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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kannte den Berg, welchen die Indianerin ihm genannt hatte, aber von dieser Seite aus hatte er ihn noch nicht besucht. Er war also mit den Einzelheiten des Weges nicht vertraut; er kannte nur die Richtung, und darum kam man bei der Vorsicht, welche geboten war, nur langsam weiter.
    Erst als der Morgen zu dämmern begann, konnte man die Pferde besser ausgreifen lassen, und nun dauerte es auch nicht lange, so tauchte die dunkle Masse des El Reparo vor ihnen auf.
    Sie erreichten den Berg von seiner Südseite und ritten an seinem östlichen Abhang. Der erste Bach wurde überschritten, als Alfonzo merkte, daß der zweite in der Nähe sei, ließ er halten. Bis an die Höhle wollte er sie nicht mitnehmen. Es galt ja überhaupt zunächst, sich von dem Dasein derselben auch wirklich zu überzeugen.
    „Was nun?“ fragte der Anführer.
    „Ihr wartet!“
    „Ah, Sie werden uns verlassen?“
    „Ja, für kurze Zeit.“
    „Was ist es denn eigentlich, was wir zu laden haben?“
    „Darum habt ihr euch gar nicht zu kümmern; das ist ja so ausbedungen, wie ihr wißt.“ Er ritt langsam davon. – Der Anführer wandte sich leise zu seinen Leuten: „Jetzt haben wir sein Geheimnis in der Nähe. Was tun wir?“
    „Ihn belauschen“, antwortete einer.
    „Das ist vielleicht das beste. Wartet hier!“
    Er stieg ab und folgte dem Grafen zu Fuß. Es gab Felsen und Buschwerk genug, welches ihm Deckung gewährte, so daß Alfonzo, auch wenn er sich umdrehte, ihn nicht sehen konnte.
    So ging es eine Strecke weiter, bis der Graf den Bach erreichte. Hier stieg er ab, band sein Pferd an den Stamm eines Eisenbäumchens und verschwand hinter den Büschen. Der Anführer wartete eine Weile, da der Graf aber nicht zurückkehrte, so eilte er, seine Leute wieder aufzusuchen. Er fand sie noch an der selben Stelle, wo er sie verlassen hatte.
    „Er ist im Gebüsch verschwunden“, sagte er, doch so, daß die beiden Diener es nicht hörten. „Dort hat er sein Geheimnis. Was will er tun, wenn wir etwas näherreiten? Vorwärts!“
    Sie setzten sich abermals in Bewegung, gegen das Buschwerk zu, das den Bach besäumte, drangen aber nicht weiter vor, sondern blieben halten. Nun befanden sie sich zwar am Bach, aber noch nicht am Austritt desselben aus dem Berg. Zwischen diesem und ihnen gab es noch eine von Buschwerk bestandene Windung, so daß sie den Eingang zur Höhle nicht zu sehen vermochten. Ebenso erblickten sie nicht das Pferd des Grafen, da er es seitwärts von ihrem Standpunkt angebunden hatte.
    Er hatte den Austritt des Wassers untersucht und gefunden, daß es möglich sei, hineinzugelangen. Er stieg also in die kalte Flut, bückte sich und kroch hinein. Noch aber hatte er nicht ganz den Punkt erreicht, wo die Höhle sich zu wölben begann, so gewahrte er einen hellen Lichtschein vor sich.
    Was war das? War das Fackellicht? Oder war es der Schein des Tages, welcher durch irgendeine Öffnung der Höhle hineindrang? Es schien das erstere zu sein. An das Zurückweichen dachte der Graf nicht; er schob sich langsam und vorsichtig weiter, jedes Geräusch vermeidend, um nicht bemerkt zu werden.
    Da plötzlich brach ein goldenes und diamantenes Blitzen und Flimmern in sein Auge. Er erschrak förmlich und fuhr empor. Er stand innerhalb der Höhle und erblickte die Schätze, welche hier eingeschlossen waren. Er zitterte. Der Teufel des Goldes packte ihn mit aller Macht. Seine Augen verdunkelten und erweiterten sich abwechselnd; er hätte laut aufschreien mögen vor wonnigem Schreck; aber das ging nicht, denn – dort, kaum fünf Schritte vor ihm kniete ein Mann am Boden und ordnete eine Partie kostbares Geschmeide, welches er auf einer Mosaikplatte aufgehäuft hatte. Wer war dieser Mensch? Ah, jetzt bog er sich seitwärts; sein Profil war zu sehen, und der Graf erkannte ihn.
    „Der Deutsche!“ murmelte er zwischen den Zähnen. „Wer hat ihm die Höhle verraten? Ist er allein hier, oder hat er Begleitung mit?“
    Sein Auge irrte suchend durch den Raum; er sah, daß Helmers allein war; er hatte keine Ahnung, daß ‚Büffelstirn‘ sich in einer nebenan liegenden Abteilung befand.
    „Ah, es ist niemand hier außer ihm!“ dachte er mit grimmiger Freude. „Er soll nicht eine Erbse groß vom Gold erhalten. Ich werde Rache nehmen. Er muß sterben!“
    Er stieg leise aus dem Wasser. Nicht weit von ihm lehnte eine Kriegskeule. Sie war vom festesten Eisenholz gefertigt und mit spitzgeschliffenen Kristallstücken besetzt, die einen Hieb doppelt gefährlich

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