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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Boden, wälzte sich, sprang wieder empor – immer blieb der Reiter über ihm. Es war zunächst ein Kampf der menschlichen Intelligenz gegen die Widerspenstigkeit eines wilden Tieres, dann aber wurde es ein Kampf allein der menschlichen Muskeln gegen tierische Kraft. Das Pferd schwitzte förmlich Schaum, es schnaubte nicht, es grunzte, stöhnte; es strengte den letzten Rest seines Willens an, aber der eisenfeste Reiter gab nicht nach; mit stählernem Schenkeldruck preßte er das Pferd zusammen, daß diesem der Atem auszugehen drohte, und nun erhob es sich zum letzten Mal mit allen vieren in die Luft; dann – schoß es davon, über Stock und Stein, über Gräben und Büsche, daß man es mit seinem Reiter in einer halben Minute bereits nicht mehr erblickte.
    „Donnerwetter, so etwas habe ich noch nicht gesehen!“ gestand der alte Arbellez.
    „Er wird den Hals brechen!“ sagte einer der Vaqueros.
    „Nun nicht mehr“, meinte ein andrer. „Er hat gesiegt!“
    „O, es war mir angst!“ gestand Emma. „Aber ich glaube nun wirklich, daß keine Gefahr mehr vorhanden ist. Nicht wahr, Vater?“
    „Sei ruhig! Wer so fest sitzt und solche Stärke zeigt, der stürzt nicht mehr herab. Das war ja gerade, als ob Teufel gegen Teufel kämpfte! Ich glaube Itinti-ka könnte es auch nicht besser machen!“
    Da trat ‚Büffelstirn‘ heran und sagte: „Nein, Señor, er kann es nicht besser machen, sondern genau so.“
    „Wieso? Ich verstehe nicht.“
    „Dieser Señor Helmers ist ja Itinti-ka, der ‚Donnerpfeil‘!“
    „Was?“ fuhr Arbellez auf. „Er? Der ‚Donnerpfeil‘?“
    „Ja. Fragt hier den Häuptling der Apachen!“
    Arbellez richtete einen fragenden Blick auf den Genannten.
    „Ja, er ist es“, sagte dieser einfach.
    „Ja, wenn ich das gewußt hätte, so hätte ich keine solche Angst ausgestanden“, erklärte der Haziendero. „Es war mir wahrhaftig so, als ob ich selbst auf dem Tier säße.“
    Voller Erwartung blieben alle halten, und keiner ging von dem Platz fort. So verging über eine Viertelstunde; da kehrte er zurück. Der Rappenhengst war zum Zusammenbrechen müde, aber der Reiter saß lächelnd und frisch auf seinem Rücken. Emma ritt ihm entgegen.
    „Señor, ich danke Euch!“ sagte sie. – Ein anderer hätte gefragt: „Wofür?“ Er aber verstand sie und lächelte ihr glücklich zu.
    „Nun, Señor Arbellez“, fragte er, „braucht es denn gerade wirklich nur dieser Itinti-ka zu sein?“
    „Natürlich!“
    „Na, ich denke, wir können ihn entbehren, denn ich kann es auch.“
    „Weil Ihr es seid, ja.“
    „Aha, so ist mein Geheimnis verraten!“ lachte er.
    „Und das Inkognito des Fürsten der Savanne zu Ende“, fügte Emma hinzu.
    Es wurde ihm von allen Seiten die lauteste Bewunderung zuteil; er aber wehrte ab und sagte: „Ich bin noch nicht fertig. Darf ich Sie auf Ihrem Ritt begleiten, Señor Arbellez?“
    „Ist das Pferd nicht zu müde?“
    „Es muß; ich will es so!“
    „Gut, so kommt!“ Sie ritten nun die weiten Plätze ab, auf denen Pferde, Rinder, Maultiere, Schafe und Ziegen weideten, und kehrten dann nach Hause zurück; der Rapphengst wurde angepflockt. Als Karja, die Indianerin, sich nach ihrem Zimmer begab und an der Tür des Grafen vorüberging, öffnete sich diese und Graf Alfonzo trat für einen Augenblick heraus.
    „Karja“, fragte er, „kann ich dich heut sprechen?“
    „Wann?“ fragte sie.
    „Zwei Stunden vor Mitternacht.“
    „Wo?“
    „Unter den Ölbäumen am Bach.“
    „Ich komme!“
    Als der Abend hereingebrochen war, versammelte man sich im Speisesaal, wo wahrhaft riesige Vorräte auf die Tische getragen wurden. Auch die beiden Indianerhäuptlinge waren da. Man sprach wieder von den letzten Ereignissen und brachte dann die Rede auf die heutige Bändigung des Pferdes. Es wurde Helmers abermals Lob gebracht; er wies es mit den Worten zurück:
    „Das ist gar nicht der Rede wert, Señores. Ich bin nicht der einzige, der so etwas fertigbringt.“
    „O, das ist nur Bescheidenheit von Euch!“ sagte der Haziendero. „Es gibt keinen zweiten.“
    „Doch! Es gibt einen, der es noch viel besser versteht; das ist Old Shatterhand, der Freund Winnetous. An den reiche ich noch lange nicht.“
    „Oh! Old Shatterhand! Ja, von dem hat man freilich so viel gehört, daß ich glaube, ihm sei die Bändigung eines wilden Pferdes eine Leichtigkeit. Kennt Ihr ihn, Señor?“
    „Ja, und eben darum kann ich der Wahrheit gemäß sagen, daß ich es ihm noch lange nicht

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