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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Lynley und reichte die Fotografien an Havers weiter.
    »Nichts.«
    Lynley blickte von Hillier zu Webberly und bemerkte, daß dieser plötzlich aufmerksam den Fußboden studierte.
    »Nichts?« wiederholte er. »Aber wer ist unser Verbindungsmann bei der zuständigen Dienststelle?«
    »Es gibt keinen. Die Polizei von Marylebone ist nicht zugezogen worden.«
    »Aber Sie sagten doch, daß das Mädchen am vergangenen Mittwoch verschwunden ist.«
    »Das ist richtig. Die Familie hat die Polizei nicht benachrichtigt.«
    Lynley bemühte sich, das in seinen Kopf zu bekommen. Fünf Tage waren seit dem Verschwinden des kleinen Mädchens vergangen. Hillier und Webberly zufolge hatten die Eltern Briefe, Anrufe und eine Kassette erhalten. Der Entführer hatte Forderungen gestellt. Das Kind war erst zehn Jahre alt. Und jetzt war es tot. »Sind Sie verrückt?« fragte er. »Was sind denn das für Leute? Ihr Kind verschwindet, und sie unternehmen nichts, um -«
    »Ganz so ist es nicht, Tommy.« Webberly hob den Kopf. »Sie haben versucht, sich Hilfe zu holen. Sie haben sofort jemanden eingeschaltet. Gleich am Mittwochabend. Es war nur nicht die Polizei.«
    Webberlys Gesichtsausdruck machte Lynley stutzig. Er hatte den starken Verdacht, daß er erst jetzt wirklich erfahren würde, warum man, abgesehen von Hilliers Anerkennung seines Sachverstandes, ausgerechnet ihn für diesen Fall auserkoren hatte.
    »Wer war es dann?« fragte er.
    Webberly seufzte tief und schob seine Zigarre in die Brusttasche seines Jacketts. »Tja, das ist leider der heikle Punkt«, sagte er.

    Lynley raste mit dem Bentley zur Themse hinunter. Er lenkte den Wagen mit harter Hand. Er wußte nicht, was er von dem halten sollte, was er soeben gehört hatte, und bemühte sich wie besessen, jede Reaktion zurückzuhalten. Fahr erst mal hin, redete er sich gut zu. Komm heil an und stell deine Fragen, damit du verstehen kannst.
    Barbara Havers war ihm gefolgt, als er mit großen Schritten durch die Tiefgarage gelaufen war. »Sir, hören Sie mir doch mal einen Moment zu«, hatte sie gesagt und sich einfach an seinen Arm gehängt, als er ohne Antwort, tief in Gedanken weitergeeilt war. Doch es war ihr nicht gelungen, ihn aufzuhalten, und am Ende hatte sie sich ihm, klein und stämmig wie sie war, einfach in den Weg gestellt. »Jetzt hören Sie mir doch mal zu«, hatte sie gesagt. »Es ist besser, Sie fahren da jetzt nicht gleich hin. Regen Sie sich erst mal ab. Reden Sie mit Eve Bowen. Lassen Sie sich die Geschichte von ihr erzählen.«
    Verblüfft über ihr Verhalten, hatte er sie einen Moment sprachlos angestarrt. Dann hatte er gesagt: »Ich bin völlig ruhig, Havers. Fahren Sie nach Wiltshire. Tun Sie Ihre Arbeit. Lassen Sie mich meine tun.«
    »Völlig ruhig?« rief sie. »Na, wenn das kein Quatsch ist! Kurz vorm Ausrasten sind Sie, und das wissen Sie auch ganz genau. Wenn die Bowen ihm den Auftrag gegeben hat, ihre Tochter zu suchen - und Webberly hat uns das ja eben gesagt -, dann hat Simon von dem Moment an absolut professionell gehandelt.«
    »Stimmt. Und darum möchte ich die Fakten gern von ihm hören. Es ist der logische Ausgangspunkt.«
    »Hören Sie auf, sich selbst was vorzumachen. Ihnen geht's überhaupt nicht um Fakten. Ihnen geht's um Rache. Ein Blinder würde Ihnen das ansehen.«
    Die Frau konnte nur verrückt sein. »Seien Sie nicht absurd«, sagte er. »Rache wofür?«
    »Das wissen Sie genau. Sie hätten Ihr Gesicht sehen sollen, als Webberly erzählt hat, was sie alles seit Mittwoch getan haben. Kreidebleich sind Sie geworden, und Sie haben sich immer noch nicht erholt.«
    »Unsinn.«
    »Ach ja? Schauen Sie, ich kenne Simon. Und Sie kennen ihn auch. Was glauben Sie also, das er getan hat? Denken Sie vielleicht, er hat Däumchen gedreht und nur darauf gewartet, daß das Kind irgendwo im Grünen tot aufgefunden wird? Glauben Sie im Ernst, daß es so war?«
    »Ganz gleich, wie es war«, entgegnete er ruhig, »Tatsache ist, daß das Kind tot ist. Und ich denke, Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, daß dieser Tod vielleicht hätte verhindert werden können, wenn Simon, ganz zu schweigen von Helen, vernünftig genug gewesen wäre, die Polizei von Anfang an einzuschalten.«
    Barbara Havers stemmte die Hände in die Hüften. Ihr Gesichtsausdruck sagte: Ha! Jetzt hab' ich dich. Laut sagte sie:
    »Und genau darum geht's, stimmt's? Das ist es, was Ihnen stinkt.«
    »Was mir stinkt?«
    »Helen ist es. Nicht Simon. Nicht einmal der Tod dieses Kindes. Helen hat

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