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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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konnte.
    »Ich möchte mit diesem Schwein reden.«
    »Das hat keinen Sinn. Halt dich da raus, Alex. Versprich mir, daß du nichts unternimmst. Bitte!«
    »Noch einen Tag wie den heutigen tue ich mir nicht an. Rumlaufen, als wär nichts geschehen, während Charlie irgendwo ... nein, das tu ich nicht mehr.«
    »Gut. Dann tu's nicht. Aber laß die Finger von Luxford.«
    »Warum?« Er konnte die Frage nicht unterdrücken. Sie lag schließlich allem zugrunde. »Möchtest du ihn für dich haben? Ganz für dich allein? Wie in Blackpool, Eve?«
    »Das ist eine gemeine Bemerkung. Ich mache jetzt Schluß. Wir können uns weiterunterhalten, wenn du wieder nüchtern bist. Morgen früh.«
    Damit hatte sie aufgelegt. Und er hatte Wodka getrunken. Er hatte getrunken, bis der Küchenboden zu schwanken begann. Dann war er nach oben gestolpert und hatte sich mit allen seinen Kleidern quer über das Bett fallen lassen. Irgendwann in der Nacht mußte sie ihm Hose, Hemd und Schuhe ausgezogen haben, denn er trug nur seine Unterhose und seine Socken, als er aus dem Bett kroch.
    Er schluckte sechs Aspirin und ging wieder ins Schlafzimmer. Langsam zog er sich an und wartete darauf, daß die Tabletten wirken und das Hämmern in seinem Schädel nachlassen würde. Er hatte das Gespräch mit Eve an diesem Morgen verschlafen, aber das war vielleicht ganz gut so. In seinem gegenwärtigen Zustand wäre er ihr nicht gewachsen gewesen. Wirklich, ungewöhnlich barmherzig von ihr, ihn schlafen zu lassen, anstatt ihn zu wecken und zu dem Gespräch zu zwingen, das er doch unbedingt mit ihr hatte führen wollen. Sie hätte ihn mit drei, vier Sätzen fertiggemacht, ohne auch nur ein Viertel ihrer intellektuellen Power einzusetzen. Er fragte sich, was es über Eve aussagte - und über den Zustand ihrer Ehe -, daß sie sich dazu entschlossen hatte, ohne eine Demonstration ihrer Überlegenheit zu geben. Und dann fragte er sich, wieso er sich über den Zustand ihrer Ehe Gedanken machte, wo er das doch vorher nie getan hatte. Aber auf diese Frage wußte er die Antwort, auch wenn er sich bemühte, sie zu verdrängen, und als er in die Küche hinunterging, starrte sie ihm vom Küchentisch entgegen.
    Mrs. Maguire war nirgends zu sehen, aber ihre Zeitung, die Source, lag auf dem Tisch.
    Wirklich verrückt, dachte Alex. Mrs. Maguire hatte dieses Schundblatt, solange er sie kannte, tagtäglich ins Haus gebracht. Aber bis zum Mittwoch abend, als Eve ihn auf die Zeitungen aufmerksam gemacht hatte, hatte er nie eine von ihnen zur Hand genommen. Gewiß, er hatte ab und zu einen Blick auf einen der Berichte geworfen, wenn er Kaffeesatz in Zeitungspapier gewickelt hatte, und spöttisch gedacht, wie viele ihrer Gehirnzellen Mrs. Maguire wohl mit dieser täglichen Lektüre lahmlegte. Aber das war auch alles.
    Jetzt fühlte er sich beinahe magnetisch angezogen von dem Blatt. Obwohl ihn dringend nach heißem Kaffee verlangte, ging er zuerst vom Tisch und starrte auf die Zeitung hinunter.
    Man kann davon leben, oder? lautete die Schlagzeile auf der Titelseite, und daneben zeigte ein Foto einen halbwüchsigen Jungen in schreiend violetter Lederkluft, der gerade aus einem Reihenhaus trat. Er grinste in die Kamera, als hätte er im voraus gewußt, wie die Schlagzeile zu seinem Bild lauten würde. Sein Name war Wolfie Dukane, und die Zeitung bezeichnete ihn als den Strichjungen, den man mit Sinclair Larnsey, dem Abgeordneten von East Norfolk, in einem Auto ertappt hatte. Die Bildunterschrift ließ durchblicken, daß Wolfie Dukanes Lebensumstände -keine abgeschlossene Ausbildung, chronisch arbeitslos, der Statistik zufolge einer der nicht Vermittelbaren - ihn gezwungen hatten, sich, um sich über Wasser halten zu können, zu verkaufen. Der Leser, der bereit war, bis zur Seite vier vorzudringen, würde dort einen Kommentar zur sträflichen Nachlässigkeit der Regierung finden, die Scharen von sechzehnjährigen Jungen in diese Lage gebracht hatte. So weit ist es gekommen lautete die Überschrift des Kommentars. Aber als Alex sah, daß er von jemandem namens Rodney Aronson geschrieben war und nicht von Dennis Luxford, überblätterte er ihn. Dennis Luxford war der Mann, der ihn interessierte. Aus Gründen, die mit seinen politischen Ansichten nur am Rande zu tun hatten.
    Wie hatte sie gesagt: Sie hatten jede Nacht miteinander geschlafen und auch jeden Morgen. Und nicht, weil der Kerl sie verführt hatte, sondern weil sie es gewollt hatte, weil er sie gereizt hatte. Sie hatten es

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