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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andrer war der Weiße:
    „Mein roter Bruder ist mir auf der Fährte der Räuber gefolgt über die weiten Länder der Savanne. Wird er bei mir bleiben, wenn ich gezwungen bin, ein Schiff zu besteigen?“
    „Winnetou, der Häuptling der Apachen, geht mit Sam Fire-gun über die ganze Erde und auch auf das große Wasser. Howgh!“
    „Die Räuber wollen wahrscheinlich über das Meer entfliehen; sie werden sich nach den abgehenden Schiffen erkundigen. Das tun wir auch und bewachen die Fahrzeuge; da erwischen wir sie.“
    „Mein Bruder tue das und halte sich immer am Wasser auf, damit ich ihn wiederfinde. Winnetou aber wird zurückkehren vor die Häuser der großen Stadt da drüben, um zu erwarten und herbeizuführen die Jäger, welche zurückgeblieben sind, weil die Pferde müde waren.“
    Sam Fire-gun neigte zustimmend den Kopf und sagte:
    „Mein Bruder ist klug; er tue, wie er gesagt hat!“
    Er stieg vom Pferd, welches er dem Hausknecht eines in der Nähe sich befindenden Gasthauses übergab. Der Apache aber kehrte allein den Weg zurück, welchen sie miteinander gekommen waren. –
    Während dieses geschah, hatten Sanders und Jean Letrier ihren Weg fortgesetzt. Langsam dahinschlendernd, bemerkten sie einen Mann, welcher aus einem engen Seitengäßchen hervortrat und, ihrer nicht achtend, in einiger Entfernung quer über die Straße schritt. Von kaum mittlerer Statur, und dabei schlank gebaut, trug er die Kleidung eines Diggers, der aus den Minen kommt, um von der anstrengenden Arbeit auszuruhen und dabei sich ein weniges in der Stadt umzusehen. Ein breitkrempiger und vielfach zerknitterter Strohhut hing ihm in das Gesicht hernieder, doch vermochte er nicht, das große, häßliche Feuermal zu verdecken, welches sich von dem einen Ohr quer über die ganze Wange bis über die Nase zog.
    Überrascht blieb Sanders stehen und faßte seinen Begleiter am Arm.
    „Jean, kennst du den?“
    „Den? Nein, Kapitän.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein.“
    „Ich habe falsch gefragt. Es sollte heißen: kennst du die?“
    „Die? Alle Wetter, die Gestalt, die Haltung, der Gang, Kapitän, es ist doch wohl kaum möglich!“
    „Sie ist's, sage ich dir, sie und keine andre! Wir sind vollständig verwildert; aus dieser Entfernung erkennt sie uns nicht. Ein glücklicher Zufall führt sie uns vor die Augen; wir müssen ihr folgen!“
    Sie schritten hinter dem Mann her, welcher nach kurzer Zeit in eine Bretterbude trat, über deren Tür mit einfachen Kreidezügen die Inschrift ‚Taverne of fine Brandy‘ angebracht war. Vor und hinter diesen Buchstaben hatte man auch mit Kreide je eine Schnapsflasche auf das rissige Holz gemalt.
    „Was tut sie in dieser Butike? Sie hat genug Geld und wohnt jedenfalls anständig. Ihr jetziges Habit ist also eine Verkleidung, und ihr gegenwärtiger Gang hat irgend einen geheimnisvollen Zweck.“
    „Wir müssen ihr hineinfolgen, Kapitän.“
    „Das geht nicht, Jean. Sie würde uns trotz unsers verwilderten Zustandes doch sofort erkennen, zumal sie uns in der Prärie als Jäger gesehen hat. Die Bude besteht aus einfachen Brettern; von vorn dürfen wir uns nicht nahen; vielleicht finde ich an ihrer Rückseite ein Astloch oder irgend eine Ritze oder Spalte, durch welche es mir möglich ist, das Innere zu überblicken. Du bleibst zurück und beobachtest den Ausgang. Sollte sie den Ort verlassen, ehe ich zurückkehre, so kommst du schleunigst, um mich zu benachrichtigen.“
    Er wandte sich zur Seite. Die Gelegenheit war günstig. Die Hütte hatte keinen Ausgang nach hinten und wurde durch einen kaum drei Fuß breiten Zwischenraum von einem ganz ähnlichen Bauwerk getrennt. Latour schob sich hinein und fand bald ein Astloch, durch welches er einen großen Teil des Schankraumes, in welchem zahlreiche Gäste saßen, zu überblicken vermochte.
    Der Mann mit dem Feuermal hatte in der Nähe eines breiten Ofens Platz genommen, war dann aber plötzlich nach rückwärts verschwunden. Weiter nach dieser Seite hin, schloß Latour, befand sich vielleicht ein abgeschlossener Raum, der für private Zwecke dienen konnte. Er schob sich leise in dieser Richtung weiter, bis er hart hinter der dünnen Wand, an welcher er lehnte, mehrere Stimmen erklingen hörte. Er legte das Ohr an das Brett und lauschte.
    „Wo treffen wir uns, Sir?“ hörte er fragen.
    „Nicht hier, das wäre unvorsichtig, auch nicht am Quai, sondern in der kleinen Bucht oberhalb der letzten Fischerhütte.“
    „Und wann?“
    „Wann ich kommen kann,

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