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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andrer sei, und dachte, Sie hätten die Ruhe bereits aufgesucht.“
    „Das Zimmer ist mir noch zu unbequem und drückend; man muß sich erst daran gewöhnen.“
    „Es ging mir ganz ebenso, darum suchte ich vorher noch den Garten auf.“
    „So genießen Sie den Abend ungestört. Gute Nacht, Señorita!“ Er wollte sich zurückziehen, sie aber nahm ihn bei der Hand, um ihn zurückzuhalten.
    „Bleiben Sie, wenn es Ihnen Bedürfnis ist“, sagte sie. „Unser Gott hat Luft und Duft und Sterne genug für uns beide. Sie stören mich nicht.“
    Er gehorchte und nahm neben ihr am Rand des Bassins Platz.
    Unterdessen hatte sich der Häuptling der Mixtekas hart an der Gartenpalisade niedergelegt. Er blickte träumerisch gen Himmel und ließ seine Phantasie hinaufsteigen in jene ewigen Welten, wo Sonnen rollen, die von seinen Ahnen verehrt worden waren. Dabei aber hatte er doch Sinn für das kleinste Geräusch seiner Umgebung.
    Da war es ihm, als ob er im Innern des Blumengartens leise Schritte und dann auch unterdrückte Stimmen vernähme. Er wußte, daß der Graf sich bemühte, so oft wie möglich in die Nähe seiner Schwester zu kommen, und er wußte ebenso, daß diese dem Bestreben des Grafen keinen Widerstand entgegensetzte. Sein Argwohn erwachte. Weder der Graf noch Kar ja waren seit einer Stunde in der Hacienda zu sehen gewesen; sollten sie ein Stelldichein im Garten verabredet haben? Er mußte das erfahren, das war notwendig für ihn und sie.
    Er erhob sich also und schwang sich mit echt indianischer Leichtigkeit über die Palisaden in den Garten hinüber. Dort legte er sich auf den Boden und schlich mit solcher Unhörbarkeit näher, daß selbst das geschärfte, jetzt aber in Sicherheit gewiegte Ohr des Deutschen nichts vernahm. Er erreichte unbemerkt die andre Seite des Bassins und konnte nun jedes Wort der Unterhaltung verstehen.
    „Señor, ich sollte Ihnen eigentlich zürnen!“ sagte Emma soeben.
    „Warum?“
    „Weil Sie mir heute so große Angst verursacht haben.“
    „Wegen des Pferdes?“
    „Ja.“
    „Sie haben sich umsonst geängstigt, denn ich habe Pferde gebändigt, die noch schlimmer waren. Der Rappe ist nun so fromm, daß ihn jede Dame unbesorgt reiten kann.“
    „Ein Gutes hat der Vorgang doch gehabt.“
    „Was?“
    „Daß Sie Ihr Inkognito aufgegeben haben, Sie eitler Mann!“
    „Oh“, lachte er, „eine eigentliche Eitelkeit war es nicht. Man muß zuweilen vorsichtig sein. Gerade dadurch, daß man mich für einen ganz gewöhnlichen und ungeübten Jäger hielt, habe ich oft die größten Vorteile errungen.“
    „Aber mir konnten Sie es doch wenigstens sagen. Sie hatten mir doch bereits ein viel größeres Geheimnis anvertraut.“
    „Ein Geheimnis, welches für mich wohl niemals einen Wert haben wird. Ich werde die Höhle des Königsschatzes niemals entdecken, obgleich ich mich hier in der Nähe befinden muß.“
    „Ah, woraus schließen Sie das?“
    „Aus der Bildung der Berge und dem Lauf der Wasser. Die Gegend, welche wir zuletzt durchritten, stimmt ganz genau mit einem Teil meiner Karte.“
    „So haben Sie ja einen Anhalt gefunden und können weitersuchen!“
    „Es fragt sich sehr, ob ich dies tue.“
    „Warum?“
    „Weil ich im Zweifel bin, ob ich ein Recht dazu habe.“
    „Sie hätten doch jedenfalls das Recht des Finders. Ich überschätze den Wert des Goldes keinesfalls, aber ich weiß doch auch, daß der Besitz desselben vieles gewährt, nach welchem selbst Tausende vergeblich streben. Suchen Sie, Señor! Es sollte mich freuen, wenn Sie es fänden!“
    „Ja, die Macht des Goldes ist groß“, sagte er nachdenklich, „und ich habe in der Heimat einen armen Bruder, der viele Kinder hat und dessen Glück ich vielleicht machen könnte. Aber wem gehört dieser Schatz? Doch wohl den Nachkommen derer, die ihn versteckten.“
    „Wissen Sie nicht, von wem Ihre Karte stammt?“
    „Von einem alten, kranken Indianer, dem ich einige Dienste geleistet hatte, wie ich Ihnen bereits sagte. Er war verwundet und starb, ehe er mir die notwendigen mündlichen Aufklärungen geben konnte.“
    „Und es steht kein Name darauf?“
    „Nein. In der einen Ecke befindet sich ein rätselhaftes Zeichen, welches ich nicht zu erklären vermag. Ja, ich nehme es mir vor, ich werde suchen. Aber wenn ich den Schatz wirklich finden sollte, so werde ich ihn nicht berühren, sondern nach den rechtlichen Besitzern desselben suchen. Sollten diese nicht zu finden sein, so ist es noch immer Zeit, sich zu

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