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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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natürlich versucht, diskret zu sein. In der Hinsicht ist er immer sehr rücksichtsvoll. Aber ich habe gehört, wie er nachts zu Ihnen reingeschlichen ist, und deshalb wäre es mir lieber, wir wären ganz offen zueinander. Lügen sind so unschön, finden Sie nicht?«
    Einen Moment lang war Barbara sprachlos. »Reingeschlichen?« stammelte sie dann. »Mrs. Payne, glauben Sie etwa, dass...«
    »Wie ich eben schon gesagt habe, Barbara, Sie mögen es für nötig halten, Celia zu belügen. Sie ist ja auch seine zukünftige Frau. Aber mich sollten Sie wirklich nicht belügen. Sie sind Gast in meinem Haus, da ist das nicht sehr höflich.«
    Zahlender Gast, hätte Barbara gern entgegnet. Sie sah zu, wie Corrines Schere wieder Tempo machte. Bald ehemaliger Gast, wenn sie nur ihre Sachen schnell genug packen konnte.
    »Sie täuschen sich! Vollkommen. Genau wie Celia. Ich denke, unter diesen Umständen ist es für alle das beste, wenn ich ausziehe.«
    »Damit es leichter wird, Robbie zu treffen? Damit Sie sturmfreie Bude haben und ganz ungestört sind?« Corrine schüttelte den Kopf. »Das gehört sich nun wirklich nicht. Und es wäre Celia gegenüber nicht fair. Nein. Ich finde, es ist das beste, wenn Sie hier im Haus bleiben. Wir klären das alles, sobald Robbie nach Hause kommt.«
    »Es gibt nichts zu klären. Es tut mir leid, wenn Robin und Celia Probleme haben, aber mit mir hat das nichts zu tun. Und Sie werden ihn nur in tödliche Verlegenheit stürzen, wenn Sie ihm jetzt nachweisen wollen, daß er und ich ... daß wir ... daß er mit mir ... ich meine, seit ich hier bin ...« Barbara hatte sich noch nie so konfus gefühlt.
    »Wollen Sie behaupten, daß ich mir das ausgedacht habe?« fragte Corrine. »Wollen Sie mich beschuldigen, die Unwahrheit zu sagen?«
    »Überhaupt nicht. Ich sage nur, daß Sie sich irren, wenn Sie glauben -«
    »Sich irren ist nichts anderes als lügen. Sich irren ist das Wort, das wir anstelle von Lügen gebrauchen.«
    »Sie vielleicht, aber ich -«
    »Widersprechen Sie mir nicht.« Corrine rang röchelnd nach Atem. »Und leugnen Sie nicht. Ich weiß, was ich gehört habe, und ich weiß, was es bedeutet. Und wenn Sie glauben, Sie brauchen sich nur hinzulegen und die Beine breit zu machen und könnten meinen Robbie dem Mädchen wegnehmen, das er heiraten wollte -«
    »Mrs. Payne! Corrine!«
    »- dann sind Sie auf dem Holzweg. Weil ich da nicht tatenlos zusehen werde. Und Celia auch nicht. Und Robbie ... Robbie ...« Sie schnappte nach Luft.
    »Sie regen sich wegen nichts und wieder nichts auf«, sagte Barbara. »Sie werden ganz rot im Gesicht. Bitte. Setzen Sie sich einen Moment. Ich werde auch mit Ihnen reden, wenn Sie das wollen. Ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären. Aber bitte beruhigen Sie sich, sonst werden Sie noch krank.«
    »Das würde Ihnen so passen, wie?« Corrine wedelte mit der Schere in der Luft herum, daß Barbara ganz nervös wurde.
    »Das ist doch genau das, was Sie von Anfang an geplant haben, oder? Wenn die Mutter aus dem Weg geräumt ist, wär ja keiner mehr da, der ihm klarmachen könnte, daß er drauf und dran ist, sein ganzes Leben für ein Stück Dreck wegzuschmeißen, wo er was ganz andres hätte haben -« Die Schere fiel klappernd auf den Tisch. Corrine griff sich an die Brust.
    »Scheiße!« sagte Barbara. Sie wollte Corrine zu Hilfe kommen. Keuchend winkte diese sie beiseite. »Mrs. Payne, seien Sie doch vernünftig«, flehte Barbara. »Ich habe Robin vor genau zwei Tagen kennengelernt. Wir haben insgesamt ganze sechs Stunden miteinander verbracht, weil jeder von uns an einem anderen Teil des Falls arbeitet. Überlegen Sie doch mal. Sehe ich aus wie eine femme fatale? Sehe ich aus wie eine Frau, zu der sich Robin gern nachts ins Zimmer schleichen würde? Und das nach einer Bekanntschaft von genau sechs Stunden? Ist das denn vernünftig?«
    »Ich hab' euch beide genau beobachtet.« Corrine rang verzweifelt nach Atem. »Ich hab's gesehen. Und ich weiß Bescheid. Ich weiß es, weil ich ihn angerufen hab', um -« Sie krallte ihre Finger in ihre Brust.
    »Mrs. Payne, bitte!« sagte Barbara wieder. »Beruhigen Sie sich doch. Beruhigen Sie sich, sonst -«
    »Sam und ich ... Als wir das Datum festgesetzt hatten, hab' ich gedacht, er ... er würde gern ... der erste sein ...« Sie pfiff und röchelte, »... der's erfährt ...« Sie hustete, aber sie gab nicht nach. »Aber er war nicht da, und wir beide wissen, warum er nicht da war, und Sie sollten sich schämen - schämen

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