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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Den nicht bereit sein wird, das neue Material zu bringen, und ich werde seiner Entscheidung in einem solchen Fall selbstverständlich nicht widersprechen. Wir haben unsere Informationen gerade erst von unserem Mann beim Yard bekommen, und es kann sein, daß er als einziger bereit ist zu reden.«
    »Worum geht es?«
    Rodney fuhr sich mit der Zunge hastig über die Lippen. »Es hat offenbar Entführerbriefe gegeben. Zwei Stück. Sie gingen an dem Tag ein, an dem das Kind entführt wurde. Die Bowen wußte also ganz genau, daß ihre Tochter gekidnappt worden war, und hat trotzdem nichts unternommen, um die Polizei zu alarmieren.«
    Luxford hörte, wie Ogilvie die Luft einsog. Ehe der Aufsichtsratsvorsitzende etwas sagen konnte, bemerkte er in ruhigem Ton: »Vielleicht hat sie sich an eine andere Stelle gewendet, Rod. Haben Sie und Mitchell diese Möglichkeit schon in Erwägung gezogen?«
    Ogilvie hinderte Rodney an einer Erwiderung, indem er seine große, knochige Hand hob. Schweigend ließ er sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Sein Blick hob sich - nicht himmelwärts, um Rat beim Allmächtigen zu suchen -, sondern zur Wand, wo in Chromrahmen die besten Titelseiten der Source hingen.
    »Wenn Mrs. Bowen sich an eine andere Stelle gewendet hat«, meinte er nachdenklich, »dann würde ich vorschlagen, wir lassen uns das von ihr selbst erzählen. Und wenn sie zu unserer Story keinen Kommentar abgeben möchte, dann kann diese Tatsache - zusammen mit den anderen - der Öffentlichkeit unterbreitet werden.« Er richtete seinen Blick auf Rodney.
    »Und der Inhalt?« fragte er freundlich.
    Rodney machte ein verständnisloses Gesicht. Er strich sich über seinen Bart, um Zeit zu gewinnen und seine Verwirrung zu vertuschen.
    »Mr. Ogilvie fragt nach dem Inhalt der Entführerbriefe«, erläuterte Luxford mit kühler Höflichkeit.
    Er sah Rodney an, daß sein Ton seine Wirkung nicht verfehlt hatte. »Den kennen wir nicht«, antwortete Rodney hastig.
    »Wir wissen lediglich, daß es zwei Briefe waren.«
    »Aha.« Ogilvie versank wieder in Nachdenklichkeit. Dann verkündete er seine Entscheidung. »Das reicht, um darauf eine Story aufzubauen. Ist Ihr Mann an der Sache dran?«
    »O ja«, versicherte Rodney.
    »Prächtig.« Ogilvie stand auf. Er wandte sich Luxford zu und bot ihm die Hand. »Die Sache scheint also ins Rollen zu kommen. Ich kann mich hoffentlich darauf verlassen, daß ich nicht noch einmal in die Stadt kommen muß.«
    »Wenn die Story eine solide Grundlage hat«, antwortete Luxford, »dann bringen wir sie auch.«
    Ogilvie nickte. »Gute Arbeit, Rodney«, sagte er kurz, ehe er hinausging.
    Luxford kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er schob die Aufnahmen von Charlotte in einen braunen Umschlag und legte das Vergrößerungsglas wieder in die Schublade. Er schaltete den Computer ein und ließ sich in seinen Sessel sinken.
    Rodney trat an den Schreibtisch heran. »Den«, sagte er in beiläufig aufforderndem Ton.
    Luxford warf einen Blick in seinen Terminkalender und machte sich eine überflüssige Notiz. Rodney Aronson, sagte er sich nicht zum erstenmal, brauchte dringend eine Lektion, die ihn in seine Schranken verwies. Aber er konnte nicht darüber nachdenken, wie diese Lektion aussehen sollte, solange er ganz damit beschäftigt war, sich zu überlegen, wie Evelyn es vermeiden könnte, zur Zielscheibe der gesamten Presse zu werden. Gleichzeitig fragte er sich, weshalb er sich überhaupt so um sie sorgte. Schließlich hatte sie sich ja ihr eigenes Grab geschaufelt ... Bei dem Bild wurde ihm eiskalt. Es war nicht Evelyns Grab, das geschaufelt worden war. Und sie war nicht die einzige, die sich am Schaufeln beteiligt hatte.
    »... und aus diesem Grund war ich, wie Sie sicherlich verstehen werden, Ogilvie gegenüber eben nicht ganz offen«, sagte Rodney gerade.
    Luxford hob den Kopf. »Was?«
    Rodney legte seinen feisten Oberschenkel lässig über eine Ecke von Luxfords Schreibtisch. »Wir haben noch nicht alle Fakten beisammen. Aber Mitch ist ihnen auf der Spur. Ich wette, innerhalb eines Tages wissen wir die Wahrheit. Wissen Sie, Den, manchmal liebe ich diesen Burschen wie meinen eigenen Sohn.«
    »Was reden Sie da, Rodney?«
    Rodney neigte den Kopf zur Seite. Nicht zugehört, Den? schien er zu fragen. Bedrückt Sie irgendwas? »Ich rede vom Tory-Parteitag in Blackpool«, sagte er freundlich. »Einer von den Kerlen dort hat die ehrenwerte Mrs. Bowen geschwängert. Wie ich eben sagte, sie war dort und berichtete für

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