08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Leutnant unter einer Straßenlampe wartete, zitternd vor Kälte in seinem dunklen Kaschmirmantel und dem tief ins Gesicht gezogenen Hut.
Als der Lakai am Steuer den Wagen anhielt, kam Dragos’ Mann zur Beifahrerseite herüber und stieg hinten ein. Er zog Hut und Handschuhe aus und drehte sich zu Dragos um, der neben ihm auf dem Rücksitz saß.
„Der Orden hat einen Hinweis bekommen, wo der Junge festgehalten wurde, Sir. Sie sind beim Gebäude aufgetaucht wie vorgesehen, zusammen mit Lazaro Archer und seinem Sohn und einer Einheit der Agentur. Es gab einen Kampf, und die Lakaien, die den Jungen bewachten, wurden innerhalb von Minuten getötet.“
„Kaum überraschend“, sagte Dragos mit einem milden Schulterzucken. „Und Agent Freyne?“
„Tot, Sir. Er und seine Männer wurden von einem der Krieger beim Versuch getötet, ihre Mission auszuführen. Christophe Archer wurde eliminiert, aber sein Vater ist noch am Leben.“
Dragos stieß einen Knurrlaut aus. Wenn schon einer der Archers den Mordanschlag überleben musste, den er arrangiert hatte, hätte er lieber Lazaro tot gesehen statt seines Societyschnösels von Sohn. Aber wie dem auch war, der mehrgleisige Angriffsschlag, den er heute Nacht inszeniert hatte, war trotzdem ein voller Erfolg gewesen. Er hatte in sicherer Entfernung von seiner Limousine aus zugesehen, wie Lazaro Archers Dunkler Hafen in die Winternacht explodiert war wie ein Silvesterfeuerwerk.
Es war einfach herrlich gewesen.
Ein totaler Vernichtungsschlag.
Und nun hatte er den Orden genau dort, wo er ihn haben wollte – verwirrt und zerstreut.
Sein Leutnant fuhr fort, nach und nach die Ergebnisse des Abends abzuhaken. „Alle Bewohner des Dunklen Hafens sind im Feuer umgekommen, und laut meinen Berichten wurde Lazaro Archer seither nicht mehr gesehen. Obwohl die Bestätigung noch aussteht, vermute ich, dass sowohl der Gen Eins wie auch der Junge sich derzeit in der Obhut des Ordens befinden.“
„Hervorragend“, antwortete Dragos. „Von einer makellosen Ausführung meiner Befehle kann zwar nicht die Rede sein, da Lazaro Archer immer noch am Leben ist. Aber andererseits, wenn ich Perfektion erwarte, müsste ich schon alles selbst tun.“
Sein Leutnant hatte die Dreistigkeit, gekränkt zu wirken. „Mit allem schuldigen Respekt, Sir, aber wenn ich gewusst hätte, dass der Orden jetzt einen Ihrer Jäger auf seiner Seite hat, hätte ich hinsichtlich Freynes Rolle bei der Mission heute Nacht natürlich Zusatzvorkehrungen getroffen.“
Dragos lebte schon so lange, dass er sich von Überraschungen nur selten aus der Ruhe bringen ließ. Aber diese beunruhigenden Neuigkeiten ließen sein Herz nun doch etwas heftiger gegen sein Brustbein schlagen. Wut erfüllte seinen Schädel, eiskalte Wut, und er stieß einen wüsten Fluch aus.
„Das wussten Sie nicht?“, fragte sein Leutnant und drückte sich gegen die Tür, um möglichst viel Distanz zwischen sie zu bringen.
„Ein Jäger“, antwortete Dragos, und im dunklen Fahrgastraum der Limousine sprühten seine Augen bernsteinfarbene Funken. „Sind Sie sicher?“
Sein Untergebener nickte düster. „Ich hatte mehrere Überwachungskameras um das Baustellengelände installiert. So, wie er sich bewegte, seine schiere Größe und die Präzision, mit der er tötete … ohne jeden Zweifel, Sir, dieser Krieger kann nur einer Ihrer Jäger sein.“
Und es gab nur einen einzigen seiner speziell gezüchteten, gnadenlos abgerichteten Killer, dem es mit einer List gelungen war, sich von seinem Halsband zu befreien und zu entkommen. Dass er sich mit dem Orden verbündet hatte, war ein Schock für Dragos.
Er hatte angenommen, dass der entkommene Killer wie ein streunender Hund war, ohne seinen Herrn verloren. Irgendwie hatte er angenommen, dass er inzwischen entweder tot oder zum Rogue mutiert war.
Alles, nur das nicht.
Und nein, dachte er jetzt, nicht dieser spezielle Killer.
Der war von Anfang an anders gewesen als die anderen. Von eiskalter Effizienz und Intelligenz. Grausam abgerichtet, aber alles andere als unterwürfig. Diese Lektion hatte der nie begriffen, egal wie gnadenlos man sie ihm eingeprügelt hatte.
Dragos hätte den Hundesohn niederschießen lassen sollen, aber er war der beste Killer seiner Privatarmee gewesen.
Und nun hatte er sich in diesem immer weiter eskalierenden Krieg auf die Seite von Lucan und seinen Kriegern geschlagen.
Allein schon beim Gedanken daran knurrte Dragos vor Wut.
„Gehen Sie mir aus den Augen!“, fauchte
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