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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Unrecht!“
    „Pah! Señor Arbellez hält große Stücke auf seine Pferde, aber dieses Mal hat er doch geschworen, daß der Rappe gehorchen oder verhungern soll.“
    „So habt ihr ihm auch das Maul verbunden?“
    „Versteht sich!“
    „Zeigt mir ihn!“
    „So kommt, Señor!“
    Eben, als sie sich vom Boden erhoben, sahen sie den alten Arbellez mit seiner Tochter und Karja herbeigeritten kommen. Es war der gewöhnliche Inspektionsritt, den er vor der Nacht zu unternehmen pflegte. Die Vaqueros ließen sich nicht stören und führten Helmers zu dem Hengst.
    Dieser lag, an allen vieren gefesselt, mit einem Korb vor dem Maul am Boden. Seine Augen waren vor Wut und Anstrengung mit Blut unterlaufen. Jede einzelne Ader zum Zerplatzen geschwollen. Aus dem Maulkorb troff der Schaum in Flockentrauben.
    „Alle Wetter, das ist ja die reine Sünde!“ rief Helmers.
    „Macht es anders, Señor“, meinte der Vaquero, kaltblütig die Achseln zuckend.
    „Das ist Tierquälerei! Das darf man nicht leiden! Auf diese Weise wird das edelste Pferd vollständig umgebracht!“
    Er hatte sich ganz in Ekstase hineingeredet. Da kam Arbellez mit den Mädchen.
    „Was gibt es, Señor Helmers, daß Ihr Euch so ereifert?“ fragte er.
    „Ihr bringt den Hengst um!“ antwortete dieser.
    „Das will ich auch, wenn er nicht gehorchen lernt!“
    „Er wird gehorchen lernen, aber so nicht.“
    „Wir haben alles vergebens versucht.“
    „Gebt ihm einen tüchtigen Reiter auf den Rücken!“
    „Hilft nichts!“
    „Pah! Darf ich es versuchen, Señor?“
    „Nein.“
    Helmers sah ihn erstaunt an.
    „Warum nicht?“ fragte er.
    „Weil mir Euer Leben zu lieb ist.“
    „Pah! Ich will lieber sterben, als dieses länger mit ansehen. Ein guter Pferdemann hält das nicht aus. Also, darf ich den Rappen reiten? Bitte Señor!“
    Da drängte Emma besorgt ihr Pferd heran.
    „Vater, erlaube es ihm nicht!“ bat sie ängstlich. „Der Rappe ist zu gefährlich.“
    Der Deutsche fragte sie sehr ernst: „Señora, hassen Sie mich?“
    „Hassen? Mein Gott, warum sollte ich das?“
    „Oder verachten Sie mich?“
    „Das ja noch viel weniger!“
    „Nun, warum beleidigen Sie mich in dieser Weise? Nur ein Knabe unternimmt, was er nicht auszuführen vermag. Ich sage Ihnen, daß ich den Schwarzen ganz und gar nicht fürchte.“
    „Sie kennen das Tier nicht, Señor“, mahnte Arbellez. „Es sind viele hier gewesen, welche behaupten, daß nur Itinti-ka, der ‚Donnerpfeil‘, es bändigen könne.“
    „Kennen Sie diesen Itinti-ka?“
    „Nein, aber er ist der beste Rastreador (Spanisch: Pfadfinder) und Reiter, der zwischen den beiden Meeren lebt.“
    „Und dennoch bitte ich um den Hengst!“
    „Ich warne Sie!“ sagte der Haziendero.
    „Ich bleibe bei meiner Bitte!“
    „Nun wohl, ich muß sie Ihnen gewähren, denn Sie sind mein Gast; aber es tut mir leid um die Folgen. Zürnen Sie mir später nur nicht!“
    Da stieg Emma schnell vom Pferd und trat auf Helmers zu.
    „Señor Helmers“, bat sie, seine Hand ergreifend, „wollen Sie nicht doch um meinetwillen von dem Pferd ablassen? Mir ist so angst!“
    „Señorita“, sagte er, „sprechen Sie aufrichtig: Ist es eine Ehre oder eine Schande für mich, wenn ich erst behaupte, daß ich mich nicht fürchte, und dann doch zurücktrete?“
    Sie senkte den Kopf; sie sah ein, daß er recht hatte, daß er vor den andern, die ja alle gute Reiter waren, gar nicht zurück konnte. Darum fragte sie kleinlaut:
    „Sie wollen es also wirklich wagen?“
    „O, Señorita Emma, für mich ist das kein Wagnis!“
    Er blickte ihr dabei mit einer so offenen, heiteren Zuversichtlichkeit in die Augen, daß sie zurücktrat und an die Möglichkeit des Gelingens glaubte.
    „Wohlan, nun gilt's!“ – Mit diesen Worten trat er an den Hengst heran. Er wies die Vaqueros zurück, welche ihm helfen wollten, die Fesseln abzunehmen. Das Tier wälzte sich noch schnaubend und stöhnend am Boden. Er nahm ihm den Korb ab und zog das Messer. Nur das Ende eines alten Lasso war dem Pferde noch um das Maul gebunden. Helmers nahm diesen Riemen in die Linke, schnitt mit dem Messer schnell die Fesseln erst der Hinter-, dann auch der Vorderbeine durch und saß, als der Rappe nun emporschnellte, wie angegossen auf dessen Rücken.
    Jetzt begann Kampf zwischen Reiter und Pferd, wie ihn noch keiner der sich zurückziehenden Zuschauer gesehen hatte. Der Hengst ging abwechselnd vorn und hinten in die Höhe, bockte zur Seite, schlug und biß, warf sich zu

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