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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte. Es bedurfte nur einiger Minuten, so war die Stelle umringt. Die drei Leute hätten sich ohne Gegenwehr ergeben müssen, sie wurden aber, freilich gegen den Willen Winnetous und des Colonels, niedergeschossen, dann schnitt man den Gefangenen die Riemen durch.
    „Aber müßt Ihr unvorsichtig gewesen sein, Dick Hammerdull, daß Ihr Euch von solchen Knaben habt fangen lassen?“ sagte Fire-gun.
    „Ob vorsichtig oder nicht, das bleibt sich gleich“, antwortete der Dicke, indem er seine Glieder reckte; „sie haben uns eben erwischt. Dagegen war nichts zu machen. Was meinst du dazu, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Hm!“ antwortete der Lange. „Wenn du meinst, Dick, daß nichts dagegen zu machen war, so hast du recht, denn wir haben eben nichts dagegen gemacht.“
    „Und ein Weißer war dabei!“ wunderte sich der Colonel. „Es ist also außer Sanders und Letrier uns doch noch einer entkommen!“
    „Ja“, nickte Hammerdull; „und grad dieser Kerl hat unser Hide-spot entdeckt. Er führte den jungen Häuptling hin, um es ihm zu zeigen, ist aber dann, als es überfallen werden sollte, nicht mitgegangen, sondern hier geblieben. Wie steht es dort? Die Roten kamen nicht zurück.“
    „Sie sind alle ausgelöscht worden, auf welche Weise, das laß dir unterwegs erzählen; wir wollen jetzt gleich fort, denn wir haben nur einen Mann daheim gelassen.“
    Was für einen Fehler er damit begangen hatte, das sah er nur zu deutlich, als sie wieder im Hide-spot ankamen. Da fanden sie die Leiche des Postens und sahen sofort, daß alle Abteilungen der Höhle durchsucht worden waren, von wem, darüber konnte es natürlich keinen Zweifel geben. Zu seiner Beruhigung überzeugte sich der Colonel zunächst, daß der höchst wertvolle Vorrat von Goldstaub und Nuggets nicht entdeckt worden war; um so mehr aber erschrak er, als er sah, daß die Brieftasche mit den Depositenscheinen fehlte. Der Grimm, den er darüber empfand, teilte sich natürlich allen andern mit, und es gab nun nur eine einzige Stimme, nämlich die, daß Sanders und sein Genosse sofort zu verfolgen seien. Ganz abgesehen davon, daß wir ihre Personen wieder haben mußten, war es ein bedeutendes Vermögen, welches sich in der Brieftasche befand.
    Aber grad dieses Geld mußte ihnen das Entkommen erleichtern, wenn sie nur erst einen bewohnten Ort erreichten. Darum galt es, mit der Verfolgung keinen Augenblick zu säumen; aber wir mußten uns auch mit dem Gedanken vertraut machen, nun fast ohne Geld zu reisen; soviel für unser Fortkommen nötig sein würde, hatten wir. Immerhin war es noch ein Glück, ein wahres Glück, daß die Entflohenen die Nuggets nicht auch gefunden hatten! – – –
    Wenn ich in meiner Geschichte vorhin einen großen Sprung von San Francisco nach dem wilden Westen getan habe, so bitte ich euch, Mesch'schurs, diesen Sprung mit mir wieder zurückzutun. Wir befinden uns also wieder in ‚Frisco‘ oder vielmehr zunächst in dem ihm an der Bai gegenüberliegenden Oakland, denn wer zu Pferde, so wie wir, aus dem Osten kommt, der muß in Oakland halten, weil sich ihm die hier elf Kilometer breite San Francisco-Bai in den Weg legt. Das ist aber kein Hindernis, denn für Gelegenheiten, hinüberzukommen, auch mit den Pferden, ist mehr als reichlich gesorgt. Reiter setzten damals auf den breiten Oakland-Trajektbooten über.
    Mit einem dieser Boote landeten zwei Berittene, die selbst während der Überfahrt nicht aus dem Sattel gestiegen waren. Ihre Pferde schienen von guter Rasse zu sein, obgleich sie fürchterlich abgetrieben aussahen. Auch die Reiter hatten ganz das Äußere von Leuten, die eine geraume Zeit lang nichts mit den Segnungen der Zivilisation zu tun gehabt haben. Der Bart hing ihnen lang und wirr bis auf die Brust herab; die breitrandigen Jägerhüte, weit und formlos geworden, ließen ihre Krempen bis tief in das Gesicht herunterschlappen; die ledernen Gewänder schienen aus vertrockneter, rissiger Baumrinde zusammengesetzt zu sein, und die ganze übrige Ausrüstung ließ auf fürchterliche Strapazen schließen, welche die Männer überstanden haben mochten.
    „Endlich – grâce à dieu!“ atmete der eine hoch auf. „Da sind wir, Jean, und ich denke, daß die Not nun nichts mehr mit uns zu schaffen haben wird.“
    Der andere schüttelte fast trübselig den Kopf.
    „Verzeiht, Kapitän, daß ich nicht so zuversichtlich bin. Ich werde mich nur dann erst vollständig sicher fühlen, wenn ich auf einem festen Deck stehe, welches

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