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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mitternacht in Amesford identifiziert. Und an der Stelle fängt's an, interessant zu werden.« Er verlagerte sein Gewicht von einer Gesäßbacke auf die andere, als wollte er es sich zu einem gemütlichen Plausch bequem machen. Luxford fixierte den Reporter unverwandt.
    Corsico fuhr fort. »Ich hab' bei der Pressestelle nach den üblichen Erstangaben gefragt - Name des ermittelnden Beamten, Zeit der Obduktion, Name des Pathologen, geschätzte Todeszeit. Auf alles bekam ich dieselbe Antwort - kein Kommentar. Sie haben eine regelrechte Nachrichtensperre aufgezogen.«
    »Na, das ist wohl kaum so sensationell, daß wir dafür die Druckerpressen anhalten müßten«, meinte Luxford.
    »Stimmt. Ich weiß. Die machen immer gern ihre kleinen Spielchen mit uns. Das ist der ganz normale Kampf um die Vorherrschaft. Aber ich hab' bei der Polizeidienststelle in Whitechapel eine zuverlässige Freundin, und die -«
    »Was hat Whitechapel damit zu tun?« Um seiner Ungeduld Nachdruck zu verleihen, sah Luxford demonstrativ auf seine Uhr.
    »Direkt gar nichts. Aber warten Sie einen Moment. Ich hab' sie angerufen und gebeten, doch mal einen Blick in den Polizeicomputer zu werfen, weil ich hoffte, auf die Wiese selbst noch an ein paar Daten über das Kind zu kommen. Aber - und jetzt fängt die Sache echt zu stinken an - es war überhaupt keine Meldung im Computer.«
    »Was für eine Meldung?«
    »Keine Meldung von dem Leichenfund.«
    »Und das halten Sie für so weltbewegend? Dafür soll ich unseren ganzen Zeitplan über den Haufen werfen? Vielleicht sind die bei der Polizei einfach mit dem Papierkram nicht nachgekommen.«
    »Ja, das ist eine Möglichkeit. Aber es gab auch keine Meldung über das Verschwinden des Kindes. Obwohl die Leiche achtzehn Stunden im Wasser gelegen hatte. Meine Freundin in Whitechapel mußte ein paar Beziehungen spielen lassen, um mir diese Info zu besorgen.«
    »Hey«, warf Rodney ein, »das ist tatsächlich spannend.« Mit einem taxierenden Blick auf Luxford fügte er hinzu: »Würde mich interessieren, was das zu bedeuten hat. Was meinen Sie, Den?«
    Luxford ignorierte die Frage. Er hob die Hände und stützte sein Kinn. Rodney versuchte zu ergründen, was in ihm vorging. Sein Gesicht war gelangweilt, aber sein Blick hatte etwas Vorsichtiges, als wäre er auf der Hut. Oder nicht? Rodney nickte Corsico zu, damit er fortfahre.
    Der begann sich jetzt ins Zeug zu legen. »Anfangs fand ich es auch nicht weiter aufregend, daß niemand das Kind als vermißt gemeldet hatte. Schließlich war ja Wochenende. Ich dachte mir, da hätte es vielleicht ein Mißverständnis gegeben - daß die Eltern glaubten, die Kleine sei bei den Großeltern, und die wiederum glaubten, sie sei bei einer Tante oder einem Onkel. Oder daß das Kind eigentlich übers Wochenende bei einer Freundin sein sollte. So was in der Richtung. Aber überprüfen wollte ich's trotzdem. Und es hat sich gelohnt.«
    Corsico schlug sein Notizheft auf. Mehrere Blätter fielen heraus und flatterten zu Boden. Er hob sie auf und stopfte sie in eine Tasche seiner Jeans. »Die Bowen hat eine Haushälterin«, sagte er. »Eine Irin. So eine Dicke in ausgebeulten Leggings. Sie heißt Patty Maguire. Mit der hab' ich ungefähr eine Viertelstunde, nachdem das Innenministerium die Sache mit dem Kind bekanntgegeben hatte, einen kleinen Schwatz gehalten.«
    »Im Haus der Staatssekretärin?«
    »Ich war der erste am Ort.«
    »Bravo«, murmelte Rodney.
    Corsico senkte bescheiden den Blick auf sein Heft und legte eine kleine Pause ein, ehe er fortfuhr. »Ich habe Blumen geliefert«, erklärte er.
    Rodney lachte. »Genial.«
    »Und?« sagte Luxford.
    »Die Frau hatte im Wohnzimmer auf den Knien gelegen und sich den Mund fußlig gebetet. Als ich ihr erklärte, ich würde gern mitbeten - gute fünfundvierzig Minuten hab' ich mich da echt reingehängt, sag' ich euch -, hat sie mir in der Küche eine Tasse Tee angeboten und losgelegt.« Er drehte seinen Sessel, so daß er nun nicht mehr den Tisch vor sich hatte, sondern Luxford ins Gesicht sehen konnte. »Das Kind ist letzten Mittwoch verschwunden, Mr. Luxford«, sagte er.
    »Angeblich wurde sie von der Straße weg entführt, wahrscheinlich von irgendeinem Perversen. Aber die Staatssekretärin und ihr Mann haben sich nicht an die Polizei gewandt. Was halten Sie davon?«
    Rodney pfiff leise durch die Zähne. So etwas hatte selbst er nicht erwartet. Er ging zur Tür und riß sie auf, um Sarah Happleshort hereinzurufen und ihr Anweisung

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