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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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den Telegraph. Und der Parteitag begann neun Monate vor der Geburt ihres Kindes. Mitch geht der Sache jetzt nach.«
    »Welcher Sache?«
    »Na, hören Sie mal!« spottete Rodney scheinbar gutmütig.
    »Er sucht den Papa.« Mit Bewunderung sah er zu den gerahmten Titelseiten auf. »Stellen Sie sich doch nur mal vor, wie das einschlagen wird, wenn wir dazu einen Exklusivbericht bringen, Den: Eve Bowens bis dato unbekannter Ex-Geliebter spricht mit der Source. Ich wollte Ogilvie von der Möglichkeit einer Story über den Vater noch nichts sagen. Es ist ja nicht nötig, daß er uns tagelang die Hölle heiß macht, wenn wir am Ende vielleicht doch mit leeren Händen dastehen. Aber so, wie ich es sehe ...« Er endete mit einem unternehmungslustigen Seufzer, der wohl die Entschlossenheit der Source kundtun sollte, wie ein Trüffelschwein das Vorleben der prominentesten Persönlichkeiten des Landes zu durchwühlen, bis ein saftiger Happen gefunden war, der die Auflage der Zeitung in ungeahnte Höhen steigen lassen würde.
    »Wie eine Atombombe wird das einschlagen, wenn wir es bringen«, sagte er. »Und wir werden es doch bringen, nicht wahr, Den?«
    Luxford wich Rodney Aronsons Blick nicht aus. »Sie haben gehört, was ich Ogilvie gesagt habe. Wir bringen alles, was fundiert ist.«
    »Gut«, meinte Rodney. »Denn diese Sache ... Den, ich weiß nicht, was es ist, aber ich hab' so ein Gefühl, daß wir einem Riesending auf der Spur sind.«
    »Gut«, sagte Luxford.
    »Ja. Das ist es wirklich.« Rodney zog seinen Oberschenkel vom Schreibtisch. Er nahm Kurs zur Tür. Aber dort blieb er stehen. Er zupfte an seinem Bart. »Den«, sagte er. »Verdammt noch mal. Mir ist da eben was eingefallen. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht früher daran gedacht habe. Sie sind genau der Mann, den wir suchen.«
    Luxford hatte das Gefühl, von einer eisigen Welle überspült zu werden. Er sagte kein Wort.
    »Sie können uns weiterhelfen, oder genauer gesagt, Sie können Mitch weiterhelfen.«
    »Ich? Wie denn?«
    »Na, mit dem Parteitag in Blackpool«, antwortete Rodney.
    »Ich hab' ganz vergessen, es zu erwähnen. Nachdem ich mit Mitch gesprochen hatte, hab' ich einen Kollegen beim Globe mobilisiert, der mir noch eine Gefälligkeit schuldig war, und habe mir drüben die Mikrofilme angesehen.«
    »Ja und?«
    »Nun kommen Sie schon, Den. Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Es geht um den Tory-Parteitag in Blackpool. Sagt Ihnen das nichts?«
    »Sollte es denn?«
    »Na, das hoffe ich doch.« Seine Zähne blitzten wie die eines Hais. »Erinnern Sie sich denn nicht? Sie waren doch selbst dort. Für den Globe.«
    »War ich«, sagte Luxford. Keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Aber ja. Mitch wird sicher mit Ihnen reden wollen. Vielleicht sollten Sie inzwischen mal in Ruhe überlegen, wer von den Leuten dort mit der Bowen was gehabt haben könnte.« Mit einem freundlichen Zwinkern ging er hinaus.

19
    Mit dem Saum ihres Pullis tupfte sich Barbara den kalten Schweiß von der Stirn. Dann erhob sie sich aus ihrer knienden Position, so wütend auf sich selbst, wie sie selten gewesen war. Sie betätigte die Toilettenspülung und sah zu, wie das unappetitliche Häufchen halbverdauter Speisereste, das sie von sich gegeben hatte, wirbelnd in die Tiefe gezogen wurde. Reiß dich zusammen, befahl sie sich, benimm dich gefälligst wie ein Profi und nicht wie ein schlapper Teenager.
    Eine Obduktion, sagte sie sich streng. Was ist das schon? Nichts weiter als die genaue Untersuchung eines Leichnams, die vorgenommen wird, um die Todesursache festzustellen. In einem Mordfall ist sie eine notwendige Maßnahme. Sie wird von Fachleuten durchgeführt und dient dem Aufspüren verdächtiger Vorgänge, die zum unzeitgemäßen Abbruch physischer Funktionen beigetragen haben können. Kurz, es ist eine entscheidende Maßnahme bei der Suche nach einem Mörder. Ja, schon richtig, es hat starke Ähnlichkeit mit der Ausweidung eines Tieres, aber es ist auch eine Suche nach der Wahrheit.
    Barbara waren all diese Tatsachen wohlbekannt. Warum also war sie nicht fähig gewesen, die Obduktion Charlotte Bowens bis zum Ende durchzustehen?
    Sie war im St.-Mark's-Krankenhaus in Amesford durchgeführt worden, einem Relikt der edwardianischen Epoche, im Stil eines französischen Schlosses erbaut. Der Pathologe hatte schnell und sauber gearbeitet, aber trotz der klinisch sachlichen Atmosphäre im Raum waren Barbara schon beim ersten Einschnitt in den Körper, der von der Brust

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