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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mittwoch stand, in Alex' klarer Handschrift, das Wort Sceptre. Wie günstig, dachte sie. Das Restaurant war in Mayfair, mit dem Auto weniger als zehn Minuten entfernt.
    Sie sah, wie die Reporter hinter der Polizeisperre in Habacht-Stellung gingen, als sie ihren Wagen aus der Garage fuhr. Es gab einen Moment des Durcheinanders, als diejenigen unter ihnen, die motorisiert waren, zu ihren Fahrzeugen rannten. An der Sperre beugte sich der Constable zum Fenster ihres Wagens hinunter und sagte: »Sie sollten nicht ganz allein wegfahren, Mrs. Bowen. Ich kann dafür sorgen, daß sofort jemand -«
    »Schieben Sie den Bock weg«, befahl sie ihm.
    »Diese Bande wird sich wie ein Schwarm Hornissen auf Sie stürzen.«
    »Schieben Sie den Bock weg«, wiederholte sie. »Und zwar sofort.«
    Blöde Ziege, sagte sein Blick. Doch er nickte, brummte: »In Ordnung« und schob den Sägebock zur Seite, um sie auf die Marylebone High Street hinausfahren zu lassen. Sie drückte das Gaspedal durch, bog sofort nach links ab und raste in Richtung Berkeley Square davon. Das Sceptre war in einem verschwiegenen Eckchen am Eingang zu einer mit Kopfsteinen gepflasterten stillen kleinen Straße gleich südwestlich des Platzes. Der Eingang zum Restaurant, das sich in einem hübschen weinumrankten Backsteinhaus befand, war üppig mit blühenden tropischen Pflanzen geschmückt.
    Eve traf mit gutem Vorsprung vor den Reportern ein, die eine ganze Menge Zeit dadurch verloren hatten, daß sie erst zu ihren Fahrzeugen hatten laufen müssen und sich dann an die Verkehrsvorschriften gehalten hatten, die sie selbst völlig ignoriert hatte. Das Restaurant hatte noch nicht geöffnet, aber sie wußte, daß in der Küche schon seit mindestens zwei Uhr gearbeitet wurde. Und sie wußte, daß sie Alex dort antreffen würde. Sie ging zur Seitentür und klopfte mit ihrem Schlüsselring energisch an das Holz, Sie war mit dem Konditor im Vorratsraum, noch ehe die Verfolger aus ihren Autos gesprungen waren.
    »Wo ist er?« fragte sie.
    »Er arbeitet gerade an einer neuen Aioli«, antwortete der Konditor. »Wir haben heute abend Schwertfisch und -«
    »Ersparen Sie mir die Einzelheiten«, unterbrach Eve. Sie drängte sich an ihm vorbei und eilte an den riesigen Kühlschränken und den offenen Regalen, in denen Töpfe und Pfannen im hellen Licht der Deckenbeleuchtung blitzten, vorüber in die Küche.
    Alex und sein Chefkoch standen an einer Arbeitsplatte und fachsimpelten über einem Häufchen gehacktem Knoblauch, einer Flasche Olivenöl, einem Berg gehackter Oliven und einem Sortiment Tomaten, Zwiebeln und Peperoni. Um sie herum waren die Vorbereitungen für das Abendessen in vollem Gang: Da wurden Suppen zubereitet, die Hors d'reuvres gerichtet, Gemüse und Salat gewaschen. Das Bouquet der Gerüche hätte sie verlockt, wäre sie hungrig gewesen. Aber Essen war in diesem Moment das letzte, was sie interessierte.
    »Alex!« sagte sie.
    Er blickte auf.
    »Ich möchte mit dir reden.« Sie merkte, daß es nach ihren Worten einen Moment ganz still wurde. Aber gleich setzten die Küchengeräusche mit töpfescheppernder Entschlossenheit wieder ein. Sie wartete darauf, daß er ein zweites Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden den kleinen quengeligen Jungen spielen würde. Siehst du nicht, daß ich alle Hände voll zu tun habe? Ich kann jetzt nicht. Aber das tat er nicht. Er sagte lediglich zu seinem Koch: »Wir müssen bis morgen unbedingt irgendwo nopalitos herbekommen« und bemerkte dann zu Eve gewandt kurz: »Gehen wir ins Büro.«
    Eine Buchhalterin saß auf dem einzigen Stuhl, den es in dem kleinen Büro gab. Auf dem Schreibtisch vor ihr häufte sich ein Berg Rechnungen. Sie schien dabeizusein, sie zu sortieren, und blickte nur kurz auf, als Alex die Tür öffnete. »Also dieser Stand in Smithfield hat uns meiner Meinung nach wieder zuviel berechnet, Alex«, sagte sie. »Entweder wir wechseln den Lieferanten, oder -« Sie bemerkte plötzlich, daß Eve hinter Alex stand, und legte die Rechnung, von der sie gerade gesprochen hatte, aus der Hand. Suchend sah sie sich um, als hielte sie nach einem Ort Ausschau, an den sie sich zurückziehen könnte.
    »Fünf Minuten, Jill«, sagte Alex. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Aber gern«, antwortete sie. »Ich wollte mir schon längst eine Tasse Tee genehmigen.«
    Sie stand auf und eilte hinaus. Eve vermerkte, daß sie sie nicht ansah.
    Alex schloß die Tür. Eve hatte erwartet, er würde betreten, verlegen, peinlich berührt,

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