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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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Übergangsquartier bei Hunter öffnete und in den ruhigen, dunklen Raum trat. Brock war im Dunkeln zu Hause, sein Sehvermögen war hier schärfer als im Hellen. Er zog seinen Ledermantel aus und legte ihn auf das Sofa, dann ging er durch das Wohnzimmer zum Schlafzimmer hinüber.
    Es war so dunkel und still, dass er annahm, sein Mitbewohner wäre noch gar nicht heimgekommen –, bis er das Schlafzimmer betrat und beste Sicht auf die Gen-Eins- Glyphen bekam, die den Mann von Kopf bis Fuß bedeckten.
    „Himmel!“, murmelte Brock und wandte den Blick von dem unerwarteten und absolut ungewollten Anblick seines nackten Mitbewohners ab. „Was treibst du da, Mann?“
    Hunter stand mit geschlossenen Augen an die gegenüberliegende Wand gelehnt, reglos wie eine Statue. Seine Atmung war kaum noch wahrnehmbar, seine mächtigen, muskulösen Arme hingen lose an seinen Seiten herunter. Obwohl er bei Brocks Eintreten die Augen aufschlug, schien der riesige, unergründliche Mann nicht im Entferntesten überrascht oder verlegen. „Ich habe geschlafen“, sagte er sachlich. „Jetzt bin ich ausgeruht.“
    „Gut“, meinte Brock gedehnt und drehte dem nackten Krieger kopfschüttelnd den Rücken zu. „Wie wär’s, wenn du dir was überziehst, verdammt? Ich habe gerade mehr von dir gesehen, als ich je sehen wollte.“
    „Mein Schlaf ist ohne einengende Kleidung effektiver“, kam die monotone Antwort.
    Brock schnaubte. „Meiner auch, aber deshalb willst du dir ja wohl genauso wenig meinen nackten Arsch anschauen wie ich deinen – oder sonst was. Himmel noch mal, pack ihn weg, okay?“
    Kopfschüttelnd schnallte Brock seinen Waffengürtel ab und ließ ihn auf eines der beiden unberührten Betten fallen. Er erinnerte sich an Hunters nichtssagende Antwort auf seine Frage am Anfang, welches Bett ihm gehörte, und warf dem Gen Eins, der sich hinter ihm eben eine weite Trainingshose überzog, über die Schulter einen Blick zu.
    Dem Stammesvampir, den Dragos gezüchtet und zur Mordmaschine abgerichtet hatte. Der in völliger Isolation aufgewachsen war, ohne Kontakt oder Gemeinschaft mit anderen, bis auf den Lakaien, den man ihm als Wärter zugeteilt hatte.
    Plötzlich verstand er, warum Hunter so völlig egal gewesen war, welches Bett er belegte.
    „Du schläfst immer so?“, fragte er und zeigte auf die Stelle, wo Hunter gestanden hatte.
    Der unheimliche Gen Eins zuckte vage die Schultern. „Manchmal auch auf dem Boden.“
    „Nicht sehr bequem.“
    „Bequemlichkeit verweichlicht nur, sie ist ein Zeichen von Schwäche.“
    Brock nahm die ausdruckslose Bemerkung in sich auf, dann stieß er einen leisen Fluch aus. „Was haben Dragos und die anderen Arschlöcher all die Jahre mit dir gemacht, die du ihnen gedient hast?“, fragte er finster.
    Die goldenen Augen sahen ihn in der Dunkelheit unverwandt an. „Sie haben mich stark gemacht.“
    Brock nickte düster. Gnadenloser Drill und Disziplin, das war alles, was Hunter kannte. „Stark genug, um sie zu Fall zu bringen.“
    „Jeden Einzelnen von ihnen“, antwortete Hunter völlig monoton, und doch war sein Versprechen scharf wie eine Klinge.
    „Willst du Rache dafür, was sie dir angetan haben?“
    Hunter schüttelte langsam den Kopf. „Gerechtigkeit“, sagte er. „Dafür, was sie denen angetan haben, die sich nicht wehren konnten.“
    Brock stand einen langen Augenblick da und verstand die kalte Entschlossenheit, die von dem anderen Mann ausging. Auch er hatte dieses Bedürfnis nach Gerechtigkeit, und wie Hunter – wie jeder einzelne Krieger, der dem Orden den Treueeid geschworen hatte – würde er nicht rasten noch ruhen, bis sie Dragos und alle, die seiner wahnsinnigen Mission loyal ergeben waren, ausgelöscht hatten.
    „Du machst uns Ehre“, sagte er, eine Phrase, die der Stamm nur für die engsten Familienangehörigen oder die feierlichsten Ereignisse reservierte. „Der Orden kann sich glücklich schätzen, dich auf seiner Seite zu haben.“
    Hunter schien überrascht, doch Brock konnte nicht sicher sein, ob über dieses Lob oder die persönliche Bindung, die es implizierte. Unsicherheit flackerte in den goldenen Augen auf, und als Brock die Hand ausstreckte, um ihn leicht auf die Schulter zu schlagen, zog sich der Gen Eins zurück, wich der Berührung aus, als könnte er sich daran verbrennen.
    Er erklärte seine Reaktion nicht, und Brock drängte auch nicht auf eine Erklärung, auch wenn die Frage eigentlich berechtigt war. „Na gut, dann bin ich mal weg. Ich muss

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