08 - Old Surehand II
Schreckes.
„‚Bärenherz‘ hat über den Krokodilen gehangen?“ fragte er.
„Ja“.
„Gerade so, wie der Graf?“
„Gerade so. Der Graf sprach das Urteil, und ich wurde an die Lassos geknüpft.“
„Aber wie ist mein Bruder wieder frei gekommen?“
‚Bärenherz‘ antwortete im geringschätzigen Ton: „Der Häuptling der Apachen fürchtet sich nicht vor den Komantschen und nicht vor den Krokodilen. Er wartete, bis die Feinde fort waren, und machte sich dann frei.“
„‚Bärenherz‘ ist ein Liebling des großen Manitou“, sagte ‚Büffelstirn‘. „Er ist ein starker und kluger Krieger; ein andrer hätte sich nicht befreien können. Wann kommen die Komantschen an den Teich zurück?“
„Sie haben es nicht gesagt. Wir werden uns dort verstecken und sie erwarten.“
„So dürfen wir unsre Spuren nicht bemerken lassen. Hier ist das Gewehr meines Bruders; ich habe es ihm mitgebracht.“
„Die andern Waffen hat der ‚Schwarze Hirsch‘ genommen“, grollte der Apache. „Er wird sie mir wiedergeben und die seinigen dazu. Meine Brüder mögen mir Pulver und Kugeln geben, und dann werde ich sie führen.“
Er erhielt das Verlangte, und dann glitten die Männer lautlos durch den Wald, immer ihre Spuren sehr sorgfältig hinter sich verbergend, bis sie den Saum des Forstes erreichten, welcher den Teich umkränzte. Sie sahen, daß keiner der Komantschen zurückgekehrt war, und versteckten sich so gut, daß sie den Platz beherrschten, ohne bemerkt zu werden.
Als ein jeder seine Instruktion erhalten hatte, wie er zu schießen habe, ohne daß zwei Kugeln auf einen Feind kämen, trafen die beiden Häuptlinge wieder zusammen.
„Aber, was tun wir noch?“ sagte ‚Büffelstirn‘. „Die Komantschen werden sehen, daß der Häuptling der Apachen entronnen ist. Sie werden ahnen, daß er Hilfe herbeiholen wird.“
„Sie werden es nicht sehen“, antwortete der Apache.
Mit diesen Worten verließ er das Gebüsch und trat hinaus zu der Zeder, an welcher er gehangen hatte. In der Nähe des Stammes lagen noch die Lassos, an welche er gebunden war. Er nahm einen scharfen Stein und schlitzte mit demselben die unteren Enden der Riemen so auf, daß es ganz den Anschein hatte, als ob sie zerrissen worden seien. Dann kletterte er empor und schlang die oberen Enden genau so wieder um den Ast, wie sie an demselben befestigt worden waren. Nun hatte es den Anschein, als ob der daran Hängende von den Krokodilen herabgerissen worden sei.
Als er von dieser kurzen Arbeit zurückkehrte, sagte ‚Büffelstirn‘: „Mein Bruder hat sehr gut gehandelt. Nun werden die Komantschen nicht glauben, daß er den Tieren entkommen ist.“
Sie lagen nun still in dem Versteck und warteten. Es verging eine geraume Weile, da vernahmen sie den Hufschlag zweier Pferde. Es kamen zwei Komantschen.
„Uff!“ rief der eine, als er sah, daß der Apache nicht mehr am Baum hing.
„Er ist fort!“ rief der andre. „Er ist entflohen!“
„Nein“, sagte der Erstere. „Der Lasso ist zerrissen. Die Krokodile haben ihn.“
„Er wird nicht in die ewigen Jagdgründe kommen, denn er wurde von den Tieren gefressen“, stimmte der andre nun bei. „Seine Seele wird bei den unglücklichen Schatten wandeln, die sich vor Kummer und Unmut verzehren. Der Apache ist verflucht in diesem und im andern Leben!“
„Wir sind die ersten. Steigen wir ab, um auf die Brüder zu warten!“ Sie sprangen von ihren Pferden und machten Anstalt, ihre Tiere anzupflocken.
„Wollen wir sie nehmen?“ fragte der Apache leise.
„Ja. Aber mein Bruder hat kein Messer“, antwortete der Mixteka.
„Pshaw! Ich werde mir das Messer dieses Komantschen holen!“
Er lehnte sein Gewehr an den Baum und glitt vorwärts. ‚Büffelstirn‘ folgte ihm. Als sie den Rand des Gebüsches erreicht hatten, schnellten sie wie zwei Tiger mit weiten Sätzen auf die beiden Wilden zu, die einen Angriff gar nicht vermuteten. ‚Bärenherz‘ ergriff den einen von hinten bei der Kehle, riß ihm das Messer aus dem Gürtel und stieß es ihm in das Herz. Zwei Minuten später hatte er ihm den Skalp genommen. ‚Büffelstirn‘ hatte ganz dasselbe mit dem andern getan. Die beiden Komantschen waren gar nicht einmal dazu gekommen, den geringsten Laut auszustoßen.
„Was tun wir mit den Leichen?“ fragte der Mixteka.
„Wir geben sie den Krokodilen.“
Diese Tiere hatten das Nahen von Menschen bemerkt. Sie waren aus dem Grunde empor getaucht und lagen nun in der Nähe des Ufers, halb
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