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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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getroffen. Es überschlug sich und warf seinen Reiter ab. Der Apache schnellte in weiten Sätzen hinzu und stand bei dem Gestürzten, ehe dieser sich empor gemacht hatte.
    Keiner der Komantschen hatte einen Schuß getan, darum war auch das Gewehr ihres Häuptlings noch geladen. Dieser sprang vollends auf, riß sein Gewehr von der Schulter und legte auf den Apachen an. „Hund, du lebst!“ rief er. „Stirb!“
    ‚Bärenherz‘ schlug ihm den Lauf des Gewehres zur Seite, so, daß der Schuß fehlging.
    „Der Häuptling der Apachen stirbt nicht von der Hand eines feigen Komantschen“, antwortete ‚Bärenherz‘; „ich aber werde deine Seele von dir nehmen, daß sie in den ewigen Jagdgründen mich bedienen soll!“
    Mit diesen Worten versetzte er dem Komantschen einen Kolbenschlag, der diesen betäubte; dann faßte er ihn, um ihn zurückzutragen nach dem Ort, wo die Indianer vorher gesessen hatten. Dort wartete er ruhig, bis ihm die Besinnung wiederkehrte.
    Die Vaqueros hatten die wenigen Komantschen nicht verfolgt, weil sie dieselben nun für unschädlich hielten. Sie machten sich über die Gefallenen her, um ihnen ihre Waffen abzunehmen. Die beiden Häuptlinge saßen neben dem ‚Schwarzen Hirsch‘ und bekümmerten sich nicht um die Beute.
    Der Komantsche wurde gefesselt, wobei ihm die Besinnung zurückkehrte.
    „Will der ‚Schwarze Hirsch‘ seinen Todesgesang anstimmen?“ fragte ‚Bärenherz‘. „Er soll diese Gnade haben, ehe er stirbt.“
    Der Gefragte antwortete nicht.
    „Die Komantschen singen wie die Krähen und Frösche; darum lassen sie sich nicht gern hören“, spottete ‚Büffelstirn‘.
    Auch jetzt antwortete der Gefangene nicht.
    „So wird der Häuptling der Komantschen ohne Todesgesang sterben“, erklärte der Apache.
    Jetzt erst sprach der ‚Schwarze Hirsch‘: „Ihr wollt mich an den Baum hängen?“
    „Nein“, antwortete ‚Bärenherz‘. „Ich will dich nicht martern; aber die Krokodile sollen dich dennoch fressen, weil du mich ihnen zum Fraß vorgehangen hast. Zuvor aber werde ich dir den Skalp nehmen, um den tapferen Söhnen der Apachen bei meiner Rückkehr zu zeigen, welch ein Feigling der ‚Schwarze Hirsch‘ gewesen ist. Gib mir das Messer und den Tomahawk, den du mir genommen hast!“
    Er nahm die beiden Gegenstände aus dem Gürtel des Gefangenen.
    „Du willst mich wirklich skalpieren?“ fragte dieser voller Angst.
    „Ja. Deine Haut gehört mir.“
    „Bei lebendigem Leib?“
    „Wie anders! Soll ich mir den Skalp aus dem Magen eines Krokodils holen, nachdem es dich verschlungen hat?“
    „Töte mich erst“, bat er.
    „Ah, der Komantsche hat Furcht! Nun soll er keine Gnade finden!“
    Er ergriff sein Messer, faßte mit der Linken den Haarschopf des Gefangenen, tat mit der Rechten die drei kunstgerechten Skalpschnitte und zog dann den Schopf mit einem kräftigen Ruck vom Kopf. Er hatte den Skalp in der Hand.
    Der ‚Schwarze Hirsch‘ stieß ein Gebrüll des Schmerzes aus.
    „Uff! Der Komantsche ist ein Feigling! Er schreit!“ sagte ‚Bärenherz‘.
    „Wirf ihn ins Wasser“, meinte ‚Büffelstirn‘. „Aber nimm den Fuß dazu, denn er ist nicht wert, daß deine Hand ihn berührt!“
    „Mein Bruder hat recht! Ich werde ihn den Krokodilen hinwälzen, wie ein verfaultes Aas, welches man nicht mit der Hand angreift. Der tapfere Häuptling der Komantschen hat geheult wie ein altes Weib. Er soll kein Grabmal haben, weder auf der Spitze eines Berges noch in der Tiefe eines Tales. Die Seinen sollen nicht zu ihm pilgern können, um seine Taten zu rühmen, sondern er soll begraben sein in dem Magen der Alligatoren, und ich will einen Steinhaufen errichten, auf welchem geschrieben steht: Hier wurde Tokvi-tey, der Feigling der Komantschen, von den Krokodilen gefressen, gefangen von der Hand ‚Bärenherzens‘, des Häuptlings der Apachen.“
    Es ist die größte Ehrensache eines Indianers und zumal eines Häuptlings, weder Furcht und Angst zu zeigen, noch selbst beim größten Schmerz einen Laut auszustoßen. Der Komantsche aber hatte im höchsten Grad verächtlich gehandelt. ‚Bärenherz‘ stieß ihn mit dem Fuß in das Wasser, wo die Alligatoren sofort über ihn herfielen. Dann mußten die Vaqueros dem Apachen helfen, den Steinhaufen zu errichten. In den größten der Steine grub er die Inschrift ein, von welcher er gesprochen hatte; dann kehrten sie zu den Pferden zurück, die sie nach der Hacienda tragen sollten. Der Apache hatte sich mit einem Pferd der

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