08 - Old Surehand II
verloren.
Da sahen sie, daß sich der Indianer plötzlich vom Pferd warf und links in die Büsche eindrang, während er das Tier laufen ließ.
„Hurra, ihm nach! Rächt den Capitano!“ So riefen die Mexikaner. Auch sie sprangen von den Pferden und stürmten auf die Büsche zu, hinter denen der Cibolero verschwunden war. Kaum aber hatten die Vordersten ihren Fuß zwischen die Sträucher gesetzt, so krachte ihnen ein Schuß entgegen, noch einer, ein dritter und vierter – vier Männer lagen tot am Boden. Die andern wichen schnell zurück.
„Verdammt!“ rief einer. „Er hat vier Gewehre gehabt!“
„Hinein, ehe er wieder ladet!“ meinte ein andrer.
„Nein, geht zur Seite!“ sagte ein dritter. „Diese Schlucht ist steil; er kann nur hier wieder heraus!“
Während sie seitwärts hielten und berieten, hatte der Indianer Zeit, seine und des Deutschen Büchse wieder zu laden. Er kroch mit den beiden Gewehren so weit wie möglich vor, bis er ein gutes Ziel bekam, dann drückte er los. Ehe die Mexikaner weit genug zurückgewichen waren, hatten sie wieder vier der Ihrigen verloren; es waren also von der Hand des kühnen Cibolero neun gefallen. Aber es drohte ihnen noch eine andre, ebenso große Gefahr. Der Apache mit seinen zehn Vaqueros und Ciboleros hätte nämlich schon längst hier sein können, aber die Indianerin hatte sich in der Finsternis geirrt. Auf diese Weise war ein nicht unbedeutender Umweg entstanden, so daß der kleine Trupp erst nach Alfonzo und seinen Mexikanern anlangte.
„Hier ist der Bach“, sagte Karja. „ Wir werden gleich an der Höhle sein.“
Der Apache ließ seine Augen aufmerksam umherschweifen. „Ugh!“ rief er aus und deutete nach den Spuren, welche zu sehen waren. Ein Vaquero sprang ab und suchte am Boden. „Das waren nicht zwei, sondern das sind viele gewesen“, sagte er.
„Der Graf mit seinen Leuten“, sagte ‚Bärenherz‘ kurz, indem er sein Pferd wieder in Bewegung setzte. Bald jedoch blieb er wieder halten. „Ugh!“ rief er abermals. Er deutete vorwärts, wo ein menschlicher Körper lag. Sofort sprangen mehrere der Vaqueros von den Pferden, um denselben anzusehen.
„Der Graf! Graf Alfonzo!“ meinten sie überrascht.
„Verwundet?“ fragte der Apache.
„Man sieht keine Wunde.“
„Tot?“
„Es scheint so!“
Der Apache schüttelt geringschätzig den Kopf. „Nicht tot“, sagte er. „Ein Hieb nur. Bindet ihn!“
Noch waren sie beschäftigt, den Bewußtlosen zu fesseln, als schnell hintereinander vier Schüsse fielen.
„Was ist das?“ fragten die Vaqueros.
‚Bärenherz‘ ritt zwischen die Büsche hinein und überblickte das jenseits des Baches liegende Terrain.
„Ugh!“ rief er zum drittenmal. Schnell waren die andern bei ihm.
„Ah, hier eine Leiche!“ sagte ein Vaquero, auf den Körper des Anführers der Mexikaner deutend. „Und dort noch mehrere“, sagte ein zweiter.
„Acht!“ zählte der Apache. „Noch neun übrig. Absteigen!“ Er stieg mit den übrigen ab und nahm seine nie fehlende Büchse in die Hand. „Alle erschießen!“ gebot er.
Er zählte mit den Vaqueros und Ciboleros elf Personen. Sie alle legten an und zielten. Zehn Schüsse krachten zu gleicher Zeit; nur er hatte nicht geschossen, und das mit Vorbedacht. Von den neun Mexikanern stürzten sieben; zwei blieben unbeschädigt, und nun erst ließ ‚Bärenherz‘ seine Büchse reden. In zwei Sekunden waren auch die beiden letzten tot.
Nun rannten alle dahin, wo die Gefallenen lagen. Sie hatten den Ort noch nicht erreicht, so trat der Häuptling der Mixtekas aus den Büschen heraus.
„‚Büffelstirn‘!“ riefen die Vaqueros. „Wo ist ‚Donnerpfeil‘?“
„Tot“, antwortete er.
„Wer hat ihn getötet?“ fragte ‚Bärenherz‘ in einem Ton, dem man es anhörte, daß das Schicksal des Mörders bereits eine beschlossene Sache sei.
„Graf Alfonzo.“
„Wo?“
„Das kann ich hier nicht sagen“, antwortete ‚Büffelstirn‘. „Aber, schnell zurück! Ich muß den Grafen haben!“
„Wir haben ihn!“ sagte ‚Bärenherz‘ einfach.
„Wo?“
„Dort bei den Büschen.“
„Ist er gebunden?“
„Ja“, antwortete einer der Vaqueros. Während die andern den gefallenen Mexikanern ihre Waffen nahmen und sich darein teilten, kehrten ‚Büffelstirn‘, ‚Bärenherz‘ und Karja an den Ort zurück, an welchem Alfonzo lag. Dieser wurde genauer untersucht, und es fand sich, daß der Apache recht gehabt hatte; er war nur betäubt, aber nicht
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