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08

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Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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Le Fay."
    Oh. Na toll. Eine Verrückte - eine schwangere Verrückte -saß weniger als einen halben Meter von mir entfernt. Das wurde ja immer besser!

    Sara lachte, als sie meine Miene richtig deutete. „Schon gut, du musst mir nicht glauben, und ich muss dich nicht überzeugen. Obwohl ich dich warnen sollte. Wenn du versuchst, mir etwas anzutun, ist es sehr wahrscheinlich, dass dir etwas Schreckliches zustoßen wird."
    „Ich habe dich doch gerade erst kennengelernt. Warum sollte ich dir etwas antun wollen?"
    „Wer weiß. Es kann auch keiner genau vorhersagen, was du und dein Mann in der Zukunft tun werden. Trinkst du das noch?"
    Ich gab ihr meine Cherry Coke - jetzt, da der Gottesdienst vorbei war, wurden Getränke gereicht. „Vorhersagen .. wovon sprichst du, verdammt noch mal?"
    Sara deutete in den Raum hinein. Ich guckte mich um, traf aber überall nur auf feindliche Blicke. „Du machst sie einfach ungeheuer nervös, das ist alles."
    „Was? Ich? Aber das ist. ."
    „Du riechst nicht", unterbrach sie mich freundlich. „Deswegen wissen sie nicht, was du fühlst. Das macht sie - alle - sehr nervös."
    Natürlich! Beinahe hätte ich mir mit der flachen Hand gegen 58
    die Stirn geschlagen. Ich hatte komplett vergessen, wie unheimlich wir Antonia gewesen waren, als sie zu uns gezogen war. Das war auch der Grund gewesen, warum es Wochen gedauert hatte, bis sie sich an uns gewöhnt hatte.
    „Wie kommt es dann, dass du auf dieser Seite des Raumes bist und mit mir sprichst?"
    Sara zuckte die Achseln. „Mich machst du nicht nervös. Du bist immer noch unser Gast, trotz der Umstände. Und du wirst mir nichts antun können."
    Womit wir wieder beim Thema waren. „Bist du etwa eine schwangere Superninja-Kämpferin oder so?"
    „Nein, nein, nichts dergleichen."
    Stille.
    „Und? Also echt, mach's doch nicht so spannend."
    „Aber du würdest mir sowieso nicht glauben, warum soll ich mir also die Mühe machen?"
    „Lass es doch einfach drauf ankommen."
    Sie zuckte die Achseln. „Ich setze die Gesetze der Wahrscheinlichkeit außer Kraft. Wenn jemand versucht, mich zu erschießen, blockiert die Waffe. Oder ein kleines Aneurysma, das er schon sein ganzes Leben lang hatte, reißt genau in diesem Augenblick. Oder er schießt daneben, und die Kugel prallt ab und trifft ihn ins Gehirn."
    Sara seufzte. „Ich wusste, dass du das sagen würdest."
    „Ich habe doch noch gar keine Gelegenheit gehabt, etwas zu sagen, du . ." Du arme Irre, hatte ich eigentlich sagen wollen, was unter diesen Umständen nicht sehr nett von mir wäre. „Wenn du also .. äh .. die ... die ..."
    „Die Gesetze der Wahrscheinlichkeit außer Kraft setzt."

    „Musst du da nicht die ganze Zeit unheimlich viele Berechnungen anstellen?"
    „Oh nein. Meine Kraft wirkt unbewusst. Ich habe keine Kontrolle darüber.
    Als ich das vierte Mal in der Lotterie gewonnen hatte, habe ich es aufgegeben, könnte man sagen." Sie tätschelte ihren Bauch. „Zumal es Wichtigeres gibt als Lotterietickets."
    „Ja, das stimmt wohl."
    „Außerdem macht es keinen Spaß mehr, wenn man weiß, dass man gewinnt."
    „Klar, das verstehe ich." Komplett verrückt.
    „Ist das dein Sohn?" Sara lächelte und streckte die Arme aus. Baby Jon lächelte zurück und schmiegte sich enger an meine Schulter.
    „Es liegt nicht an dir", versicherte ich der verrückten Schwangeren hastig. „Er mag eigentlich nur mich. Er ist aber nicht mein Sohn, sondern mein Halbbruder."
    „Er ist süß", sagte Sara bewundernd. „Was für hübsche Augen!"
    „Danke." Das Kompliment munterte mich ein wenig auf. „Er ist wirklich ein liebes Baby. Er weint fast nie und schläft den ganzen Tag ..."
    „Das kann ich mir vorstellen. Wenn die große Schwester ein Vampir ist."
    „Ja, zuerst mussten wir alle unseren Zeitplan etwas umstel en", gab ich zu.
    „Hattest du keine Angst, ihn hierher zu bringen, nach allem, was passiert ist?"
    „Ich bin noch nicht lange sein Vormund. Mein Mann und ich müssen uns erst daran gewöhnen, wie Eltern und nicht wie blutrünstige Herrscher über die Untoten zu denken."
    Sara brach in Gelächter aus. Sie hielt sich den Bauch und klammerte sich am Tisch fest, um nicht vornüber zu fallen. Das munterte mich noch mehr auf.
    Wenigstens eine auf dieser
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    Beerdigung schien mich nicht dafür verantwortlich zu machen, dass Antonia sich für mich geopfert hatte. Ich spürte die missbilligenden Blicke, aber Sara lachte und lachte.
    Endlich beruhigte sie sich und wischte sich die

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