Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Pilgerfahrt hat nichts damit zu tun, ob man mit seinen Mitschwestern befreundet ist oder nicht. Auf der Reise zum Hafen haben wir zuweilen nicht einmal in derselben Herberge übernachtet. Außerdem sind die Abteien Moville und Bangor zwar benachbart, aber getrennte Einrichtungen.«
    Fidelma wagte noch einen letzten Versuch.
    »Dann will ich es anders formulieren. Gab es Feindschaft unter euch?«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich verstehe auch nicht, was diese Fragen mit dem Unfall zu tun haben, durch den Schwester Muirgel während des Sturms das Leben verlor.«
    »Das ist eben meine Art, an solche Dinge heranzugehen.« Fidelma war selbst überrascht, wie Schwester Ainders hochmütige Haltung sie dazu brachte, sich zu rechtfertigen. Unter anderen Umständen hätte sie die unnachgiebige Nonne scharf zurechtgewiesen.
    »Mir erscheint es als eine Zeitverschwendung«, erwiderte Schwester Ainder unbeeindruckt. »Und jetzt gehe ich in meine Kajüte zum Gebet und zur Meditation.« Sie wandte sich ab.
    »Einen Moment, Schwester.« Fidelma ließ sich nicht einschüchtern.
    »Was denn noch?« Die durchdringenden dunklen Augen schauten auf sie herab.
    »Wann hast du Schwester Muirgel zuletzt gesehen?«
    Ainder zog die Brauen zusammen. Einen Moment glaubte Fidelma, sie werde die Antwort verweigern.
    »Vermutlich beim Anbordgehen. Warum?«
    »Vermutlich?« Ihre Frage überging Fidelma.
    »Das habe ich gesagt.«
    Fidelma bemerkte, wie Zorn in ihren Blick trat, anscheinend überlegte Schwester Ainder, ob sie ihrer Antwort noch etwas hinzufügen sollte.
    »Du sahst sie, als ihr an Bord gingt, und danach nicht mehr?«
    »Du weißt doch selbst, daß sie dann krank in ihrer Kajüte lag.«
    »Du bist nicht zu ihrer Kajüte gegangen, um nach ihr zu sehen?«
    »Daran hatte ich kein Interesse.«
    »Der Sturm in der Nacht hat dich nicht beunruhigt?«
    »Ich denke, daß der Sturm jeden beunruhigt hat.«
    »Aber du hast deine Kajüte nicht verlassen?«
    »Was bezweckst du mit diesen Fragen?« erwiderte Schwester Ainder bissig.
    »Ich möchte lediglich feststellen, ob jemand gesehen hat, wie Schwester Muirgel ihre Kajüte verließ und an Deck ging, wo sie, wie wir annehmen, über Bord gespült wurde.«
    Schwester Ainders Gesicht blieb verschlossen.
    »Ich habe meine Kajüte nicht verlassen.«
    »Wann hast du erfahren, daß Schwester Muirgel vermißt wird?«
    »Als Schwester Gormán mich mit der Nachricht weckte, oder genauer gesagt, als mich ihr Gespräch mit Bruder Cian weckte.«
    »Schwester Gormán?«
    »Wir haben eine Kajüte zusammen. Sie war anscheinend von Bruder Cian geweckt worden, der nach Schwester Muirgel suchte. Im allgemeinen schlafe ich fest. Ihre Stimmen machten mich wach. Ein dummer Lärm um nichts.«
    »Ein Lärm um nichts. Doch wie sich herausstellte, war Muirgel wirklich über Bord gefallen. Die Bemerkung ist nicht gerade barmherzig.«
    »Ich meinte ihren Streit«, fauchte Schwester Ainder. »Also …«
    »Ihren Streit?«
    Aber Schwester Ainder ließ sich nicht weiter darüber aus. Fidelma versuchte es erneut.
    »Worum ging denn der Streit?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Wenn du mit Schwester Gormán die Kajüte teilst, dann kennst du sie sicher gut?« Fidelma versuchte das Thema anders anzupacken.
    »Kennen? Kaum. Ein albernes junges Mädchen.«
    »Rein aus Interesse, wen kennst du überhaupt aus der Gruppe?« fragte Fidelma.
    Wieder wurden die Augen eng und dunkel.
    »Das hängt davon ab, was du meinst, wenn du ›kennen‹ sagst?«
    »Was würdest du denn darunter verstehen?« konterte Fidelma erbittert.
    »Ich würde dem Wort verschiedene Bedeutungen beilegen. Und nun meine ich, daß wir genug Zeit mit diesem Thema verschwendet haben.«
    Sie drehte sich um und ging. Fidelma erinnerte sich an ein Spiel aus ihrer Kinderzeit. Auf einem Faß voll Wasser schwammen Äpfel. Das Ziel war es, möglichst viele Äpfel herauszufischen, ohne die Hände zu benutzen. An das Spiel mußte sie denken, als sie aus Schwester Ainder etwas herauszubekommen versuchte, das Prinzip war dasselbe.
    Fidelma fühlte sich völlig geschlagen. Noch nie hatte sich jemand so ihren Fragen entzogen oder sie so beantwortet, daß sie um keinen Deut klüger war. Sie atmete tief durch und kam sich vor wie eine junge Studentin, die von Brehon Morann in einer Debatte gänzlich an die Wand gespielt worden war. Aber wenn sie etwas von Morann gelernt hatte, dann war es die Regel, nicht gleich beim ersten Mißerfolg aufzugeben.
    Sie ging wieder hinunter auf das

Weitere Kostenlose Bücher