Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wieder an seinem Platz, so gebe ich Feuer. Eins –“
    Er setzte den Fuß zögernd zum Tisch retour.
    „Zwei – – –!“
    Er legte das Geld zu dem andern.
    „So, jetzt setzt Ihr Euch nieder, und wartet ruhig, was geschieht!“
    Ich ließ den Lauf des Gewehres sinken. Die Offiziere waren mit ihrer Beratung fertig; sie hatten natürlich den Vorgang beobachtet und traten nun wieder herbei. Der Oberst reichte mir, abermals lachend, die Hand.
    „Ihr seid ein ganzer Kerl, Master – ja, wie nennt Ihr Euch denn eigentlich?“
    „Tim Kroner ist mein Name, Sir!“
    „Also, Master Kroner, Ihr seid ein ganzer Kerl. Schade, daß Ihr nicht eine Stelle oder so etwas bei meinem Regiment habt!“ Und sich zu Jones wendend, fuhr er fort: „Ihr werdet für Eure Posse fünfzig gute Streiche auf die glatte Haut erhalten. Gem'man, und ich hoffe, daß sie Euch gut bekommen!“
    „Fünfzig Streiche? Ich bin unschuldig und erkenne sie nicht an!“
    „Well, Mylord, so erhaltet Ihr sie unschuldig, und wenn Ihr sie habt, werdet Ihr sie wohl anerkennen müssen. Wollt Ihr aber nachher beim Präsidenten der Vereinigten Staaten dagegen appellieren, so will ich Euch zu diesem Zweck einen Kreditbrief auf weitere fünfzig oder hundert schreiben. Lieutenant Wellhurst, nehmt den Mann hinaus auf den Hof, und sorgt dafür, daß er auch ganz und voll erhält, was er zu beanspruchen hat!“
    „Ihr dürft Euch da ganz gehörig auf mich verlassen, Cornel!“ meinte der junge Offizier, indem er auf Jones zutrat. „Go on, Mann; die Fünfzig warten draußen!“
    „Ich gehe nicht von der Stelle. Ich will mein Recht!“ rief Jones.
    Da fuhr der Oberst auf den Absätzen herum.
    „Er ist nicht zufrieden mit seiner Ration, Lieutenant. Gebt ihm zehn mehr, also sechzig! Ich kann das wohl sagen, weil ich die Verantwortung auf mich nehme. Und geht er auch nun nicht mit, so erhält er für jede Minute weitere zehn mehr!“
    „Nun?“ fragte der Lieutenant mit drohendem Blick.
    „Ich muß gehen; aber dieses ‚the three carde monte‘ werdet Ihr vielleicht nicht vergessen, denn ich werde mich an einen Richter wenden, an den jetzt keiner von euch denkt!“
    Er schritt voran, und der Lieutenant folgte mit gespanntem Revolver. Jetzt wandte sich der Oberst wieder zu mir.
    „Was ist's mit dem Mord, Sir? Wenn Eure Beweise gut sind, so bilden wir auf der Stelle eine Jury und geben ihm den Strick. Ihr wißt, auf welchem Territorium wir uns befinden, und daß ich das Recht habe, kurzen Prozeß zu machen!“
    Ich erzählte ihm das Nötige.
    „Da steht Ihr auf schwachen Füßen, wie ich höre“, meinte der Offizier. „Wir müssen entweder sein Geständnis oder wenigstens einen guten Zeugen haben, auf den man sich verlassen kann. Ich gebe Euch mein Wort: wenn ich ihn verhöre, so heißt er Fred Fletcher und kennt Euch nicht. Und gesehen habt Ihr ja gar nicht, daß der Kanada-Bill derjenige war, welcher geschossen hat; ja, Ihr könnt gar nicht einmal beweisen, daß er bei den Bushheaders gewesen ist. Ich werde mein möglichstes versuchen; das verspreche ich Euch; aber ich weiß genau, daß wir ihn laufen lassen müssen. Das andere ist dann allerdings Eure Sache. Sobald er und Ihr das Fort im Rücken habt, könnt Ihr ja ganz ungestört in Eurer Weise mit ihm sprechen!“
    Nach einer Weile wurde der Kanada-Bill wieder hereingebracht. Sein Aussehen war ein entsetzliches. Mit blutunterlaufenen Augen stierte er im Kreis umher und schien die Züge eines jeden Einzelnen seinem Gedächtnis einprägen zu wollen. Der Oberst begann das Verhör; es führte allerdings zu dem vorausgesagten Resultat.
    „Gebt dem Mann alles wieder, was er bei sich trug, und schickt ihn dann unter sicherer Bedeckung stromabwärts fünf Meilen von dem Fort hinweg. Mag er Fred Fletcher oder William Jones heißen; er soll keinen Augenblick länger in unseren Grenzen bleiben!“
    So lautete der Schlußbescheid des Colonel. Dann wandte er sich zu mir:
    „Ihr seid unser Gast, solang es Euch beliebt, Master Kroner, und nehmt dann aus unserm Magazin unentgeltlich alles, was Ihr braucht. Oder wollt Ihr dem Mann sofort nach?“
    „Ja, wenn Ihr ihn nach einer anderen Richtung geschickt hättet. Aber mein Maat wartet zwei Tagesreisen stromauf von hier auf mich; ich muß zu ihm und werde, da die Sachen nicht anders gefallen sind, aufbrechen, sobald ich eine gute Axt und einige Munition bekommen habe. Der Kanada-Bill, so rechne ich, wird meine Spur schon wieder kreuzen!“
    „Well, Sir, laßt ihn

Weitere Kostenlose Bücher