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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sagen, daß das Leben ihres gemeinsamen Sohnes in der Schale einer Waage lag, in deren andere Schale er - Luxford - nichts hineinzulegen hatte?
    »Es sind ein paar Anrufe für dich gekommen«, sagte Fiona leise. Sie wandte den Blick nicht von der Zeichnung.
    Luxford spürte, wie sich alles in ihm zusammenkrampfte.
    »Hat er -«
    »Es war nicht der Kidnapper.« Ihre Stimme klang wie erloschen, als wären alle Emotionen aus ihr herausgepreßt worden. »Zuerst hat Peter Ogilvie angerufen. Er wollte wissen, warum du die Story über Leo zurückgehalten hast.«
    »Mein Gott«, flüsterte Luxford. »Wer hat ihm das erzählt?«
    »Er hat gesagt, du sollst ihn sofort zurückrufen. Ob du deine Verpflichtungen gegenüber der Zeitung völlig vergessen hättest. Du hättest das Material für die größte Story des Jahres in der Hand, und wenn du deiner eigenen Zeitung in den Rücken fällst, dann möchte er gefälligst wissen, warum.«
    »Ach Gott, Fi. Das tut mir leid.«
    »Rodney hat auch angerufen. Er möchte wissen, was du morgen auf der Titelseite haben möchtest. Und Miß Wallace möchte wissen, ob sie Rodney weiterhin erlauben soll, die Redaktionsbesprechungen in deinem Büro abzuhalten. Ich wußte nicht, was ich den Leuten sagen soll. Ich habe gesagt, du rufst zurück, sobald du kannst.«
    »Zum Teufel mit ihnen.«
    Immer noch wiegte sie sich sachte hin und her, als wäre es ihr gelungen, sich von allem, was um sie herum geschah, zu distanzieren. Luxford neigte sich zu ihr hinunter und drückte seinen Mund auf ihr honigblondes Haar. »Ich habe solche Angst um ihn«, sagte sie. »Dauernd stelle ich mir vor, wie er sich fühlen muß. Ganz allein. Kalt. Hungrig. Wie er versucht, tapfer zu sein, und sich die ganze Zeit mit Fragen quält, was ihm da passiert ist und warum. Ich kann mich erinnern, daß ich einmal von der Entführung eines kleinen Mädchens gelesen habe. Da wurde das Opfer in einen Sarg gelegt und lebendig begraben, aber so, daß es gerade noch ein bißchen Luft bekommen konnte. Und es mußte innerhalb einer bestimmten Zeit gefunden werden, sonst wäre es erstickt. Ich habe solche Angst, daß Leo ... daß sie ihm etwas antun, Dennis.«
    »Quäl dich doch nicht so«, sagte Luxford.
    »Er versteht doch gar nicht, was passiert ist. Und ich möchte so gern etwas tun, um ihm zu helfen. Ich fühle mich so nutzlos. Hier herumzusitzen und zu warten. Überhaupt nichts tun zu können, während jemand mein Kind gefangenhält. Ich halte es nicht aus, daran zu denken, wie groß seine Angst sein muß. Und ich kann trotzdem an nichts anderes denken.«
    Luxford kniete neben ihrem Stuhl nieder. Er brachte es nicht über sich zu sagen, was er ihr seit mehr als vierundzwanzig Stunden beständig immer wieder gesagt hatte: Er kommt zu uns zurück, Fiona. Zum erstenmal nämlich war er davon nicht mehr überzeugt. Alles war unsicher geworden. Er hatte das Gefühl, als ginge er über eine Eisdecke, die so brüchig war, daß ein falscher Schritt sie alle vernichten würde.
    Fiona drehte sich auf ihrem Stuhl um und sah ihn an. Sie berührte leicht seinen Kopf und ließ ihre Hand auf seine Schulter sinken. »Ich weiß, du leidest genauso wie ich. Ich habe es von Anfang an gewußt, aber ich wollte es nicht sehen, weil ich einen Sündenbock gebraucht habe. Und du warst zur Stelle.«
    »Ich verdiene den Vorwurf. Das alles ist allein meine Schuld.«
    »Du hast vor elf Jahren eine Dummheit gemacht, Dennis. Aber keiner kann dir die Schuld an dem geben, was jetzt geschehen ist. Du bist genauso ein Opfer wie Leo. Wie Charlotte und ihre Mutter. Das weiß ich.«
    Die Großmütigkeit, mit der sie ihm verzieh, war für ihn kaum zu ertragen. Er hatte das Gefühl, als zöge sich eine eiserne Klammer um sein Herz zusammen. Stockend sagte er:
    »Ich muß dir etwas sagen.«
    Fiona sah ihn mit ernsten Augen forschend an. »Du weißt, was in dem Bericht heute morgen gefehlt hat«, folgerte sie.
    »Eve Bowen hat es erkannt. Komm, du kannst es mir ruhig sagen. Es ist schon in Ordnung.«
    Aber es war nicht in Ordnung. Und es konnte nie wieder in Ordnung kommen. Sie hatte davon gesprochen, daß sie einen Sündenbock gesucht hatte, und bis zu diesem Nachmittag hatte er das gleiche getan. Er hatte Evelyn die Schuld gegeben, ihre Paranoia, ihre Verbohrtheit und Dummheit als Gründe dafür vorgeschoben, warum Charlotte hatte sterben müssen und Leo als Geisel festgehalten wurde. Aber jetzt wußte er, wo die wahre Verantwortung lag. Und wenn er das seiner Frau

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