Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
die Spuren des Grafen nebst denen seiner sechs Begleiter aufzufinden und zu verfolgen. Sie führten allerdings auf die Weideplätze zu, welche sich jetzt nicht unter Aufsicht befanden, da sämtliche Vaqueros auf der Hacienda waren. Es stellte sich heraus, daß man ein Pferd gefangen und dann eine gerade südliche Richtung eingeschlagen habe. Hier wurde der Fährte noch eine ganze Stunde gefolgt, dann aber gebot ‚Büffelstirn‘ Halt.
    „Jetzt nicht weiter“, sagte er. „Wir werden auf der Hacienda gebraucht, und es steht nun wirklich fest, daß der Graf nach Mexiko geht, denn die Spur geht diese Richtung. Er wird uns nicht entgehen, denn wir werden ihn in Mexiko aufsuchen.“
    Sie kehrten nach der Hacienda zurück, die sie im Fluge erreichten, da sie jetzt nicht mehr auf Spuren aufzumerken hatten. Sie fanden dort alles noch in demselben Zustand, in dem sie es verlassen hatten. Die Vaqueros, welche zum Schutz zurückgeblieben waren, schafften die Leichen der Komantschen und die Verschanzungen mit den Kanonen hinweg. Der Haziendero kam ihnen mit einem freudigen Gesicht entgegen.
    „Gott sei Dank, daß ihr kommt!“ sagte er. „Wir befanden uns bereits in großer Sorge um euch. Wie ist es gegangen?“
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘ ist tot“, antwortete ‚Büffelstirn‘.
    „Tot? Ah, ihr habt ihn besiegt?“
    „Mein Bruder ‚Bärenherz‘ hat ihm den Skalp genommen.“
    „Und die andern?“
    „Auch sie sind tot. Von allen Komantschen sind nur sechs entkommen.“
    „Wohin sind diese?“
    „Nach Mexiko.“
    „Nach Mexiko? Wilde Indianer nach Mexiko? Was wollen sie dort?“
    „Sie begleiten den Grafen.“
    „Ah! Ihr habt ihn gesehen?“
    „Wir sahen ihn. Er hat die Gegend der Hacienda verlassen, aber er wird uns nicht entrinnen.“
    „Laßt ihn! Er ist der Herr dieses Hauses und ich darf nicht mit ihm rechten.“
    Die beiden Häuptlinge blickten ihn erstaunt an. „Er hat die Komantschen nach der Hacienda geführt!“ sagte ‚Büffelstirn‘.
    „Ich bin kein Indianer!“ antwortete Arbellez.
    „Pshaw! Die Weißen haben kein Blut in ihren Adern! Vergebt ihr dem Grafen; ich habe nichts dawider; aber ich selbst habe ein Wort mit ihm zu sprechen!“
    „So glaubt ihr also, daß wir jetzt sicher sind?“ fragte Arbellez.
    „Ja.“
    „So können wir zu unserem friedlichen Leben zurückkehren. Wo aber begraben wir die Leichen?“
    Über das Angesicht des Mixteka glitt ein unbeschreiblicher Zug.
    „Nicht in die Erde“, sagte er.
    „Wo sonst?“ fragte Arbellez erstaunt.
    „Im Bauch der Krokodile.“
    „Oh! Das ist nicht christlich!“
    „Ich bin kein Christ, und die Komantschen sind auch keine Christen. Sie sind Feinde der Mixtekas, und die Alligatoren der Mixtekas haben lange Zeit gehungert. Soll die Hacienda mit diesen Leichen verpestet werden?“
    „Hm, das ist richtig! Tut also, was ihr wollt!“
    „Kann ich meine zwanzig Vaqueros für heute behalten?“
    „Wozu?“
    „Sie sollen diese toten Komantschen nach dem Teich der Krokodile bringen.“
    „Behalte sie, wenn es sicher ist, daß wir nicht überfallen werden.“
    „Wie steht es mit unserm Bruder ‚Donnerpfeil‘?“
    „Er ist endlich aufgewacht.“
    „So werden wir ihn einmal sehen.“
    Die beiden Häuptlinge traten in das Haus. Der Mixteka führte den Apachen in das Zimmer seiner Schwester, wo er das Gold und Geschmeide untergebracht hatte, welches für Helmers bestimmt war. Sie fanden Karja dort. Sie lag in einer Hängematte und stierte still vor sich hin. Als sie die beiden Eintretenden bemerkte, sprang sie empor und fragte: „Ihr kommt! Ihr seid Sieger?“
    „Ja.“
    „Und er? Haben ihn die Krokodile?“
    „Nein“, antwortete ‚Büffelstirn‘, sie scharf beobachtend.
    „Nicht?“ Ihr Gesicht verfinsterte sich, und sie fragte: „So habt ihr ihn entkommen lassen, ihn, der meiner Rache verfallen ist?“
    ‚Büffelstirn‘ war befriedigt. Er sah, daß sie nur an Rache dachte. Er antwortete: „Die Hunde der Komantschen haben ihn befreit und meinen Bruder, den Häuptling der Apachen, an seine Stelle gebunden, damit er von den Krokodilen gefressen werde.“
    Die Indianerin blickte den Apachen erstaunt an. Sie sah mehrere neue Skalpe an seinem Gürtel; sie hatte jetzt zum ersten Male ein Auge für die kriegerisch schöne Erscheinung ‚Bärenherzens‘, und bei dem Gedanken, daß er von den Krokodilen habe zerrissen werden sollen, überkam sie ein Gefühl, wie sie es bisher noch nie empfunden hatte. Sie erbleichte.
    „Den

Weitere Kostenlose Bücher