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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häuptling der Apachen? Aber er steht doch unversehrt hier!“ sagte sie.
    „Er hat sich selbst befreit und dann die Komantschen besiegt.“
    Was in diesen Worten lag, das begriff sie als Indianerin nur zu gut.
    „Er ist ein Held!“ sagte sie, indem unwillkürlich ihr Blick voll Bewunderung auf den Apachen fiel. „Und dieser Graf ist also entkommen?“
    „Er ist nach Mexiko.“
    „Zu seinem Vater?“
    „Ja. Es sind sechs Komantschen bei ihm, um ihn zu begleiten.“
    Da streckte sie sich empor und fragte: „Und du läßt ihn unbelästigt reiten? Gib mir ein Pferd; ich werde ihm folgen und ihn töten!“
    Da lächelte ‚Büffelstirn‘. So gefiel ihm die Schwester.
    „Bleibe!“ sagte er. „Er entkommt uns nicht. Ich werde ihm folgen.“
    „Du tötest ihn, wo du ihn triffst?“
    „Ja. Er hat die Tochter der Mixtekas beschimpft und soll von meiner Hand fallen.“
    „Oder von der meinigen“, sagte der Apache ernst.
    „Uff! Mein Bruder will mich nach Mexiko begleiten?“ fragte der König der Ciboleros.
    ‚Bärenherz‘ blickte in das Gesicht der Indianerin und sah, in welchem Licht der Blick ihres Auges auf ihm ruhte. Er antwortete: „Karja ist die Schwester des Apachen; sie soll gerächt werden!“
    Er hielt beiden zur Beteuerung die Hände entgegen; sie ergriffen dieselben und drückten sie.
    „‚Bärenherz‘ ist wirklich der Bruder und Freund des Häuptlings der Mixtekas; er mag mit mir gehen“, sagte ‚Büffelstirn‘, „sobald ich hier fertig bin. Jetzt aber komme er mit zu unsrem weißen Freund, den ich besuchen will!“
    Er, ‚Bärenherz‘ und Karja nahmen die Decken, in welche die Kostbarkeiten gehüllt waren, und trugen sie nach dem Zimmer des Kranken. Dieser lag zwar mit verbundenem Kopf, aber offenen und hellen Auges in seinem Bett und streckte ihnen die Hände grüßend entgegen. Der Haziendero und seine Tochter saßen bei ihm.
    „Ich habe lange, lange ohne Besinnung gelegen“, sagte er. „Der Keulenhieb muß ein sehr kräftiger gewesen sein. Es ist ein Wunder, daß ich noch lebe oder wieder lebe.“
    „Hat mein Bruder große Schmerzen?“ erkundigte sich ‚Bärenherz‘.
    „Eigentliche Schmerzen nicht; der Kopf brummt mir sehr; das ist alles. Wie steht es mit den Komantschen, und wie ist es am Teich der Krokodile gegangen?“
    Sie setzten sich und erzählten ihm ausführlich den Verlauf. Dann gaben sie ihm auch ihre Absicht kund, den Grafen zu verfolgen und, wenn nicht schon unterwegs, so doch dann in der Hauptstadt Rache an ihm zu nehmen. Er hörte ihnen aufmerksam zu und fragte dann: „Ihr wollt ihn also doch noch töten?“
    „Ja“, antwortete ‚Büffelstirn‘; „aber vorher werde ich ihn zwingen, sein Versprechen zu halten.“
    „Welches?“
    „Karja, meine Schwester, zu seiner Frau zu machen. Sie wird mit uns nach Mexiko gehen.“
    „Ah! Ist es so!“
    „Ja. Man verlobt sich nicht mit einer Tochter der Mixtekas und läßt sie dann im Stich. Sie stammt von alten Königen ab, gegen welche ein weißer Graf nichts, gar nichts ist.“
    „So willst du sie zum Weib des Grafen und dann sogleich zu seiner Witwe machen?“
    „Ja.“
    „Das wird mein Bruder nicht tun!“
    „Warum nicht? Ich habe es beschlossen und werde es also ausführen.“
    „Kennst du die Gesetze der Bleichgesichter?“
    „Was gehen mich ihre Gesetze an!“
    „In diesem Fall viel, sehr viel. Du würdest keinen Priester finden, der es wagte, diese Ehe zu schließen.“
    „Ich zwinge ihn!“
    „Da gilt sie nachher nichts. Karja ist keine Christin und kann also nicht das Weib eines Christen werden.“
    „Ist das wahr?“
    „Ja.“
    „Uff, uff! So werde ich diesen Vorsatz aufgeben müssen; aber sterben muß er desto sicherer. Darf ich dir zeigen, was ich dir mitgebracht habe?“
    Helmers nickte, und da wurden die Decken aufgerollt. Das Gold und die Kostbarkeiten kamen zum Vorschein.
    „Das ist der Teil des Königsschatzes, den ich dir versprochen habe“, sagte ‚Büffelstirn‘. „Du konntest ihn nicht selbst nehmen, so habe ich ihn dir mitgebracht.“
    „Wirklich, also wirklich? Dein Versprechen war ernst, und all dieser Reichtum soll mir gehören?“
    Es war sonderbarerweise kein Blick des Entzückens, den er über die funkelnden Schätze gleiten ließ.
    „Er ist dein“, antwortete der Mixteka. „Du bist nun eins der reichsten Bleichgesichter. Aber dein Auge bleibt ruhig, und dein Gesicht erhellt sich nicht! Hast du keine Freude?“
    „O ich freue mich sehr, sehr, zwar nicht um

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