08 - Old Surehand II
welcher sich im Besitz eines solchen Reichtums zeigte.
„Zwanzigtausend Dollars, auf den Inhaber lautend, deponiert bei Charles Brockmann, Omaha! Der Schein ist gut. Was wollt Ihr haben?“
„Wieviel gebt Ihr?“
„Die Hälfte.“
Sanders nahm ihm das Papier aus der Hand und schritt nach dem Eingang.
„Adieu, Master Livingstone!“
„Halt! Wieviel wollt Ihr haben?“
„Achtzehntausend zahlt mir jeder Bankier sofort und bar; aber ich bin einmal hier bei Euch und habe Eile. Gebt sechzehn, und Ihr bekommt den Schein.“
„Unmöglich. Ich weiß nicht, ob Ihr der rechtmäßige – – –“
„Well, Sir, Ihr wollt nicht, und damit gut!“
Der Mann hielt ihn am Arm zurück; er stieg mit einem Gebot höher und höher und brachte endlich die verlangte Summe hinter dem Vorhang hervor. Er gehörte zu jener Art von Geschäftsleuten für alles, denen es trotz ihres unscheinbaren Aussehens und ihrer absichtlichen ärmlichen Einrichtung an den nötigen Barbeständen doch niemals mangelt.
„Hier habt Ihr das Geld; ich habe heut einmal meinen schwachen Tag. Verkauft Ihr die andern Scheine auch?“
„Nein. Adieu!“
Er ging. Livingstone begleitete ihn hinaus und nahm die Pferde in Empfang. Die beiden Fremden entfernten sich. Ein Gehilfe kam herbei, um die Tiere von Sattel und Zaum zu befreien.
„Gutes Geschäft gemacht“, brummte der Pferdehändler Livingstone; „prächtige Rasse, famos gebaut; haben viel ausgehalten und werden bei guter Pflege sich bald wieder erholen.“
Noch war er um die eingehandelten Pferde beschäftigt, so ertönte lauter Hufschlag die enge Straße herauf. Zwei Reiter erschienen im Galopp, die mit dem nächsten Fährboot gekommen waren. Der eine war ein Indianer, dessen aufgebundenes und mit Adlerfedern geschmücktes Haar ihn als Häuptling bezeichnete. Der andre war ein Weißer von herkulischer Gestalt und weit über den Nacken herabwallendem, weißem Haupthaar. Auch ihnen war eine ungewöhnliche Strapaze sehr wohl anzusehen, doch zeigten sie in ihrer Haltung ebenso wie ihre prachtvollen Tiere nicht die geringste Ermüdung.
Im Galopp vorübersprengend, warf der Indianer unwillkürlich einen Blick herüber nach dem Händler und riß in demselben Moment sein Pferd herum.
„Mein weißer Bruder blicke dieses Pferd an!“ sagte er.
Der andre war ihm ebenso schnell bis an die Baracke gefolgt. Ein kurzer Blick genügte, er sah das Schild, ritt bis hart an den Händler heran und grüßte:
„Good day, Sir! Ihr habt soeben diese Pferde gekauft?“
„Yes, Master“, antwortete der Händler.
„Von zwei Männern, welche folgendermaßen aussahen?“
Er gab eine sehr genaue Beschreibung von Sanders und Letrier.
„Das stimmt, Master.“
„Sind die Männer noch hier?“
„Nein.“
„Wo sind sie hin?“
„Weiß nicht; geht mich auch gar nichts an!“
„Ihr müßt aber doch die Richtung wissen, in welcher sie davongegangen sind?“
„Sie bogen um die Ecke dort. Weiter kann ich nichts sagen.“
Der Frager besann sich einen Augenblick, warf einen scharfen, forschenden Blick auf den Händler und fuhr dann fort:
„Ihr kauft nur Pferde?“
„Pferde und manches andre.“
„Auch Nuggets?“
„Auch. Habt Ihr welche?“
„Nicht hier; sie kommen nach. Darf ich sie Euch anbieten?“
„Wenn es nicht gleich ist, ja. Habe soeben all mein Geld ausgegeben.“
„Den beiden Männern?“
„Dem einen.“
„Er verkaufte Euch etwa Depositen?“
„Ja.“
„Wie hoch?“
„Zu zwanzigtausend Dollars.“
„Wollt Ihr so gut sein, Sir, und mir den Schein einmal zeigen?“
„Warum?“
„Um zu sehen, ob es der Gentleman gewesen ist, mit dem wir gern zusammentreffen wollen.“
„Hm, so! Den Schein sollt Ihr sehen; aber in die Hand bekommt Ihr ihn nicht.“
Er trat in die Baracke und kam nach kurzer Zeit mit dem Papier zurück. Der Fremde betrachtete es genau und nickte dann vor sich hin.
„Ihr habt bloß dies eine von ihm erhalten?“
„Nur dieses.“
„Danke, Sir! Die Männer werden nicht wiederkommen, sollte es aber dennoch geschehen, so kauft ihnen nichts mehr ab, sondern laßt sie festnehmen. Die Depositen gehören mir und sind mir von ihnen gestohlen worden. Ich werde vielleicht wieder bei Euch vorsprechen!“
Er zog sein Pferd herum, der Indianer tat desgleichen, dann sprengten beide wie vorher im Galopp die Straße entlang.
Es wurde kein Wort zwischen ihnen gewechselt, bis sie am Quai des Hafens anlangten. Dort fragte der Colonel, denn dieser und kein
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