08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
waren.
„Entspann dich“, sagte er, und diese starken, sanften Hände näherten sich ihrem Gesicht. Er beugte sich über sie und streichelte ihr zart die Wange, seine dunklen Augen zwangen sie, seinen Blick zu halten. „Einfach entspannen und atmen, Jenna. Kannst du das für mich machen?“
Schon beruhigte sie sich etwas, entspannte sich vom Klang ihres Namens auf seinen Lippen und der federleichten Wärme seiner Finger, die jetzt langsam von ihrer Wange zu ihrem Kiefer wanderten, und dann seitlich ihren Hals hinunter. Ihre kurzen, keuchenden Atemzüge wurden allmählich langsamer und tiefer, als Brock mit einer Hand ihren Nacken umfasste und seine andere Handfläche beruhigend und ohne Eile auf ihrem oberen Brustkorb kreisen ließ.
„Gut so“, murmelte er, seinen Blick immer noch fest auf sie gerichtet, durchdringend und doch gleichzeitig unglaublich sanft. „Lass die Schmerzen los und entspann dich! Du bist in Sicherheit, Jenna. Du kannst mir vertrauen.“
Sie wusste nicht, warum diese Worte eine solche Wirkung auf sie hatten. Vielleicht hatten die Schmerzen sie geschwächt. Vielleicht auch die Angst vor dem Unbekannten, dieser klaffende Abgrund der Unsicherheit, der seit der eisigen Horrornacht in Alaska so plötzlich ihre neue Realität geworden war.
Und vielleicht war es einfach die simple Tatsache, dass es schon sehr lange her war – ganze vier Jahre, um genau zu sein –, seit sie die feste, warme Berührung eines Mannes gespürt hatte, selbst wenn Brock es jetzt nur tat, um sie zu beruhigen.
Vier leere, einsame Jahre, in denen sie sich davon überzeugt hatte, dass sie Zärtlichkeit oder Intimität nicht brauchte. Vier endlose Jahre, seit sie sich zum letzten Mal als Frau aus Fleisch und Blut gefühlt hatte, vier Jahre, seit sie sich zum letzten Mal begehrt gefühlt hatte. Und sie fragte sich zum ersten Mal, wie es wäre, eines Tages wieder ihr Herz zu öffnen.
Jenna schloss die Augen, heiße Tränen stiegen in ihr auf. Sie stieß das Gefühl zur Seite, das da so unerwartet in ihr aufwallte, und konzentrierte sich stattdessen auf die tröstliche Wärme von Brocks Fingerspitzen auf ihrer Haut. Sie ließ sich von seiner Stimme einlullen und spürte, wie seine Worte und seine Berührung sie allmählich von diesen seltsamen Schmerzen erlösten, die sie eben noch von innen heraus zerrissen hatten.
„Gut so, Jenna. Jetzt einfach nur atmen.“
Als er so mit ihr redete, spürte sie, wie der Schraubstock um ihren Schädel sich zu lösen begann. Brock streichelte ihre Schläfen mit seinen Daumen, seine Finger, tief in ihr Haar vergraben, hielten ihren Kopf tröstlich umfasst. Das penetrante Pfeifgeräusch in ihren Ohren begann abzuklingen, und endlich war es ganz fort.
„Du machst das super“, murmelte Brock, seine Stimme war tiefer als zuvor, fast schon ein Knurren. „Einfach loslassen, Jenna. Gib mir den Rest davon.“
Als Brock ihr Gesicht und Nacken streichelte, entfuhr ihr ein langer, reinigender Seufzer. Sie stöhnte auf vor Lust, genoss das Wohlgefühl, das langsam ihre Schmerzen verdrängte. „Fühlt sich gut an“, flüsterte sie und konnte dem Drang nicht widerstehen, sich noch tiefer in seine Berührung zu schmiegen. „Jetzt tut es nicht mehr so weh.“
„Gut so, Jenna.“ Er holte Atem, was sich eher wie ein scharfes Keuchen anhörte, und stieß ihn dann mit einem leisen Stöhnen wieder aus. „Einfach alles rauslassen.“
Jenna spürte, dass ihm plötzlich die Fingerspitzen zitterten. Abrupt öffnete sie die Augen und starrte zu ihm auf. Er bot einen erschreckenden Anblick.
Die Sehnen an seinem Hals waren fest angespannt, sein Kiefer so fest zusammengebissen, dass ihm fast die Zähne zerspringen mussten. Ein Muskel zuckte wild in seiner schmalen Wange, und seine Stirn und Oberlippe waren von Schweißperlen bedeckt.
Er hatte Schmerzen.
Schreckliche, grausame Schmerzen – genau wie ihre eigenen vor wenigen Minuten, bevor er mit seiner Berührung ihre Qualen gelindert und von ihr genommen hatte.
Da dämmerte ihr, was hier gerade passierte.
Er beruhigte sie nicht einfach nur mit seinen Händen, sondern zog irgendwie die Schmerzen aus ihr heraus. Er saugte sie ab und nahm sie bewusst in seinen eigenen Körper auf.
Der Gedanke empörte sie, aber noch peinlicher war ihr, dass sie dagelegen und sich eingebildet hatte, dass hinter seiner Berührung vielleicht mehr war als nur Mitleid. Jenna zuckte vor ihm zurück und richtete sich auf dem Sofa auf. Ihr Atem ging heftig vor
Weitere Kostenlose Bücher