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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Story zu warten? Luxford war kein Dummkopf. Niemals würde er brisante Enthüllungen eines Informanten veröffentlichen, ohne sich zuvor von unabhängiger Seite eine Bestätigung der Story zu holen. In diesem Fall stammte die Information von einer Frau; wie leicht konnte es sich um eine verschmähte Geliebte handeln. Luxford war ein viel zu gewiefter Zeitungsmann, um sich als Instrument der Rache mißbrauchen zu lassen. Darum hatte er gewartet und die Drucklegung der Zeitung aufgeschoben, und als sie ihm niemanden präsentiert hatte, der ihre Beschuldigungen bestätigen konnte, hatte er seiner eigenen Story den Garaus gemacht.
    Womit noch immer nicht die Frage beantwortet war, wer zum Teufel die Frau war.
    Seit seiner Rückkehr von Harrod's hatte Rodney jede freie Minute genutzt, um mit akribischer Genauigkeit die alten Ausgaben der Source durchzusehen, in der Hoffnung, einen Hinweis auf die Identität der Frau zu finden. Wenn sie der Regierung angehörte, hatten sie gewiß irgendwann einmal einen Artikel gebracht, in dem sie eine Rolle gespielt hatte. Kurz vor Mitternacht hatte er aufgegeben, aber gleich am Morgen hatte er weitergesucht, wann immer seine Zeit es ihm erlaubte. Gegen Mittag, als er gerade Mitch Corsicos Bericht über die neuesten Entwicklungen in der Strichjungen-Sause durchgesehen hatte (Larnsey hatte ein langes Gespräch mit dem Premierminister geführt; er hatte danach keinen Kommentar abgegeben; Wolfie Dukane hatte sich einen Agenten genommen, der bereit war, die Bedingungen für ein Exklusiv-Interview auszuhandeln, es würde allerdings teuer werden), hatte Rodney eine Bemerkung Corsicos aufgeschnappt, daß er »sich eine Weile in die Bibliothek setzen« würde, und über sich selbst den Kopf geschüttelt. Was zum Teufel schmökerte er hier die alten Ausgaben der Zeitung durch, wenn er, um die Identität der Frau festzustellen, nur drei Stockwerke tiefer in die Bibliothek zu gehen und den Times Guide to the House of Commons durchzublättern brauchte, um zu sehen, ob Luxfords Informantin tatsächlich eine Parlamentsabgeordnete war und nicht irgendeine Beamtin, die Zugang zu einem Dienstwagen hatte?
    Und da war sie schon. Von Seite 357 lächelte sie ihm mit ihrer überdimensionalen Brille und ihrem überlangen Pony entgegen. Eve Bowen, Abgeordnete von Marylebone und Staatssekretärin im Innenministerium. Rodney pfiff befriedigt vor sich hin. Sie war in der Tat nicht gerade eine verführerische Schönheit, aber die Theorie, Luxford könnte sich wegen ihrer weiblichen Reize mit ihr getroffen haben, fiel jetzt sowieso flach.
    Als Staatssekretärin rangierte Eve Bowen an dritter bis fünfter Stelle in der Hierarchie des Innenministeriums. Sie pflegte also regelmäßigen Umgang mit den Leuten, die an den Schalthebeln der Macht saßen. Was sie Luxford zu bieten hatte, mußte reinstes Gold sein. Aber wie zum Teufel sollte er dahinterkommen, was es war, um seine Information dann unter vier Augen an den großen Vorsitzenden weitergeben und sich als skrupelloser Nachrichtenjäger, umsichtiger Redakteur und Vertrauter der Großen und Mächtigen profilieren zu können? Er hätte schon Gedankenleser sein müssen, um das Codewort herauszubekommen, das ihm Zugang zu Luxfords Computer verschafft hätte, wo er mit etwas Glück vielleicht die Story finden würde, die der Chefredakteur am vergangenen Abend eingetippt hatte. Nein, Rodney hatte keine Ahnung, wie er an die Information herankommen sollte. Immerhin, mit der Identifizierung Eve Bowens hatte er einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan, und das war Grund genug zu feiern.
    Es gab unter den ständigen Berichterstattern beim Parlament einige, die ihm Gefälligkeiten schuldeten. Er konnte sich an die Strippe hängen und sehen, was bei denen zu holen war. Natürlich würde er vorsichtig zu Werke gehen müssen. Keinesfalls wollte er die Konkurrenz hellhörig machen. Aber wenn er mit Finesse vorging ... vielleicht seine Neugier mit den aktuellen Ereignissen begründete ... vorschob, die Zeitung beabsichtige, die Rolle der Frauen im Parlament zu untersuchen ... vielleicht sogar so weit ging zu behaupten, ihn interessiere die Reaktion der Frauen auf die jüngste Welle sexueller Experimentierfreudigkeit unter ihren männlichen Kollegen ... Dann mußte es ihm doch gelingen, irgendein Detail auszugraben, das einem politischen Berichterstatter nichts sagte, ihm dafür aber um so mehr, weil er, der von Bowens heimlichem Treffen mit Luxford wußte, irgendeine

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