Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08

08

Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
Vom Netzwerk:
die Stirn und legte den Kopf schief, als würde er einer weit entfernten Stimme lauschen. „Welches Baby?"
    „Das reicht", sagte Jeannie entschieden. „Ich bringe dich zum Arzt. Sofort."
    „Ich glaube nicht, dass er etwas hat, was ein Arzt in Ordnung bringen kann", sagte ich. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich brauchte dringend eine kurze Pause.
    Sobald Michael uns den Rücken zugedreht hatte, hatte er Baby Jon schon wieder vergessen. Derik weigerte sich, in die Nähe des Kindes zu gehen. Und die anderen Werwölfe schienen sich von Deriks extremem Stress anstecken zu lassen. Nur Sara war durch nichts aus der Ruhe zu bringen.
    63
    „Vielleicht sollten wir besser gehen", murmelte Sinclair, der die Lehne meines Stuhls fest umklammert hielt.
    Vielleicht sollten wir besser das örtliche Irrenhaus anrufen. „Äh, okay", sagte ich und stand langsam auf. Baby Jon, den das alles völlig ungerührt ließ, gähnte, den Mund an meinen Hals gedrückt. „Danke für die äh ... Snacks. Ich glaube, wir werden dann mal .. "
    „Wir lassen sie doch nicht so einfach davonkommen, oder?" Eine kleine dunkelhaarige Frau mit raspelkurzem Stoppelschnitt stand am Rande unserer kleinen Gruppe. Sie trug eine schwarze Jeans und ein schwarzes Button-down-Hemd. Erst nach einer Sekunde erkannte ich sie wieder.
    Es war Cain - einer der Werwölfe, die damals zu uns nach Hause gekommen waren, um nach Antonia zu suchen.
    „Erst wird Antonia wegen ihr getötet, dann bringt sie irgendein verhextes Baby zu uns - wenn es überhaupt ein Baby ist -, und wir lassen sie einfach so gehen?"
    „Cain."
    „Lassen wir sie gehen?", rief sie, drehte sich um und sah einen Mann an, der sie um einiges überragte. Auch er war dunkelhaarig und sehr dünn. Auch er sah beunruhigt aus, aber auch ein bisschen verlegen. Ob wegen ihr oder wegen mir, konnte ich nicht sagen. Aber Haus und Hof hätte ich nicht darauf verwettet, dass ich der Grund war.
    „Es ist Aufgabe des Rates, das zu entscheiden", sagte der ruhige dunkelhaarige Mann. „Nicht unsere. Und nicht hier."
    „Aber es ist ihre Schuld, dass Antonia tot ist! Und es scheint ihr noch nicht einmal etwas auszumachen!"

    Jetzt reichte es mir. „Es ist nicht meine Schuld, dass Antonia tot ist", sagte ich und konnte beinahe fühlen, wie sich überall im Raum die Ohren aufstellten.
    „Sondern eure."
    64
    Sinclair kniff sich in den Nasenrücken und schüttelte den Kopf.
    „Und dann hat sie .. was?" Cain fiel der Kiefer herunter. Sie wandte sich mir zu, um mich anzusehen. „Was hast du gerade gesagt?"
    „Was ist los? Soll ich ein Megafon holen? Verstehst du unsere Sprache nicht?"
    Lächelnd winkte ich sie näher, und als sie sich vorbeugte, sagte ich laut: „Es ist nicht meine Schuld, dass Antonia tot ist. Sondern eure."
    Cain zuckte zurück und rieb sich das Ohr. Ein paar Werwölfe schoben sich näher heran. Sinclair schüttelte immer noch den Kopf und machte ein Gesicht, als hätte er sehr starke Kopfschmerzen.
    „Ich habe genug von diesem Unsinn", sagte ich, wohlwissend, dass meine Stimme gut zu hören war und dass mich jeder Einzelne im Raum gut verstand. Aber das kümmerte mich nicht. „Ich nehme an, keinem von euch ist der Gedanke gekommen, sich zu fragen, warum Antonia überhaupt mit Vampiren zusammenlebte. Oh, nein! Da ist es doch viel einfacher, uns die Schuld zu geben. So muss man nicht der Tatsache ins Auge sehen, dass sie gar nicht schnell genug von hier wegkommen konnte."
    „Und jetzt", seufzte Sinclair, „gibt es wohl mal wieder eine Schlägerei."
    „Hier", sagte ich und hielt Sara Baby Jon entgegen, die ihn nahm und ein paar Schritte zurücktrat. Baby Jon stieß einen wütenden Schrei aus und ignorierte Saras Versuche, ihn zu beruhigen.
    „So leicht kommst du nicht davon", gab Cain zurück. „Du warst ihre Anführerin. Du warst für sie verantwortlich."
    „Sie war eine erwachsene Frau, du Dumpfbacke! Du tust ja gerade so, als wäre ich ihre Kindergärtnerin gewesen."
    64
    „Du drückst dich immer noch vor der Verantwortung", sagte jemand anders, ein Werwolf, den ich nicht kannte.
    „Und ihr wollt einfach nicht einsehen, dass ihr sie nicht nur praktisch vor meiner Haustür abgesetzt habt, sondern dass auch keiner von euch Arschlöchern sie in der ganzen Zeit besuchen gekommen ist."
    „Sie war für sich selbst verantwortlich", sagte derselbe Werwolf wie eben.
    „Na ja, was denn jetzt, Blödmann? Entweder ist sie eine erwachsene Frau, die auf sich selbst aufpassen kann, oder sie

Weitere Kostenlose Bücher