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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schuft von Indsman, der von dort seitwärts kam und hier abgebogen ist, was meinst du?“
    „Hm! Der Apache hat ein heidenmäßig scharfes Auge; ihm ist wahrhaftig gleich die erste Spur des Mannes ins Gesicht gefallen, und wer weiß, wie lange wir schon auf der seinigen herumgeschnobert sind, ohne sie zu bemerken.“
    „Ob wir sie bemerkt haben oder nicht, das bleibt sich gleich. Wir haben sie ja gefunden, und das ist genug. Aber eine Rothaut läuft nicht so einzeln hier mitten in der Savanne herum. Er wird in der Nähe seine Mähre stehen haben, und nicht weit davon hält sicher eine ganze Anzahl Pfeilmänner und führt irgendeine Teufelei im Schild. Laßt uns einmal Umschau halten, ob nicht dieses oder jenes zu bemerken ist, an das wir uns greifen können!“
    Er suchte den Horizont sorgfältig ab und schüttelte dann unbefriedigt mit dem Kopf.
    „Hört, Sander, Ihr habt da ein Futteral an der Seite hängen. Warum macht Ihr es nicht auf? Steckt etwa ein Vogel drin, der Euch nicht fortfliegen soll?“
    Sander öffnete das Etui, zog ein Fernrohr hervor und reichte es dem Trapper vom Pferd herab. Dieser stellte es, brachte es vor das Auge und begann seine Untersuchung von neuem.
    Nach kurzer Zeit zog er die Augenbrauen zusammen und meinte mit listigem Blinzeln:
    „Hier hast du einmal das Glas, Pitt Holbers. Sieh da hinauf, und sage mir, was das für eine lange, grade Linie ist, welche sich von Osten her längs des nördlichen Horizonts bis hinüber nach Westen zieht?“
    Holbers folgte der Weisung. Dann nahm er das Rohr vom Auge und rieb sich bedachtsam seine lange, scharfe und spitzige Nase.
    „Wenn du denkst, Dick, daß es der Railway ist, die Eisenbahn, die sie da hinüber nach Kalifornien gelegt haben, so bist du nicht so dumm, als wie man denken sollte.“
    „Dumm –? Dick Hammerdull und dumm! Kerl, ich kitzle dich mit meiner Klinge zwischen die Rippen, daß dir der lange Atem wie ein morsches Schiffstau aus dem großen Maul läuft! Dick Hammerdull und dumm! Hat man jemals so etwas gehört? Übrigens, ob er dumm ist oder nicht, das bleibt sich gleich; aber wer ihn für billiger kaufen will, als er ist, der mag wohl zusehen, daß er sich nicht verrechnet. Was aber hat denn eigentlich der Railway mit der Rothaut zu tun, die von da hinübergeschlichen ist, Pitt Holbers, du Ausbund von allen möglichen Arten der Weisheit, he?“
    „Hm, wann kommt wohl der nächste Zug, Dick?“
    „Weiß nicht genau, denke aber, daß er noch heute hier vorübergeht.“
    „Dann haben es die Roten sicher auf ihn abgesehen.“
    „Sollst recht haben, altes Coon. Aber von welcher Seite wird er kommen – von hüben oder drüben?“
    „Da mußt du nach Omaha und San Francisco gehen, wo man dir Auskunft geben wird; auf meinem Rock aber klebt kein Tarif!“
    „Will's dem alten Fetzen auch nicht zumuten. Doch, ob er vom Osten kommt oder vom Westen, das bleibt sich gleich; wenn er nur kommt, dann haben sie ihn. Ob wir aber ruhig zugeben, daß sie ihn anhalten und den Passagieren Skalp und Leben nehmen, das ist eine andere Sache. Was sagst du dazu?“
    „Halte es ganz für unsere Pflicht, ihnen einen Strich übers Gesicht zu machen.“
    „Ganz meine Meinung. Also abgestiegen und vorwärts! Ein Mann hoch zu Roß wird von den Spürnasen eher bemerkt als einer, der fein demütig den Weg unter die eigenen Füße nimmt. Wollen doch sehen, in welchem Loch sie stecken. Aber schußfertig halten, ihr Männer, denn wenn sie uns bemerken, dann ist die Büchse das erste, was wir brauchen!“
    Sie schlichen sich langsam und mit außerordentlicher Vorsicht vorwärts. Die Spuren, denen sie folgten und welchen sich auch diejenigen des Apachen beigesellt hatten, führten erst an den Bahndamm und dann diesen immer entlang, bis man von fern einige wellenförmige Erhöhungen des Bodens bemerkte.
    Jetzt hielt dick Hammerdull wieder an.
    „Wo die Schufte stecken, das bleibt sich natürlich gleich, aber ich lasse mich so lange braten, bis ich so hart und dürr geworden bin wie Master Holbers, wenn sie sich nicht dort hinter das Zwerggebirge zurückgezogen haben. Wir können nicht weiter, denn – – –“
    Das Wort blieb ihm im Munde stecken, aber im selben Augenblick hatte er auch seine alte Büchse an der Wange, senkte sie jedoch auch sofort wieder herab. Über die jenseitige Böschung des Bahndammes hatte sich eine Gestalt erhoben, schnellte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit über den Schienenweg herüber und stand im nächsten Moment vor

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