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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Schlaf sich über die Männer zu legen, als man den Hufschlag eines Pferdes hörte. Sofort erhoben sich alle aus ihrer liegenden Stellung. Ein Reiter nahte.
    „Wer da?“ fragte die Wache.
    „Der Richtige!“ lautete die Antwort.
    „Kann passieren.“
    Der Angekommene gab sein Pferd der Wache und kam dann herbei. Es war Graf Alfonzo de Rodriganda. Er ließ sich neben dem Capitano nieder, zog seinen Tabak hervor und drehte sich eine Cegarrita. Man sah ihm schweigend zu, als er aber die Cegarrita angebrannt hatte und noch immer schwieg, fragte der Hauptmann:
    „Bringen Sie uns endlich Arbeit, Don Rodriganda?“
    „Ja.“
    „Was für welche? Wir tun alles, was uns gut bezahlt wird.“
    Er deutete dabei mit einer sprechenden Gebärde auf seinen Dolch. Der Graf schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Es ist nichts derartiges. Ihr sollt mir nur als Arrieros (Maultiertreiber) dienen.“
    „Als Arrieros?“ sagte der Capitano. „Señor, wir sind keine solchen Lumpen!“
    „Das weiß ich. Hört, was ich euch sage!“
    Die Männer rückten neugierig zusammen, und Graf Alfonzo begann:
    „Ich habe etwas nach Mexiko zu schaffen, wovon kein Mensch etwas erfahren darf; das ist es. Kann ich auf euch rechnen?“
    „Wenn Sie zahlen, ja!“
    „Ihr sollt haben, was ihr verlangt. Habt ihr die bestellten Packsättel mit?“
    „Ja.“
    „Säcke und Kisten?“
    „Ja.“
    „Gut! Pferde nehmen wir uns von der Estanzia del Erina, so viele wir brauchen. Morgen um diese Zeit bin ich wieder hier, und mit Tagesgrauen brechen wir auf.“
    „Wohin?“
    „Das weiß ich jetzt selbst noch nicht. Ich werde euch führen.“
    „Was ist es, was wir zu transportieren haben?“
    „Das geht euch auch nichts an. Ich bringe meine zwei Diener mit, welche euch irgendwo und irgendwann die Säcke und Kisten füllen. Dann geht es unter meiner Aufsicht nach Mexiko, und ihr habt den Transport zu verteidigen, wenn wir dabei vielleicht belästigt werden sollten.“
    „Das ist ein geheimnisvolles Ding, Don Rodriganda. Wir werden den Preis danach richten müssen.“
    „Tut es! Was verlangt ihr?“
    „Drei Goldstücke pro Mann und Tag.“
    „Zugestanden!“
    „Mir als Anführer aber sechs.“
    „Auch das!“
    „Die ganze Beköstigung und Verpflegung.“
    „Versteht sich!“
    „Und wenn wir den Transport glücklich nach Mexiko bringen, dreihundert Goldstücke als Extrabelohnung.“
    „Ihr sollt fünfhundert haben, wenn ich mit euch zufrieden bin!“
    „Hurra, das klingt gut! Señor, verlaßt Euch auf uns; wir gehen für Euch durchs Feuer!“
    „Das hoffe ich. Hier ist übrigens eine kleine Aufmunterung zur Treue! Verteilt es unter euch.“ Er zog eine Geldrolle aus der Tasche und gab sie dem Capitano. Dann ritt er davon. Als der Hufschlag seines Pferdes verklungen war, wartete der vorsichtige Anführer noch ein Weilchen; dann öffnete er die Rolle.
    „Gold!“ sagte er. „Blankes, gelbes Gold!“
    „Der ist splendid!“ bemerkte einer.
    „Hm!“ meinte der Capitano, „da darf man seine Gedanken haben!“
    „Was werden wir transportieren?“
    „Niemand soll es wissen!“
    „Auch wir selbst nicht!“
    „Nur die beiden Diener zieht er ins Vertrauen!“
    So gingen die Fragen und Meinungen herüber und hinüber. Einer meinte gar: „Vielleicht ist es Menschenfleisch, was er verbergen will!“
    „Oder Gold aus einer Bonanza.“
    „Oder ein vergrabener Schatz der Aztekenkönige!“
    „Jungens, zerbrecht euch die Köpfe nicht! Er zahlt so gut, daß das, was wir zu transportieren und zu verteidigen haben, sicher nichts Gewöhnliches ist. Wir werden ihm zunächst in allen Stücken gehorsam sein, dann aber seid mir ein klein wenig neugierig, und wenn wir das, was wir geladen haben, auch gebrauchen können, so ist ein Graf ebenso gut eine Kugel wert wie ein gräflicher Diener oder zwei solche Kerls. Jetzt schlaft und seid still!“
    Es wurde um das Feuer ruhig, obgleich mancher von den Männern nicht wirklich schlief, sondern zu erraten suchte, welcher Art die Last sei, die ihnen anvertraut werden sollte.
    Das also waren die Leute, welche der Graf engagiert hatte, die Schätze nach der Hauptstadt zu transportieren! Lumpen und Banditen, die nur von dem Ertrag ihrer Waffen lebten. Wenn sie den Inhalt der Kisten und Säcke erfuhren, so war es um sein Leben geschehen; das hatte der leichtsinnige Mann nicht bedacht. – – – Am andern Morgen hatte sich Helmers kaum vom Lager erhoben, als der Haziendero bei ihm eintrat, um ihm einen

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