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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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diese in den Bauch des Schiffes hineingestiegen war. Aber dies war doch sicher kein Schiff. Ein Schiff aus Ziegelsteinen? Das würde doch sofort sinken. Keinen Moment würde es schwimmen. Außerdem würde sie doch gewiß das Meer unter sich fühlen, wenn dies ein Schiff wäre. Würde der Boden nicht schwanken? Würde sie nicht das Ächzen der hölzernen Masten hören und die salzige Luft riechen? Würde sie nicht - Sie stieß mit dem Kopf an die Decke, schrie erschrocken auf, duckte sich. Sie dachte über Treppen nach, die zu Zimmerdecken hinaufführten und nicht zu einem Treppenabsatz, wo eine Tür war, an der man rütteln konnte, und wußte, daß Treppen nicht ohne Grund zu einer Zimmerdecke hinaufführten. Es mußte eine Tür dasein, eine Falltür vielleicht wie in Großpapas Scheune, wo man eine Leiter hinaufklettern mußte, um den Heuboden zu erreichen.
    Blind streckte sie die Hand zur Decke hinauf und kletterte vorsichtig weiter. Sie tastete die Decke von der Mauer weg ab. Sie fand etwas, was sich anfühlte wie die Ecke einer Falltür, eine Furche im Holz. Dann noch eine Ecke. Sie schob ihre Hände von den Ecken nach innen, um die Mitte zu finden. Dann stieß sie zu. Nicht übermäßig kräftig, weil es in ihren Armen so komisch prickelte. Aber es war dennoch ein Stoß.
    Sie spürte, wie die Falltür nachgab. Sie machte eine Pause, dann stieß sie noch einmal zu. Die Tür war schwer, als wäre sie mit einem Gewicht beschwert, damit sie nicht hinauskonnte, damit sie blieb, wo sie hingehörte, und niemanden störte. Wie immer. Bei dem Gedanken wurde sie wütend. »Mama!« rief sie. »Mama, bist du da? Mama! Mama!«
    Keine Antwort. Sie stieß noch einmal gegen die Tür.
    Dann kroch sie hinauf und drückte mit Rücken und Schultern. Sie drückte einmal mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, dann noch zweimal. Dabei stöhnte sie, wie Mrs. Maguire immer stöhnte, wenn sie den Kühlschrank wegschob, um hinter ihm sauberzumachen. Mit einem Quietschen öffnete sich die Falltür.
    Schwindelgefühl und Schwäche waren augenblicklich wie weggeblasen. Sie hatte es geschafft, sie hatte es geschafft, ganz allein. Ohne daß Breta ihr hatte sagen müssen, wie man es macht.
    Sie kletterte in den Raum darüber. Er war dunkel wie der unten, aber nicht pechschwarz. Ungefähr einen Meter entfernt konnte sie ein etwas helleres Rechteck erkennen, das von einem schimmernden grauen Rand umgeben zu sein schien. Sie näherte sich dem Rechteck vorsichtig und erkannte, daß es ein tief in die Mauer eingelassenes Fenster war, das man mit Brettern vernagelt hatte, aber nicht so dicht, daß nicht an den Rändern Licht durchschimmern konnte. Das war das lichte Grau, das sie sah: die nächtliche Dunkelheit draußen, die von Mond und den Sternen erhellt wurde und sich von der absoluten Dunkelheit im Inneren abhob.
    Dank dem schimmernden grauen Licht konnte Lottie selbst ohne ihre Brille schattenhafte Formen im Raum erkennen. In der Mitte stand ein hoher Mast. Er erinnerte sie an einen Maibaum, den sie einmal auf dem Gemeindeanger im Dorf in der Nähe des Hofes ihres Großvaters gesehen hatte, nur war er viel, viel dicker. Über ihm streckte sich ein dicker Balken quer durch den Raum und über diesem Balken, kaum sichtbar in der Düsternis, hing etwas, was aussah wie ein großes Rad, eine fliegende Untertasse, die auf die Seite gekippt war. Der Maibaum führte zu diesem Rad hinauf und über es hinaus, um oben in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Vorsichtig näherte sich Lottie dem Mast und berührte ihn. Er war kalt. Kein Holz. Metall. Rauhes Metall, als wäre es alt und rostig. Unten, am Fuß, war irgendwelches klebriges Zeug. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie nach oben, um das Rad besser erkennen zu können. Große Zähne schienen in es hineingeschnitten zu sein. Ein Mast und ein Zahnrad, dachte sie. Sie legte ihren Arm um den Mast und überlegte, was sie da entdeckt hatte.
    Sie hatte einmal das Innere der Uhr gesehen, die bei Großmama im Wohnzimmer auf dem Kaminsims stand. Sie hatte die Form einer Welle. Onkel Jonathan hatte sie Großmama zum Geburtstag geschenkt, aber sie war nicht richtig gegangen, weil sie eine Antiquität war. Darum hatte Großpapa sie auf dem Küchentisch zerlegt. Innen waren kleine Räder, die in andere Räder paßten, und diese Räder und die anderen Räder ließen die Uhr ticken. Und die kleinen Räder hatten genauso ausgesehen wie das große da oben, mit Zähnen.
    Eine Uhr, sagte sie sich. Eine riesige

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