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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Horizont verlief.
    Die Pferde hatten sich heut ausgeruht, und so konnte man noch ein gutes Stück in die Savanne hineinreiten, ehe ein Nachtlager errichtet wurde. Erst als die Sterne schon am Himmel standen und der letzte Strahl der Sonne längst verschieden war, hielt Hammerdull sein Pferd an.
    „Stop“, meinte er; „hier hat der Tag ein Ende und wir können uns ein wenig in unsre Decken wickeln! Meinst du nicht, Pitt Holbers, altes Coon?“
    Coon ist die gebräuchliche Abkürzung von Racoon, der Waschbär, und wird zwischen den Jägern unter allerlei Bedeutung gern als Anrede gebraucht.
    „Wenn du denkst, Dick“, antwortete brummend der Gefragte, indem er unternehmend in die Ferne schaute. „Aber wäre es nicht besser, wir legten noch eine Meile hinter uns oder drei und fünf? Beim Colonel sind jedenfalls vier tüchtige Arme und zwei gute Büchsen notwendiger als hier auf der Wiese, wo die Käfer summen und die Nachtfalter einem um die Nase streichen, als gäbe es in der ganzen Welt keine Rothaut auszulöschen.“
    „Das mit den Käfern und Rothäuten, das bleibt sich gleich. Wir haben hier zwei Männer, welche die Savanne noch nicht gekostet haben, und müssen ihnen Ruhe gönnen. Sieh nur, wie hier der Braune von Peter Wolf – verdammt schwerer Name – also, wie der Braune schnauft, als hätte er den Niagarafall in der Kehle! Und der Fuchs, auf dem der Sander hängt, dem tropft ja das Wasser aus dem Bart. Herab also; mit Tagesgrauen geht's weiter!“

Die beiden Deutschen waren des langen Reitens ungewohnt und also wirklich müde geworden. Sie leisteten dem Aufruf also augenblicklich Folge. Die Pferde wurden an den langen Lassos angepflockt, und nachdem man ein frugales Abendbrot zu sich genommen und die Wachen bestimmt hatte, legte man sich in den weichen Rasen.
    Am Morgen ging es weiter. Die beiden Trapper waren schweigsame Männer, die nicht gern ein Wort mehr sprachen, als unumgänglich notwendig war; man befand sich ja jetzt nicht mehr im sicheren Store, wo man diese oder jene Geschichte unbesorgt vom Stapel lassen konnte, sondern in der Savanne, wo man keinen Augenblick ohne Vorsicht und sorgfältige Umschau vergehen lassen durfte, und die Nachricht, welche Winnetou gebracht hatte, war geeignet genug, selbst redseligere Zungen im Zaum zu halten. So kam es, daß Sander die Erkundigungen, welche er während des ganzen Tages auf den Lippen gehabt hatte, zurückhielt, und als er sie am Abend auf dem Lagerplatz aussprechen wollte, fand er so verschlossene Ohren, daß er sich unbefriedigt in seine Decke wickelte und den Schlaf suchte.
    So ging es mehrere Tage fast wortlos aber in immer gleicher Eile in die Prärie hinein, bis am fünften Tag gegen Abend Hammerdull, welcher an der Spitze ritt, plötzlich sein Pferd anhielt und im nächsten Augenblick im Gras kauerte, um den Boden mit sichtlicher Aufmerksamkeit zu betrachten. Dann rief er aus:
    „Have care, Pitt Holbers, wenn hier nicht einer vor noch ganz kurzer Zeit geritten ist, so lasse ich mich von dir auffressen. Steig ab und komm herbei!“
    Holbers trat mit dem linken Bein auf die Erde, zog dann das rechte über den Rücken seines dicken Hengstes herüber und bückte sich, um die Spur zu prüfen.
    „Wenn du denkst, Dick“, brummte er zustimmend, „so meine ich, daß es ein Indianer gewesen ist.“
    „Ob es eine Rothaut gewesen ist oder nicht, das bleibt sich gleich, aber das Pferd eines Weißen gibt eine andere Spur als diese da. Steig wieder auf und laß mich machen.“
    Er verfolgte zu Fuß die Hufeindrücke, während seine erfahrene und verständige Stute langsam und freiwillig hinter ihm hertrollte. Nach einigen hundert Schritten blieb er halten und wandte sich zurück:
    „Steig wieder ab, altes Coon, und sage mir, wen wir da vor uns haben!“
    Er deutete mit dem Zeigefinger auf die Erde. Holbers bog sich herab, unterwarf die Stelle einer sehr genauen Prüfung und sagte dann:
    „Wenn du denkst, Dick, daß es der Apache ist, so sollst du recht haben. Dieselben ausgezackten Fransen, wie hier eine an dem Kaktus hängt, trug er damals im Store an den Mokassins. Ich habe dergleichen noch bei keiner Rothaut bemerkt, da sie gewöhnlich nur grad ausgeschnitten werden. Er ist hier abgestiegen, um sich irgend etwas anzusehen, und dabei haben ihm die Stacheln die Franse abgerissen. Ich denke – – – behold, Dick, schau hier rechts! Was für Füße sind das wohl gewesen?“
    „Bei deinem Bart, Pitt, das ist ein scoundrel (Schurke), so ein

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