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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe.
    Niemand wußte zu sagen, woher dieser weit und breit bekannte und von allen Indianern gefürchtete Jäger stammte. Er hielt nur einige wenige Auserwählte um sich versammelt, tauchte bald hier und bald da mit ihnen auf, und wo einmal von so einem echten, rechten Trapperstück erzählt wurde, da war sein Name gewiß mit dabei, und es gingen Berichte über ihn im Schwange, an deren Wahrheit man fast hätte zweifeln können, da er nach ihnen immer neue Abenteuer ausführte, bei denen ein andrer ganz sicher zu Grunde gegangen wäre, und die ihn mit einem Nimbus umhüllten, dessen Zauber sich besonders in dem allgemeinen Verlangen der Jäger, ihn kennenzulernen, kund gab.
    Aber das war nicht so leicht. Niemand kannte den Ort, der ihm und den Seinen als Sammelplatz und Ausgangspunkt ihrer Streifereien diente, und ebensowenig vermochte man den Zweck zu bestimmen, der ihn im Wilden Westen hielt. War er einmal in irgendeiner Ansiedlung erschienen, so hatte er ganz gewiß nicht mehr Felle mitgebracht, als zum Eintausch von Proviant und Munition unumgänglich notwendig war, und war dann stets sofort wieder spurlos verschwunden. Er gehörte also jedenfalls nicht zu den Jägern, welche sich durch die Jagd die Mittel zu einem späteren gemütlichen Leben zu erwerben trachten; er mußte vielmehr ganz andere Absichten verfolgen, über welche aber nichts verlautete, weil er nie Umgang pflog und jedem Versuch der Annäherung behutsam aus dem Weg ging.
    „Laß los!“ rief der Wirt. „Wenn du Winnetou bist, so sollst du alles haben, was du verlangst!“
    „Hugh!“ tönte es im befriedigten Gutturalton. „Der große Geist läßt dich dies Wort sagen, du Mann mit den roten Haaren, sonst hätte ich dich zu deinen Vätern versammelt und jeden dazu, der es verhindern wollte!“
    Er gab ihn frei und trat, während Winklay hinausging, um im Vorratsraum nach dem Verlangten zu suchen, zu Hammerdull heran und fragte diesen:
    „Warum sitzt der weiße Mann hier und feiert, während den roten Feinden nach seinem Wigwam verlangt?“
    Dick sah vom Glas auf und antwortete verdrossen:
    „Ob ich hier sitze oder woanders, das bleibt sich gleich. Kennt mich der große Häuptling der Apachen?“
    „Winnetou hat dich noch nicht gesehen, aber er erblickt das Zeichen seines tapferen Freundes und weiß nun, daß du einer seiner Männer bist. Soll Fire-gun, der große Jäger, allein kämpfen um die Skalps der Ogellallahs, die nach ihm suchen?“
    „Ogellallah?“ Dick Hammerdull schnellte in die Höhe, als habe er eine Klapperschlange unter dem Tisch erblickt, und auch Pitt Holbers stand mit einem einzigen Schritt seiner langen Beine vor dem Indianer. „Was weiß der rote Mann von den Ogellallahs?“
    „Eile zu deinem Häuptling, du wirst es von ihm erfahren!“
    Er wandte sich um zu dem Wirt, welcher wieder eingetreten war, knüpfte die Pulver-, Kugel- und Proviantbeutel vom Gürtel los, ließ sich dieselben füllen und fuhr dann mit der Hand unter das weißgraue Jagdhemd.
    „Winnetou wird geben dem Mann mit den roten Haaren auch rotes Metall!“
    Winklay nahm die Bezahlung in Empfang und betrachtete das schwere Stück mit unverkennbarem Entzücken.
    „Gold, echtes, blankes, massives Gold, vierzig Dollar unter Brüdern wert! Indsman, wo hast du es her?“
    „Pshaw!“
    Er sprach das Wort mit geringschätzigem Achselzucken aus und war im nächsten Augenblick aus der Stube verschwunden.
    Der Wirt sah die andern mit offenem Mund an.
    „Hört, Gentlemen, der rote Halunke scheint mehr Gold zu besitzen als wir alle miteinander. Habe mein Pulver noch nie so gut bezahlt erhalten wie von ihm. Wäre doch der Mühe wert, ihm einmal nachzugehen, denn daß er von dieser Sorte noch mehr bei sich führt und sein Pferd hier irgendwo stecken hat, das ist so sicher wie die Klinge am Griff!“
    „Wollt's Euch nicht raten, Mann“, antwortete Dick Hammerdull, indem er sich zum Gehen rüstete. „Winnetou, der Apache, ist nicht derjenige, welcher sich auch nur einen Schrot nehmen läßt. Ob er Gold hat oder nicht, das bleibt sich gleich, aber bekommen tut es keiner!“
    Auch Pitt Holbers warf seine Rifle über die Schulter und meinte:
    „Müssen fort, Dick, fort, so rasch wie möglich. Der Indsman ist allwissend, und mit den Hunden von Ogellallahs, hol sie der Teufel, muß es also seine Richtigkeit haben. Aber was wird nun mit den Männern dort, he?“
    Er zeigte bei diesen Worten auf die Fremden.
    „Hab' gesagt, daß sie mitgehen, und wird auch so

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