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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bleichgesicht“, flüsterte der ‚Schwarze Hirsch‘ seinem Begleiter zu. „Er soll hängen bleiben!“
    Dennoch aber fragte er weiter: „Wer hat dich aufgehängt?“
    „Meine Feinde.“
    „Wer sind sie?“
    „Zwei Rothäute.“
    „Uff!“ flüsterte der Häuptling. „Er hängt zur Rache hier.“
    Dann fragte er, welche Rothäute es gewesen seien.
    „Ein Mixteka und ein Apache. O kommt, helft! Ich kann nicht mehr; die Krokodile werden mich zerreißen!“
    „Ein Apache und ein Mixteka“, sagte der Häuptling leise. „Das sind unsre Feinde. Er soll vielleicht gerettet werden. Zuerst aber muß ihn das Feuer beleuchten.“
    Er ging zu einem Gestrüpp, von welchem er vorhin beim Hindurchschlüpfen bemerkt hatte, daß es dürr und trocken sei, riß es aus und trug den Haufen an das Ufer. Dann zog er sein Punks (Präriefeuerzeug) hervor und zündete den Haufen an. Das Feuer loderte hell empor und beleuchtete die ganze Szene: Von dem Baum herab hing ein Bleichgesicht bis nahe über das Wasser und schwang die Füße hoch empor, sobald eines der Krokodile nach ihnen schnappte.
    „Das ist eine große Rache!“ sagte der ‚Schwarze Hirsch‘. „Er soll uns jetzt antworten, ohne die Alligatoren zu fürchten.“
    Er kletterte auf den Baum empor, faßte den Lasso und zog den daran Hängenden weiter empor, so daß sich dieser nun vor den Ungeheuern in Sicherheit befand. Das Feuer beleuchtete auch die Indianer, und an ihrer Bemalung sah Alfonzo, daß es Komantschen seien, die sich auf dem Kriegspfad befanden. Er erriet alles und betrachtete sich bereits als halb gerettet.
    „Warum hingen dich die roten Männer hier auf?“ fragte der Häuptling weiter.
    „Weil ich mit ihnen kämpfte, um sie zu töten. Wir waren Feinde.“
    „Warum hast du die Hunde nicht getötet? Die Apachen und Mixtekas sind Feiglinge.“
    „Es war ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen.“
    „‚Bärenherz‘!“ rief der Komantsche. „Er war hier?“
    „Ja, er und ‚Büffelstirn‘, der Häuptling der Mixtekas.“
    „Und ‚Büffelstirn‘!“ rief der Komantsche abermals. „Wo sind sie?“
    „Befreie mich, so sollst du sie haben!“
    „Schwöre es!“
    „Ich schwöre es!“
    „So sollst du frei sein!“
    Er zog mit aller Anstrengung an dem Lasso und brachten den Grafen auch glücklich so weit empor, daß dieser sich mit dem Oberkörper auf den Ast legen und stützen konnte. Dadurch bekam der Komantsche die Hand frei. Er zog sein Messer und durchschnitt den Lasso und die Banden des Spaniers, der sich nun selbst festzuhalten vermochte.
    „Ah!“ rief dieser. „Frei! Frei! Aber nun Rache! Rache!“
    Er brüllte in unendlichem Entzücken dieser Worte überlaut in die Nacht hinaus.
    „Rache sollst du haben“, sagte der Komantsche, der in ihm einen brauchbaren Verbündeten ahnte. „Aber warum schreist du so? Der Wald hat Ohren. Ist niemand in der Nähe?“
    „Kein Mensch! Es befand sich niemand auf dem Berg als nur ich und diese verdammten Krokodile. Mein Leben lang werde ich diese Nacht nicht vergessen!“
    „Vergiß sie nicht, und räche dich! Jetzt aber steige mit mir herab!“
    Sie kletterten von dem Baum hernieder, und nun erst, als Alfonzo den festen Boden unter sich fühlte, wußte er genau, daß er gerettet sei. „Ich danke euch!“ sagte er. „Verlangt, was ihr wollt, ich werde es tun!“
    Sein Entzücken trieb ihn, dieses übermäßige Versprechen zu tun. Der Komantsche sagte ruhig:
    „Setze dich zu uns, und sage uns, was wir dich fragen!“
    Sie setzten sich in das Gras, und der Graf streckte seine gepeinigten Glieder mit einer Wonne aus, welche er in seinem Leben noch niemals gefühlt hatte.
    „Ihr seid vom Volk der Komantschen?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Du bist ein Häuptling derselben?“
    „Ich bin Tokvi-tey, der ‚Schwarze Hirsch‘“, antwortete der Komantsche stolz.
    „Und ihr befindet euch auf einem Kriegszug?“
    Der Häuptling nickte und fragte:
    „Kennst du die Hacienda del Erina?“
    „Ich kenne sie.“
    „Wie heißt der Mann, welcher dort wohnt?“
    „Er heißt Petro Arbellez.“
    „Hat er eine Tochter?“
    „Ja.“
    „Und ist bei dieser Tochter eine Indianerin vom Stamm der Mixtekas?“
    „Ja. Es ist Karja, die Schwester von Tecalto.“
    „Die Schwester ‚Büffelstirns‘?“ fragte der Häuptling überrascht.
    „Ja.“
    „Uff! Das haben die Söhne der Komantschen nicht gewußt, sonst hätten sie die Tochter der Mixtekas fester gehalten. Die beiden Squaws waren unsre

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