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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Wunsch nach Ruhe hatte sie beide zum Rückzug ins Schlafzimmer getrieben, wie er erkannt hatte, als vielmehr der Wunsch, ein Gespräch zu umgehen. Im Dunkeln konnte sie reglos daliegen, tief atmen, Schlaf vortäuschen und ausweichen. Doch sie hatten noch nicht einmal das Licht gelöscht, als das Telefon läutete.
    Jetzt stand Eve vom Bett auf. Sie zog ihren Morgenrock über und band den Gürtel zu. Doch sie tat es nicht ruhig, sondern riß unbeherrscht an dem Satinband, und diese Unbeherrschtheit verriet sie.
    »Was ist passiert?« fragte Alex zum zweitenmal.
    Sie ging zu dem langen Kleiderschrank an der Wand. Sie riß seine Türen auf. Sie schleuderte ein schwarzes Mantelkleid auf das Bett, wandte sich wieder dem Schrank zu und warf ein Paar Schuhe auf den Boden.
    Alex stand ebenfalls auf. Er faßte sie bei der Schulter. Sie riß sich los.
    »Verdammt noch mal, Eve. Ich habe dich gefragt -«
    »Er bringt die Story.«
    »Was?«
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Dieser miese, hinterhältige Bastard bringt die Story. Auf der Titelseite. Morgen früh. Er dachte ... « - ihr Gesicht verzog sich bitter - »er dachte, ich würde es vielleicht gern vorher wissen wollen. Damit ich mich gegen die Journalisten wappnen kann.«
    Alex sah das Telefon an. »Dann war das also Luxford.«
    »Wer sonst?«
    Sie rannte zur Kommode und zerrte an einer Schublade. Sie klemmte. Sie zerrte und rüttelte so lange, bis sie sich aufziehen ließ. Sie kramte Unterwäsche heraus, einen Unterrock, Strümpfe. Sie warf sie neben das Kleid aufs Bett. »Er hat mich von Anfang an zum Narren gehalten. Und jetzt glaubt er, er habe mir den Rest gegeben. Aber ich bin noch nicht tot. Noch lange nicht. Wie er sehr bald merken wird.«
    Alex versuchte, sich auf ihre Worte einen Reim zu machen. Aber es gelang ihm nicht. »Die Story?« wiederholte er. »Von euch beiden? Damals in Blackpool?«
    »Herrgott noch mal, was für eine Story denn sonst, Alex?«
    Sie begann sich anzukleiden.
    »Aber Charlie ist -«
    »Hier geht's nicht um Charlotte. Es ist nie um Charlotte gegangen. Wieso kapierst du das eigentlich nicht? Jetzt behauptet er, sein blöder Sohn sei entführt worden und der Kidnapper habe die gleichen Forderungen gestellt. Na, ist das nicht unheimlich günstig für ihn?« Wütend stolzierte sie zum Bett. Sie stieß ihre Arme in die Ärmel des Mantelkleids, schob die Schulterpolster zurecht und hantierte ungeduldig mit den goldenen Knöpfen.
    Alex sah ihr wie betäubt zu. »Luxfords Sohn ist entführt worden? Wann? Wo?«
    »Was spielt das schon für eine Rolle? Dennis hat ihn irgendwo versteckt, und jetzt benutzt er ihn genauso, wie er ursprünglich Charlotte benutzen wollte.«
    »Und was tust du jetzt?«
    »Was glaubst du wohl, was ich tue? Ich werde ihm in die Parade fahren.«
    »Wie denn?«
    Sie schob ihre Füße in die Schuhe, dann hob sie den Kopf und sah ihn an. »Ich bin nicht zu Kreuze gekrochen, als er Charlotte entführt hat. Und jetzt hat er vor, das gründlich auszuschlachten. Er wird die ganze Geschichte dazu benützen, um mich als grausame Rabenmutter hinzustellen: Charlottes Verschwinden, die Forderung nach dem Vaterschaftsbekenntnis, meine Weigerung trotz Dennis' verzweifelter und inständiger Bitte, auf diese Forderung einzugehen. Und meiner barbarischen Herzlosigkeit steht nun Dennis' Heiligenschein gegenüber: Um seinen Sohn zu retten, wird er tun, was ich zur Rettung meiner Tochter nicht zu tun bereit war. Hast du es jetzt endlich begriffen, oder muß ich noch deutlicher werden? Er wird dastehen wie der heilige Christophorus mit dem Jesuskind auf den Schultern, und ich werde aussehen wie Medea. Wenn ich nicht sofort etwas unternehme, um ihn zu bremsen. Auf der Stelle.«
    »Wir müssen New Scotland Yard anrufen.« Alex ging zum Telefon. »Wir müssen nachprüfen, ob seine Geschichte stimmt. Wenn der Junge wirklich entführt worden ist -«
    »Er ist nicht entführt worden! Und es bringt uns gar nichts, wenn wir die Polizei anrufen. Du kannst dich darauf verlassen, daß Dennis diesmal jede Kleinigkeit bedacht hat. Er hat sein Söhnchen irgendwo weitab vom Schuß versteckt. Er hat die Polizei alarmiert und die große Schau abgezogen. Und während wir beide Zeit damit verschwenden, uns darüber zu unterhalten, was er vorhat und warum, hat er die Story bereits geschrieben und an die Druckerei weitergegeben. In sieben Stunden kann jeder in England sie zum Frühstück lesen. Wenn ich nicht sofort etwas unternehme. Und genau das werde

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