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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die frische Luft befördern. Kannst du dich nicht mal benehmen, wenn wir Gäste haben? Diese Herren kommen aus Moskau. Verstehst du? Aus Moskau kommen sie."
    Das schien keinen Eindruck auf Jewgenji zu machen. Er machte ein paar Schritte auf uns zu, umklammerte die Tischkante und schwankte bedenklich hin und her. Die Suppenterrine klirrte. Eine Wolke von Wodka wehte auf mich zu.
    „Verschwinde, Jewgenji", schrie die Frau.
    Ihr rotes Gesicht glühte vor Zorn. Sie schwang den Putzlumpen.
    „Habe einen über den Durst getrunken, Leute. Hicks."
    „Seien Sie nicht so streng mit ihm!" wollte Kiwibin vermitteln. „Ein Mann hat das Recht, ab und zu einen hinter die Binde zu kippen."
    Jewgenji kam ungeschickt um den Tisch herum. Jetzt schien er Kiwibin als Opfer auserkoren zu haben. Er beugte sich vor und rülpste.
    Kiwibin verzog angewidert das Gesicht.
    „Mein bester Freund - hicks - ist gestorben. Neulich - hicks - haben wir noch gewettet, wer als nächster drankommt. Jurka - hicks - hat sich 'nen tollen Über - Überlebenssarg gekauft."
    Ich stand auf und wischte mir den Mund ab.
    „Hören Sie nicht auf den alten Trottel", sagte die Frau. Der ist ja so betrunken, daß er nicht mehr weiß, was er redet."
    „Da bin ich anderer Ansicht", stieß Kiwibin hervor. „Bekanntlich liegt im Geist des Weins die Wahrheit. Lassen Sie ihn also ruhig ausreden!"
    „Was sind", fragte ich, „Überlebenssärge?"
    Doch Jewgenji war viel zu betrunken, um mir eine Antwort darauf geben zu können. Er drehte sich um und fiel geradewegs in die ausgebreiteten Arme der Frau. Sie schleifte ihn zum kleinen Sofa hinüber, das neben dem Ofen stand. Dort ließ sie ihn fallen. Er rollte sich zusammen und lallte unverständliches Zeug.
    „Was meinte er mit Überlebenssärgen?" fragte ich erneut.
    „Vergessen Sie das schnell wieder!" empfahl mir die Frau.
    Sie wußte nicht, welchen Auftrag wir hatten. Ihr Mann wußte es eben falls nicht. Wir waren vom Politbüro hier eingewiesen worden.
    „Ich würde mich gern noch mal draußen umsehen", wandte ich mich an Kiwibin, der die Suppe auslöffelte. „Dazu brauche ich aber noch etwas Warmes zum Anziehen. Meine Jacke hilft wenig gegen Väterchen Frost."
    „Trägt man so dünne Sachen neuerdings in Moskau?" fragte die Frau neugierig. „Sieht ja schick aus, aber für unsere Gegend ist das nichts. Kommen Sie mal mit hoch! Die Mäntel meines Mannes müßten Ihnen passen. Sie sind zwar etwas sportlicher als er, aber zur Not kann ich die Knöpfe versetzen."
    Kiwibin grinste anzüglich, als ich der Matrone nach oben folgte.

    Der Friedhof lag an einem Hang. Dichtes Tannendickicht versperrte uns den Blick. Rechts von uns stand ein Panzerdenkmal. Zur Erinnerung an die Rückeroberung der Stadt während des Zweiten Weltkriegs hatten sie den ersten T-34 Panzer, der in Saboroschje eingedrungen war, auf einen breiten Steinsockel gestellt. Schnee lag auf dem Panzer, und auf dem Abschußrohr kauerte ein Rabe. „Ich wollte es Ihnen vorhin nicht sagen, Hunter", eröffnete Kiwibin das Gespräch, „aber die Sache mit den Überlebenssärgen ist nichts Neues für mich. Bei meinem Besuch vorige Woche erfuhr ich zum erstenmal davon."
    Ich fröstelte. Obwohl der Mantel mit Pelz gefüttert war, fror ich erbärmlich. Daran war der rasche Wechsel vom warmen Mittelmeer ins kalte Uralgebirge schuld. Es würde wohl noch eine ganze Zeit dauern, bis ich mich an die Witterung gewöhnt hatte.
    „Drücken Sie sich deutlicher aus!" verlangte ich von meinem Begleiter. „Was sind Überlebenssärge?"
    „Ich sprach während des Fluges von der Angst der Leute, lebendig begraben zu werden. Das hat gewisse Aktivitäten hervorgerufen. Die Menschen lassen sich vom Sargtischler Särge anfertigen, die durch einen Warnmechanismus mit der Oberfläche verbunden sind. Das kann ein einfacher Glockenzug sein, der durch ein dünnes Rohr nach oben führt, das kann aber auch eine technisch ausgefeilte Signalanlage sein."
    „Ich verstehe", murmelte ich. Weiße Atemwölkchen zerstoben vor meinem Gesicht. „Die Leute wissen sich anscheinend nicht anders zu helfen. Aber verraten Sie mir eins, Kiwibin: Wurden Fälle bekannt, daß Leute tatsächlich lebendig begraben worden sind?"
    Kiwibin nahm einen ausgiebigen Schluck aus seiner Wodkaflasche. Er reichte sie mir mit der Bemerkung: „Das ist gut gegen die Kälte."
    Auch eine Antwort, dachte ich bei mir. Der Wodka rann wie glühendes Erz durch meine Kehle. Ich merkte, wie er sich in meinem Magen

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