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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Tag, den ich meine, beschäftigte sich die allgemeine Unterhaltung in ihrem Lokal mit den politischen und kriegerischen Neuigkeiten des Tages. Der Aufstand der Südstaaten hatte von Tag zu Tag an Ausdehnung gewonnen, und das Glück war den Sklavenbaronen bis jetzt in auffälliger Weise treu und günstig gewesen. Nur sehr vereinzelte kleine Episoden von geringer Tragweite ließen ahnen, daß der Norden sich die Zuneigung der wetterwendischen Göttin wohl noch erobern werde, und je seltener diese Ereignisse waren, mit desto größerem Jubel wurde die Kunde von ihnen von denjenigen aufgenommen, deren Ansichten mit der ebenso humanen, wie tatkräftigen Politik des Präsidenten Abraham Lincoln übereinstimmten.
    Da öffnete sich die Tür; einige Seeleute traten ein, welche sich ganz augenscheinlich in einer angenehmen Aufregung befanden.
    „Holla, ihr Mannen, wollt ihr hören, was es für eine Neuigkeit gibt?“ fragte einer von ihnen, indem er, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, mit der gewichtigen Faust auf den ihm am nächsten stehenden Tisch schlug, daß es krachte.
    „Was ist's –? Was soll es sein –? Was gibt's –? Heraus damit; erzähle!“ rief es von allen Seiten.
    „Was es gibt, oder vielmehr, was es gegeben hat? Nun, was denn anders als ein Seegefecht, ein Treffen, welches seinesgleichen sucht.“
    „Ein Seegefecht – ein Treffen –? Wo – wie – wann – zwischen wem?“
    „Wo? – Auf der Höhe von Charlestown. Wie? – Verteufelt wacker. Wann? – Den Tag weiß ich nicht, vor ganz kurzem jedenfalls. Und zwischen wem? – Ratet einmal!“
    „Zwischen uns und den Rebellen“, rief einer.
    Alles lachte. Der Angekommene lachte mit und rief:
    „Schau, was du für ein kluger und gescheiter Junge bist, so etwas Schwieriges sofort zu erraten! Das es zwischen uns und dem Süden sein muß, das ist ja so flüssig wie Seewasser; aber wie die Schiffe heißen, he, das wird deine Weisheit wohl nicht so schnell finden!“
    „Welche sind es? Wie heißen sie, und wer hat gesiegt?“ klang rund umher die stürmische Aufforderung.
    „Was das Widderschiff ‚Florida‘ ist – – –“
    „Die ‚Florida‘ ist's gewesen?“ unterbrach ihn Mutter Thick, indem sie sich mit ihren dicken Armen durch die Gäste Bahn brach, um in die unmittelbare Nähe des Berichterstatters zu gelangen. „Die ‚Florida‘ ist das neueste, größte und stärkste Fahrzeug des Südens und soll mit seinem Teufelssporn vollständig unwiderstehlich sein. Es ist aus lauter Eisen gebaut. Wer hat es gewagt, diesen Leviathan anzugreifen?“
    „Hm, wer? Ein kleiner Lieutenant mit einem ebenso kleinen Schiff, der noch dazu nur ein Klipper ist und sich um Kap Horn herum müdgesegelt hat. Ich meine die ‚Swallow‘, Lieutenant Parker.“
    „Die ‚Swallow‘ – Lieutenant Parker –? Unmöglich! Gegen die Florida können zehn Linienschiffe nichts ausrichten, wie soll es da einem Klipper in den Sinn kommen, ein solches Ungeheuer –“
    „Stopp!“ fiel da Mutter Thick dem Sprecher in die Rede. „Sei still mit deinem Klipper, von dem du nichts verstehst. Ich kenne die ‚Swallow‘ und auch den Parker, der mehr wert ist als deine zehn Linienschiffe zusammengenommen. Ein guter Seemann weiß, daß die Größe allein keinen Ausschlag gibt; es kommen vielmehr eine Menge andrer Umstände in Betracht, die es dem kleinen David möglich machen, den großen Goliath zu Fall zu bringen, wie es ja auch sogar in der Bibel zu lesen ist. Aber die ‚Swallow‘ ist ja in den Gewässern von Kalifornien, he?“

„Gewesen – gewesen, hat aber Order erhalten, um das Kap nach New York zu gehen. Sie muß ein ganz vertracktes Fahrzeug sein; ihr habt ja doch alle die Geschichte von dem ‚l'Horrible‘ gehört, den der ‚Schwarze Kapitän‘ von der Reede von San Francisco weggenommen hatte und den der Parker so prachtvoll wieder holte. Beide, die ‚Swallow‘ und der ‚l'Horrible‘, haben von da an zusammengehalten, sind vom Süden herauf, an Brasilien vorüber und bis auf die Höhe von Charlestown gesegelt und da auf die ‚Florida‘ gestoßen, die sofort die Jagd auf sie begonnen hat. Parker hat das Kommando der beiden Segler gehabt, den ‚l'Horrible‘ scheinbar zur Flucht auf die hohe See hinaus dirigiert und der ‚Swallow‘ die Stangen und Spieren nebst dem Segelwerk heruntergenommen, so daß es geschienen hat, als sei sie von Sturm und Wetter so fürchterlich mitgenommen, daß sie lahm gehe und der ‚Florida‘ in

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