08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
ihre und die des Ordens – lastete schwer auf ihren Schultern. Sie war nicht sehr lange Polizistin gewesen, und jetzt musste sie in nur ein paar Stunden eine erstklassige Performance liefern. Also war es wahrscheinlich nur vernünftig, dass die ganze Sache sie etwas nervös machte.
Wieder das Klopfen an der Tür, dieses Mal lauter, fordernder. „Augenblick noch!“
Sie schaltete die Stereoanlage mit der Fernbedienung stumm, die alte Jazz- CD von Bessie Smith war schon eingelegt gewesen, als sie sie vor einer Weile eingeschaltet hatte, um etwas Zeit totzuschlagen. Sie ging zur Tür hinüber und öffnete sie.
Brock wartete draußen auf dem Korridor, und sein Anblick überraschte sie vollkommen. Er steckte von Kopf bis Fuß in schwarzer Kampfmontur, anscheinend war er erst vor Kurzem von seiner nächtlichen Patrouille heimgekommen. Sein hautenges T-Shirt spannte über seiner breiten Brust und den massigen Schultern, und seine Oberarmmuskeln sprengten fast die kurzen Ärmel.
Sie musste einfach ihren Blick an ihm hinunterwandern lassen, vorbei an seinen straffen Bauchmuskeln, die noch betont wurden durch die Art, wie er das T-Shirt eng in den Gürtel seiner schwarzen Drillichhosen gesteckt hatte, die weit geschnitten waren, aber nicht weit genug, um seine schmalen Hüften oder seine mächtigen Oberschenkelmuskeln zu kaschieren. Es fiel ihr nur allzu leicht, sich daran zu erinnern, wie gut sie diesen Körper kannte und wie heftig sie ihn begehrte, selbst nachdem sie sich gesagt hatte, dass sie das erste und letzte Mal mit ihm ins Bett gegangen war.
Erst als sie ihren Blick mit Mühe wieder in sein gut aussehendes, aber angespanntes Gesicht hob, erkannte sie, dass er aufgebracht war. Um nicht zu sagen stinksauer.
Sie runzelte die Stirn. „Was ist los?“
„Das könnte ich dich fragen.“ Er trat einen Schritt auf sie zu, sein riesiger Körper näherte sich wie eine Wand und zwang sie vor ihm in den Raum zurück. „Ich habe eben von deiner Anfrage zu TerraGlobal beim gottverdammten FBI gehört. Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, Jenna?“
„Dass der Orden vielleicht meine Hilfe brauchen könnte“, antwortete sie, und sein aggressiver Ton machte sie nun selbst wütend. „Ich dachte, ich könnte meine alten Polizeikontakte aktivieren, um etwas über TerraGlobal herauszufinden, da ihr damit ja nicht weitergekommen seid.“
„Dragos ist TerraGlobal“, zischte er, kam näher auf sie zu und baute sich turmhoch vor ihr auf. In seinen dunkelbraunen Augen knisterten winzige bernsteingelbe Lichtfunken. „Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was du da riskiert hast, verdammt?“
„Ich habe gar nichts riskiert“, sagte sie nun abwehrend. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als er sie jetzt mit jedem Schritt physisch weiter in den Raum drängte. Sie blieb stehen und wappnete sich. „Ich bin absolut diskret vorgegangen, und die Person, die ich um Hilfe gebeten habe, ist ein guter Freund. Denkst du im Ernst, ich würde den Orden oder seine Missionen absichtlich gefährden?“
„Den Orden?“, schnaubte er. „Ich rede von dir, Jenna. Das ist nicht dein Kampf. Du musst dich da raushalten, bevor dir was passiert.“
„Entschuldige mal, ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich bin Polizistin, schon vergessen?“
„Du warst eine“, erinnerte er sie streng und nagelte sie mit einem strengen Blick fest. „Und bei deiner Arbeit hattest du es nie mit einem Gegner wie Dragos zu tun.“
„Ich habe auch jetzt nicht mit ihm zu tun“, argumentierte sie. „Hier geht es nur um eine harmlose Besprechung mit einem Einsatzagenten der Regierung. Das wird einen Revierkampf geben, wie ich es schon hundertmal mitgemacht habe. Die von der Bundespolizei machen sich doch in die Hosen, dass irgend so ein hinterwäldlerischer Provinzbulle womöglich mehr über einen ihrer Fälle weiß als sie. Sie wollen wissen, was ich weiß, und umgekehrt. Keine große Sache.“
Oder sollte keine sein, dachte sie. Aber ihre Nerven summten immer noch, und auch Brock wirkte alles andere als überzeugt.
„Die Sache könnte größer sein, als du denkst, Jenna. Wenn es um Dragos und seine Interessen geht, müssen wir mit allem rechnen. Du solltest da nicht hingehen.“ Sein Gesicht war sehr ernst. „Ich rede mit Lucan. Ich denke, es ist zu gefährlich, dir das zu erlauben.“
„Ich erinnere mich nicht, dich um deine Meinung gebeten zu haben“, sagte sie und versuchte, sich von seiner grimmigen Miene und seinem ernstem Tonfall nicht
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