stand hinter der Gruppe, er war eben erst angekommen. Seine Augen sprühten bernsteingelbes Feuer, die Pupillen waren zu tierhaften Schlitzen verengt, seine Fänge riesig hinter seiner gebleckten Oberlippe. Völlig gebannt starrte er die blutüberströmten Toten an. „Was zur Hölle ist hier passiert?“
Tegan drehte sich zu ihm um. „Wo sind die Archers?“
„Draußen“, antwortete er mit rauer Stimme. Es kostete ihn sichtliche Anstrengung, seine Aufmerksamkeit wieder auf Tegan zu richten. „Ich hab sie bei Freyne und seinen Männern gelassen, als ich die Schüsse hier oben gehört habe.“
Über Tegans sonst so gelassenes Gesicht flackerte Erschrecken. „Verdammt, Harvard! Ich hab dir doch gesagt, du sollst sie nicht aus den Augen lassen!“
Völlig geräuschlos kehrte Hunter von seiner Überprüfung des Baustellengeländes zurück. Er raste zurück, weil er die wilde Schießerei im Wohnblock gehört hatte, aber momentan interessierte ihn vor allem der einzelne Schuss, den er eben bei den Agenturlimousinen auf der Straße gehört hatte.
Durch die Schneeflocken, die durch die dunkle Nachtluft wirbelten, sah er den Agenten namens Freyne mit einer rauchenden Pistole vor dem geöffneten Rücksitzfenster der schwarzen Agenturlimousine stehen. Im selben Augenblick eröffneten auch Freynes Kollegen das Feuer, nahmen den Wagen von allen Seiten unter Beschuss.
Mit einem gewaltigen Satz überwand Hunter die mehreren Meter, die ihn von dem Ort des Geschehens trennten, und landete auf Freyne. Als er den Vampir zu Boden riss, erhaschte er einen Blick auf einen zertrümmerten Schädel, dessen Inhalt im Wageninneren verspritzt war. Der stechende Geruch von Schießpulver und Tod erfüllte die Luft, als die beiden anderen Agenten ihren Angriff auf die Insassen der Limousine fortsetzten.
Freyne brüllte unter Hunter, schlug um sich und versuchte ihn abzuwerfen. Hunter packte ihn mit beiden Händen am Schädel und drehte heftig und effizient. Der Kampf war zu Ende, Freyne fiel leblos auf den Gehsteig, seine blicklosen Augen starrten ihm in einem unnatürlichen Winkel über die Schulter.
Im selben Augenblick erschütterte ein tiefes Grollen den Wagen. Ein Heulen brachte den Boden zum Erbeben, und dann wurde die Tür auf der anderen Seite aus den Angeln gerissen. Sie flog mehrere Meter durch die Luft und landete krachend auf dem Asphalt.
Lazaro Archer stürzte aus dem Wagen, Mantel und Gesicht blutbespritzt und übersät von Knochensplittern und Hirnmasse.
Er warf sich auf einen der abtrünnigen Agenten und schlug ihm seine riesigen dolchartigen Fänge in die Kehle. Als die beiden Männer in einer tödlichen Umarmung zu Boden fielen, sprang Hunter über die Kühlerhaube der Limousine, packte den letzten Angreifer und erledigte ihn genauso mühelos wie Freyne.
Dann warf er einen teilnahmslosen Blick auf Lazaro Archer und den anderen Stammesvampir, aus dessen klaffender Kehle Blut schoss. Archer hatte ihm einen tödlichen Biss versetzt, aber er war noch immer nicht fertig mit ihm, obwohl der Agent, den er unter sich festgenagelt hatte, schon so gut wie tot war. Er raste vor Wut, an einen Schmerz verloren, der Hunter, der völlig ohne emotionale Bindungen aufgewachsen war, unbegreiflich bleiben musste.
Hunter richtete sich auf und sah in den Wagen, wo Lazaros Sohn leblos vor dem Rücksitz zusammengesackt war. Freyne hatte ihm aus
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