08 - Old Surehand II
früheren Sklavenhandels und der dabei betriebenen Piraterie aufgehangen wird.“
„Und die ‚Miß Admiral‘?“
„Wird auch gehängt. Auch alle Gefangenen, welche Sanders behilflich waren, den ‚l'Horrible‘ zu nehmen, und dann, als wir ihn enterten, nicht getötet wurden, sondern mit dem Leben davonkamen, werden höchstwahrscheinlich denselben Tod erleiden, denn sie sind als Seeräuber zu betrachten. Sie werden mit ihrem Schicksal wohl nicht so zufrieden sein wie ihr mit der Nachricht, welche ich euch von der Admiralität bringe –“
„Also eine gute?“
„Eine sehr gute. Erstens wird die große Summe, die wir bei der ‚Miß Admiral‘ fanden und mit der sie fliehen wollte, als unsre Prise betrachtet, die uns gehört. Zweitens soll eine sehr hohe Belohnung dafür ausgesetzt werden, daß wir den ‚l'Horrible‘ dem ‚Schwarzen Kapitän‘ wieder abgenommen haben. Und drittens haben wir ganz bedeutende Prisengelder für unsern Sieg über die ‚Florida‘. Sie liegt zwar jetzt auf dem Grund, wird aber später gehoben werden. Dieses Geld teilen wir unter uns, und es wird dabei auf jede Person so viel kommen, daß –“
„Auf mich nicht“, unterbrach ihn Sam Fire-gun.
„Warum nicht?“
„Weil ich natürlich kein Geld nehme, was mir nicht gehört.“
„Ihr habt es aber verdient!“
„Nein. Ich bin nur Gast auf Euerm Schiff gewesen; die Prisengelder gehören der Bemannung.“
„Ihr waret nicht Gast, sondern Kombattant, und habt also teil daran.“
„Mag sein; aber ich nehme nichts. Ich habe Sanders die Anweisungen wieder abgenommen, die er mir im Hide-spot stahl. Die eine hatte er zwar schon verkauft, aber nur wenig davon ausgegeben; ich bin also vollständig zufriedengestellt. Winnetou nimmt erst recht nichts, und was meine braven Trapper betrifft, so wird es ihnen auch nicht einfallen, Eure Seegasten um ihre Prisengelder zu bringen. Wir haben es im Gegenteil nur Euch und ihnen zu verdanken, daß wir wieder zu unserm Geld gekommen sind. Sag einmal, Dick Hammerdull, willst du das Geld haben?“
„Ob ich es haben will oder nicht, das bleibt sich gleich, das ist sogar ganz egal; aber ich nehme es nicht“, antwortete der Dicke. „Was sagst denn du dazu, Pitt Holbers, altes Coon?“
Der Lange erwiderte gleichmütig:
„Wenn du denkst, daß ich es nicht nehme, Dick, so habe ich nichts dagegen. Es wird's überhaupt keiner von uns nehmen. Und wenn man es uns etwa mit Gewalt aufnötigen will, so bekommt Peter Polter meinen Anteil, und wenn es auch nur wäre, um ihm Lust zu machen, wieder einmal zu uns nach dem Westen zu kommen. Ich sehe ihn gar zu gern zu Pferd sitzen.“
„Laßt mich in Ruhe mit euern Pferden!“ rief da der Steuermann. „Lieber laß ich mich zerstampfen und Schiffszwieback aus mir machen, als daß ich mich noch einmal auf so eine Bestie setze, wie der Traber war, auf welchem ich dieses Mal zu euch gesäuselt kam. Weiter will ich euch nichts sagen, denn was ich noch sagen könnte, mag lieber unausgesprochen bleiben, so über ist mir dabei zumute gewesen!“
„Hast's auch nicht nötig, wieder den Westmann zu imitieren“, sagte Parker. „Ich habe auf der Admiralität erwähnt, was wir dir verdanken und wie brav du dich gehalten hast. Man wird bei der nächsten Vakanz an dich denken und dir einen Posten anvertrauen, auf den du stolz sein kannst.“
„Ist's wahr? Wirklich? Ihr habt bei den hohen Gentlemenen an mich gedacht?“
„Ja.“
„Und man will mir einen solchen Posten geben?“
„Es wurde mir ganz bestimmt versprochen.“
„Ich danke, Sir, ich danke Euch! Ich werde also Karriere machen! Heißa hurra, hurra! Der Peter Polter – – –“
„Was hast du denn so gewaltig zu schreien, alter Seelöwe?“ unterbrach ihn die Wirtin, welche soeben zur Tür hereintrat.
„Das fragst du noch?“ antwortete er. „Wenn ich ein Seelöwe bin, muß ich doch brüllen! Und ich habe auch allen Grund dazu, alte Mutter Thick, ich soll nämlich für meine großen Verdienste Admiral werden!“
„Admiral?“ lachte sie, „das glaube ich wohl, denn du hast das Zeug dazu, und ich gönne es dir. Wie steht es denn aber mit deinem neuen Beruf, auf den du so stolz bist und an dem du von ganzer Seele hängst?“
„Neuer Beruf? Welcher denn?“
„Westmann, Waldläufer, Biberjäger – – –“
„Schweig! Kein Wort weiter, wenn du es nicht ganz und gar mit mir verderben willst! Wenn ich mich auf ein Pferd setze, weiß ich nie, wohin es laufen wird. Stehe ich
Weitere Kostenlose Bücher