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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Kerl das Gesicht auf den Rücken! Toby Spencer ist nämlich mein Name, und wer wissen will, was für ein Kerl dieser Toby ist, der mag kommen!“
    Er streckte die geballten Fäuste aus und ließ den Blick noch einmal herausfordernd um die Runde schweifen. War es wirklich Furcht vor ihm oder nur der Ekel vor einem solchen Menschen, es rührte sich auch jetzt niemand. Da lachte er noch lauter als vorher und rief:
    „Seht ihr es, Boys, wie ihnen die Herzen in die Schuhe und Stiefel fallen, wenn Toby Spencer nur ein Wort von sich hören läßt. Es ist wirklich keiner, aber auch kein einziger unter ihnen, der es wagt, nur einen Mucks zu tun. Und das wollen Gentlemen sein!“
    Da stand doch einer auf, nämlich derjenige, der die erste Geschichte erzählt und sich für Tim Kroner, den Coloradomann ausgegeben hatte. Es war jedenfalls nicht eigentlicher Mut, sondern nur die Absicht, sich als einen tüchtigen Kerl aufzuspielen, was ihn veranlaßte, das Wort zu ergreifen. Er kam einige Schritte näher und sagte:
    „Ihr irrt Euch sehr, Toby Spencer, wenn Ihr glaubt, es gebe niemand, der sich an Euch wagt. Das mag bei allen Anwesenden stimmen, aber nicht bei mir.“
    „Bei Euch also nicht? So, so!“ antwortete der Rowdy in verächtlichem Ton. „Warum bleibt Ihr denn stehen, wenn Ihr solchen Mut habt? Warum kommt Ihr nicht näher?“
    „Ich komme ja schon!“ sprach der andre, indem er noch einige langsame, zögernde Schritte machte und dann wieder halten blieb. Seine Stimme klang aber gar nicht so zuversichtlich wie vorhin, als er an meinen Tisch gekommen war, um mit mir anzubinden. Da Toby Spencer auch etwas vorgetreten war, standen sie nun in ganz geringer Entfernung voneinander.
    „Well! Also Ihr seid der Mann, der sich nicht fürchtet?“ fragte der letztere. „So ein Kerlchen, welches ich mit einem einzigen Finger aus der Balance hebe! Da möchte ich wahrhaftig, ehe ich Euch auffresse, wissen, wie Ihr heißt!“
    „Das könnt Ihr erfahren. Ich heiße Tim Kroner.“
    „Tim Kroner? Da habt Ihr Euch ja einen recht berühmten Namen zugelegt!“
    „Zugelegt? Es ist der meinige!“
    „Das mögt Ihr andern weismachen, aber nur nicht mir!“
    „Es ist mein Name, sage ich Euch!“
    „Hm! Vielleicht ist's möglich, daß Ihr so heißt, aber Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, der Coloradomann zu sein?“
    „Grad das behaupte ich!“
    „Alle Wetter, wie kommt denn so ein Karnickel, wie Ihr seid, dazu, sich mit dem Namen eines Löwen zu schmücken! Ich sage Euch, daß dieser Name Euch nicht gehört, daß Ihr ein Betrüger seid!“
    „Oho! Ein Betrüger? Wahrt Eure Zunge, Sir! Man weiß, daß der Coloradomann nicht in dieser Weise mit sich sprechen läßt! Soll ich Euch das beweisen?“
    „Knirps, beweise es!“
    Bei dieser Aufforderung trat Spencer drohend zwei Schritte auf ihn zu; er wich vorsichtig ebenso weit zurück und antwortete:
    „Das habe ich gar nicht nötig. Was alle Welt weiß, das brauche ich nicht zu beweisen!“
    „Eigentlich richtig, denn der wirkliche Tim Kroner ist ein Kerl, der Haare auf den Zähnen hat; da du aber dieser echte nicht bist, hast du zu zeigen, ob dein Mut wirklich bis her zu mir reicht. Also, go on!“
    Er machte wieder zwei Schritte vorwärts.
    „Ja, come on!“ rief der andre, indem er aber zwei Schritte rückwärts machte.
    „So bleib doch stehen, du großer Held mit dem Maul! Warum retirierst du denn? Gibt sich dieser Mensch für den Coloradomann aus, den ich so gut kenne wie mich selbst! Diesem Übermut muß ein Dämpfer aufgesetzt werden. Also halte stand, und faß an, sonst nagel ich dich an die Wand, daß du daran klebenbleibst.“
    Er ging abermals vorwärts; der falsche Tim Kroner wich auch jetzt wieder zurück, indem er sich auf die Verteidigung durch das Mundwerk legte:
    „Ich bin der echte Coloradomann! Wenn ein andrer sich für mich ausgibt, ist er ein Lügner!“
    „Pshaw! Möchte den vernünftigen Mann sehen, dem es einfallen könnte, sich für dich auszugeben! Wenn du geglaubt hast, es bedürfe nur dieses Namens, mich zurückzuschrecken, so hast du dich nicht nur geirrt, sondern dich so verrechnet, daß das ganz entgegengesetzte Resultat herauskommt: Ich werde dich ein wenig höher hängen, damit die Leute sehen, was für ein berühmter und mutiger Colorado-Tim du bist. Komm also her, mein Bürschchen, nur her zu mir!“
    Er gab ihm zwei blitzschnelle, gewaltige Hiebe auf die Achseln, nahm ihn dann bei den Oberarmen, drückte sie ihm an den Leib, schob ihn an

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